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Prachtvoller Schmuck für jeden Raum: Teppiche von Hossein Rezvani

Stylepark Domotex
Orientteppich 2.0

Egal ob gewebt oder geknüpft, stets steckt im Orientteppich uraltes Know-how, viel Natur und aufwändiges Handwerk. Das ist genau das richtige Rezept für ein erfolgreiches Produkt in digitalen Zeiten, denn die Teppichmacher setzen virtuellen Welten etwas ganz und gar Echtes entgegen.
von Uta Abendroth | 03.12.2019

Wer heute einen alten Orientteppich erbt, ist ein Glückspilz! Denn in Zeiten, in denen gefühlt alle paar Sekunden ein neues Produkt auf den Markt kommt, erlangen Vintage-Objekte einen Status für sich – das gilt auch für Bodenbeläge.

Und so überrascht es nicht, dass der Orientteppich, dem für mehrere Jahrzehnte das Image des Verstaubten und Muffigen anhafte, zurzeit ein kometenhaftes Comeback erlebt. Waren es zunächst die Mid-century-Möbel, deren Qualitäten wiederentdeckt wurden, so geschieht dies nun mit den kostbaren Bodenbelägen aus dem Nahen und Fernen Osten. Und das mit gutem Grund, wie die Teppichdesignerin Nani Marquina erklärt: „Ein Teppich hat sowohl technische als auch ästhetische Vorteile: Er verbessert die Luftqualität in einem Raum, er dämmt gegen Kälte, definiert darüber hinaus die verschiedenen Räume und trägt dazu bei, dass die Objekte auf ihm an Bedeutung gewinnen. Aber natürlich ist ein Teppich auch ein dekoratives Element, das jedem Raum einen persönlichen Stil verleiht."

Auch die Domotex, die Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge, die vom 10. bis 13. Januar 2020 in Hannover stattfindet, richtet ihr Augenmerk dieses Mal besonders auf den Aspekt des Wohlbefindens, den ein Teppich vermittelt. „Wir haben die Messe im Jahr 2020 unter das Leitthema "ATMYSPHERE" gestellt. Diese Wortschöpfung soll verdeutlichen, wie wichtig der Bodenbelag für die Atmosphäre eines Raumes ist – etwa durch Wärmedämmung und Akustik, aber auch durch die Individualität, die er vermittelt", erläutert Sonia Wedell-Castellano, Global Director Domotex, und ergänzt: „Ein Orientteppich mit seiner Schönheit und Geschichte verkörpert dieses Motto geradezu sinnbildlich."

Vielfach setzen Architekten und Interiordesigner die prachtvollen Teppiche als bewusste Brechung einer reduzierten Einrichtung entgegen. Drangvolle Enge bleibt out, aber die wohnliche Atmosphäre, die ein textiler Bodenbelag schafft, wollen viele nicht länger missen. Wie schon bei den Möbeln aus der Jahrhundertmitte, werden die Teppiche vielfach als Blickfang inszeniert, als Centrepiece, das die Wohnzone in besonderer Weise auszeichnet. Dabei sind auch scheinbar gegensätzliche Materialitäten erlaubt und erwünscht: Ein wertvoller Seidenläufer auf einem Betonboden? Kein Problem! So entsteht eine Spannung, bei der Beton und Teppich ihre Wirkung gegenseitig noch verstärken.

Weil aber eben nicht jeder das Glück hat, einen Orientteppich zu erben, ist es umso erfreulicher, dass das jahrtausendealte Handwerk in vielen Regionen Asiens und Nordafrikas nach wie vor höchst lebendig ist. Gebrauchte wie neue Stücke können im qualifizierten Fachhandel oder auch auf Auktionen erworben werden. Einen hervorragenden Überblick über das Angebot vermittelt die Fachmesse Domotex in Hannover, auf der zahlreiche Importeure und Händler ausstellen.

Doch nicht nur die klassischen Orientteppiche – Kelims und Darīs, aus Tibet oder Pakistan, aus Seide oder Wolle – stehen heute zur Auswahl. Eine ganze Reihe von Teppichdesignern hat sich in den letzten Jahren darangemacht, die traditionellen Muster neu zu interpretieren und das kunstvolle Handwerk des Knüpfens mit modernen Formen zu verbinden.

Kein bisschen altzopfig: Kelimteppich in einem modernen Chalet
Orientteppich revisited: "Estambul" von Javier Mariscal für nanimarquina

Nani Marquina und ihrer Teppichmarke nanimarquina etwa gelang der internationale Durchbruch mit "Estambul", einem Entwurf des Designers und Illustrators Javier Mariscal. Das Muster auf der Oberfläche wirkt wie die hingekritzelte Schwarz-Weiß-Zeichnung eines Orientteppichs – heute bereits ein Klassiker. Kunst, die man mit Füßen treten darf, kreiert unter anderem auch Jürgen Dahlmanns, der sein Label Rug Star 2002 in Berlin gründete. Auf seinen handgeknüpften Teppichen in Tibet-Technik lungern Tiger oder es flattern Schmetterlinge, die klassischen Perserteppiche wirken teilweise wie von einem anderen Stern, weil sie in Neonfarben leuchten.

Ähnlich arbeitet auch der Hamburger Hossein Rezvani. Er weiß, dass die iranischen Knüpferinnen stolz ihre Traditionen und Muster bewahren. Aber es gelang ihm, die Perser so zu verändern, dass überlieferte Dekore durch abschnittsweises Weg- oder Auslassen plötzlich wie verblasste römische Fresken wirken. Die Kombination von Wolle und Seide verändert ein Muster je nachdem, aus welcher Richtung man auf den Teppich schaut. Und dann sind es einfach die unglaublichen bis zu einer Million Knoten pro Quadratmeter, die die Rezvani-Exemplare so fein, haltbar und wertvoll machen.

Der Wiener Architekt und Teppichdesigner Kourosh Asgar-Irani hat sich jahrelang mit den Knüpftechniken und den klassischen Mustern persischer Teppiche befasst, die typischerweise in der Mitte ein Medaillon und außen eine Bordüre haben. Dieses Prinzip bricht Asgar-Irani dank eines Algorithmus. Aber auch wenn die Teppiche seines Labels Rugture am Computer designt werden, handgeknüpft werden sie ganz klassisch in einer Werkstatt in Tabriz im nordwestlichen Iran. Letztlich sind Knoten ja nichts Anderes als Pixel.

Ein Teppich des Labels Rugture aus Wien

Die Teppichdesignerin Lila Valadan, die 1984 aus dem Iran nach Hamburg kam, setzt auf Muster, die auf präislamischen Mythen und Philosophien beruht, auf persischer Kunst und Architektur. Die Teppiche sind mal mit Blumen verziert, dann mit geometrischen Mustern und mal sind sie – fast – uni. Eine Knüpferin kann schon mal ein Jahr an einem Stück arbeiten. Dass jeder Teppich ein Unikat ist, liegt in der Natur der Sache. Sharan Naziri, einer der Söhne von Lila Valadan, erklärt das so: „Wie ein Teppich ausfällt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Die Intensität der Sonne variiert je nach Jahreszeit, die Farbstoffe, die wir aus Pflanzen gewinnen, fallen immer wieder unterschiedlich aus, und sogar die Qualität der Wolle variiert, je nachdem, in welcher Region die Schafe leben und wie alt sie sind.“

Der Orientteppich 2.0 mag ein Trendobjekt sein und am Computer gestaltet werden, aber im Wesen ist er Jahrhunderte alt und immer noch analog. Trotzdem – oder gerade deswegen – passt er in jedes Ambiente.

Domotex 2020 – Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge

Messegelände
30521 Hannover

Freitag, 10. Januar bis Montag, 13. Januar 2020

Öffnungszeiten:

täglich 9 bis 18 Uhr


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Avantgarde trifft traditionelles Handwerk: Orientteppich in einem Apartment der Berliner Architekten Gonzalez Haase AAS