Ideen, die man fühlen kann
Jasmin Jouhar: Liebe Johanna, lieber Joel, ihr gehört beide nicht zu den Gründern oder der Gruppe der fünf PartnerInnen von Note. Ihr seid erst dazugekommen, als das Studio schon etabliert war. Was hat euch an dem Konzept interessiert?
Joel Fjällström: Für mich war es die Möglichkeit, die Ergebnisse der Arbeit des Studios wirklich beeinflussen zu können. Teil von etwas zu sein, anstatt lediglich für jemanden zu arbeiten.
Johanna Lundberg: Was mich angezogen hat, war die Möglichkeit, mit Menschen aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten zu können.
Auf der Webseite von Note steht der Satz: "Wir sind ein Studio mit einem starken kollektiven Geist". Wie macht sich dieser Geist im Arbeitsalltag bemerkbar?
Johanna: Indem die drei Kernteams Produktdesign, Innenarchitektur und Grafikdesign über die verschiedenen Disziplinen hinweg zusammenarbeiten. Die Teams stehen ständig im Austausch und unterstützen sich gegenseitig. Ein gutes Beispiel ist die Gestaltung einer Ausstellung oder eines öffentlichen Raums. An solchen Orten gibt es immer auch eine grafische Ebene. Aber anstatt im letzten Moment die GrafikerInnen hinzuziehen, bin ich bei Note von Anfang an in die Projekte involviert. Das Grafikdesign kann sogar die Architektur beeinflussen!
Wie laufen die Designprozesse genau ab?
Johanna: Jedes Projekt startet mit einem Point of Departure, einem Treffen, bei dem eine Reihe von Fragen beantwortet wird, die den Rahmen für das Projekt setzen. Daran sind das eigentliche Projektteam und die Fokusgruppe beteiligt. Die Fokusgruppe schaut während des Entwicklungsprozesses dann von Zeit zu Zeit von außen auf das Projekt. Normalerweise gehört zur Fokusgruppe mindestens eine Person aus einer anderen Disziplin.
Joel: Das Feedback kann total intuitiv sein, ob einem etwas gefällt oder nicht. Es kann auch um technische Fragen gehen. Im Produktdesign beispielsweise brauchen wir unbedingt den Blick der InnenarchitektInnen. Wie wird das Möbel genutzt? Ist es überhaupt praktisch? Würden sie es in ihren eigenen Projekte einsetzen?
Johanna: Aber vieles läuft auch ganz spontan ab. Man kennt ja die Interessen und Qualifikationen der einzelnen Leute. Die greift man sich dann einfach und fragt sie nach ihrer Meinung.
Wenn ihr im Studio etwas entwerft, gibt es dann den einen Moment, in dem eine Person die Verantwortung übernimmt und entscheidet, dass das Design jetzt fertig ist?
Johanna: Die Personen, die an einem bestimmten Projekt arbeiten, leiten dieses Projekt. Es ist jedoch ein transparenter Prozess, so dass immer jemand der PartnerInnen weiß, was passiert. Manchmal sind sie sehr aktiv an der Entscheidungsfindung beteiligt, manchmal werden sie nur informiert. Das hängt von der Art des Projekts ab.
Joel: Meiner Erfahrung nach gibt es solche Momente, aber ich bin mir sicher, dass dies von Team zu Team unterschiedlich ist. Aber es gibt oft auch einen gewissen Spielraum. Wenn mir also etwas wirklich wichtig ist, versuche ich die Leitung des Projekts davon zu überzeugen, sich die Zeit zu nehmen für den letzten Schliff.
Gibt es festgelegte Hierarchien im Studio?
Johanna: Note versucht, Hierarchien aktiv zu vermeiden, das ist eine Herausforderung. Das Kollektiv ist etwas, das wir anstreben, es ist unser Ziel, aber aus vielen Gründen gibt es immer noch eine Hierarchie. Die PartnerInnen sind letztendlich die Verantwortlichen, und sie wissen über alles Bescheid, sei es in Bezug auf das Geschäftliche, die Finanzplanung oder andere heikle Informationen. Ich denke, die Erfahrung, bei Note zu arbeiten, kann sehr individuell sein, je nachdem, wer deine engsten MitarbeiterInnen sind. Es gibt jedoch viel Raum für Fragen, Diskussionen und Debatten – alle sind eingeladen, sich zu äußern, und das wird auch erwartet.
Joel: Ich würde sagen, es gibt eine Hierarchie. Aber die Entscheidungen in den Designprozessen sind weniger hierarchisch und stehen für alle zur Diskussion. Diese Konstruktion soll ermöglichen, dass man so viel Spaß wie möglich an seiner Arbeit hat und sich weiterentwickeln kann. Es gibt einem auch ein Gefühl der Sicherheit, wenn man das Studio und die PartnerInnen als Backup hat, falls es kompliziert oder stressig wird.
Wie würdet ihr das Verhältnis von Kollektiv und Individuum im Studio beschreiben?
Johanna: Kollektives Arbeiten bedeutet ja nicht, dass die Individuen keine Bedeutung haben. Im Gegenteil, bei uns sind die einzelnen Personen sehr stark, sie machen das Studio aus. Ich denke, es geht eher darum, auf Prestige zu verzichten. Die Gründer sind stolz darauf, dass ihre Namen nicht an der Tür stehen. Jede und jeder im Studio wird ermutigt, mitzureden. Wir können unterschiedlicher Meinung sein, und das ist gut!
Joel: Unbedingt! Es gibt die Möglichkeit, zu allem seine Meinung zu sagen. Vielleicht kann man nicht alles entscheiden, aber man kann bei allem mitreden.
Gibt es etwas, das ihr gerne ändern würdet?
Joel: Natürlich lässt sich immer etwas verbessern. Aber das Gute ist, dass es in diesem Studio das Potenzial für Entwicklung gibt.
Johanna: Nichts ist ohne Fehler. Deshalb ist es wichtig, den Input aller TeammitgliederInnen wertzuschätzen und darauf zu reagieren, damit der kollektive Geist gut bleibt.
Wie hat die Pandemie die Arbeit des Studios verändert?
Johanna: Während der Pandemie haben wir viel zuhause gearbeitet. Unsere wöchentlichen Treffen, bei denen wir uns zuvor zum Frühstücken und Diskutieren alle am großen Tisch versammelt hatten, wurden zu einem monatlichen digitalen Meeting. Dadurch haben wir unsere lebendige Diskussionskultur eingebüßt, denn anstelle der ganzen Gruppe präsentierten nur eine oder wenige Personen. Ich denke, das hat uns alle beeinträchtigt, viele Stimmen im Kollektiv blieben ungehört, die Dynamik war weg. Auch die Zusammenarbeit der drei Teams miteinander wurde weniger. Allerdings gab es auch einen positiven Effekt, viele haben gemerkt, dass sie sich zuhause besser konzentrieren können. Dass wir jetzt die Möglichkeit haben, auch im Homeoffice oder sogar in anderen Städten zu arbeiten, wird sehr geschätzt.
Glaubt ihr, dass die Note-Projekt anders aussehen, weil sie im Kollektiv entwickelt werden?
Joel: Ja! Das ist auf jeden Fall unser Anspruch!
Johanna: Wir lieben es, uns von Ideen und Ambitionen überraschen zu lassen. Weil bei uns Raum für jedes Individuum ist, sieht das Ergebnis nicht so angepasst aus.
Joel: Und ich denke, die Projekte werden sich noch unterschiedlicher entwicklen, wenn man sich ansieht, woran wir derzeit arbeiten.
Das Modell des kollektiven Arbeitens verhindert also, dass ein wiedererkennbarer Note-Stil entsteht?
Johanna: Das nehmen wir jedenfalls an. Von außen wird das vielleicht anders wahrgenommen. Kürzlich haben wir einen internen Workshop gemacht, um in Worte zu fassen, wofür Note steht. Wir haben auch über Stil gesprochen, aber wir waren uns einig, dass es uns darum nicht geht. Wir haben uns schließlich auf die Formulierung Ideas you can feel geeinigt. Sei es ein Stuhl, ein Raum, ein gedruckter Katalog oder ein digitales Projekt – es sollte einen dazu bringen, etwas zu fühlen.