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BMW FIZ Future, München

STYLEPARK SIGEL
Mehr als nur ein Arbeitsplatz

BMW und Adacor – ein Großkonzern und ein Mittelständler, die es sich beide zur Aufgabe gemacht haben, optimale Arbeitswelten und -strukturen zu schaffen. Welche Ansätze des New Work haben sie ausgewählt?
von Anna Moldenhauer | 01.10.2020

"Die Grundidee des Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ) der BMW Group waren kurze Wege, die ermöglichen, dass wir crossfunktional und effizient unsere Produkte entwickeln", so der Projektleiter Klaus Kapp. FIZ Nord heißt der neue Bau, der für die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei BMW im Münchner Norden im Rahmen des Programms FIZ Future entstanden ist. Die Arbeit an zukunftsweisenden Technologien wie der Elektromobilität wird hier zentral werden. Insgesamt 4.800 Mitarbeiter der Fachbereiche Antriebsentwicklung und Gesamtfahrzeugentwicklung des international tätigen Automobilherstellers beziehen aktuell nach und nach die Büros und Werkstätten. Alleine der kürzlich fertiggestellte Bauabschnitt 1 umfasst eine Bruttogeschossfläche von 157.000 Quadratmetern. Bei diesen großzügigen Dimensionen einen schnellen Informationsaustausch zu gewährleisten, ist keine leichte Aufgabe. Die architektonische Lösung in Form eines technisch wie strukturell nachhaltigen Baus von HENN Architekten gewann im internationalen Wettbewerb – und der setzt auf viel Tageslicht und Transparenz: Offene, visuell verbundene Flächen, die sich um eine zentrale Treppe gliedern. Diese dient mit mittigen Podesten auch als Sitzfläche für ein kurzes Gespräch. Zudem gibt es auf den Stockwerken selbst halbkreisförmig ansteigende Sitzreihen, die eine offene Kommunikation fördern. "Wir brauchen eine Architektur die Prozessketten unterstützt, die Menschen aus unterschiedlichen Bereichen agil zusammenarbeiten lässt", so Kapp. Werkstatt und Projekthaus wurden in diesem Zuge effizient miteinander verbunden, "Vernetzung von Hardware und Brainware", sagt Klaus Kapp. Und fügt hinzu: "Die Branche verändert sich stetig, daher brauchen wir flexible Raumstrukturen, die idealerweise auch noch 2050 Jahren funktionieren".

Die Layouts der Ebenen sind so konzipiert, dass darauf verschiedene Arbeitsformen wie "Connect", "Collaborate", "Relax", "Concentrate" und "Communicate" unterstützt werden. Je nach Aufgabenstellung können die Mitarbeiter die für sie passende Fläche auswählen. "Für uns ist es wichtig, dass wir crossfunktionales Arbeiten ermöglichen, sprich mehrere fachliche Abteilungen arbeiten gemeinsam an einem Thema. Um ein komplexes Produkt wie ein Auto herzustellen, muss von den Ingenieuren eine hohe Integrationsleistung erbracht werden", so Kapp. Integriert werden auch die Kollegen, die remote arbeiten – über digitale Lösungen sowie einen Wechsel aus Präsenz- und Mobilarbeit. Um das agile Arbeiten auf multifunktionalen Flächen zu ermöglichen, setzt BMW smarte Technologien zur optimierten Planung der Flächenbelegung ein. Besucher können sich so beispielsweise mit Hilfe einer Indoornavigation via App zu dem gewünschten Platz führen lassen. Auch für die Besprechungsräume im FIZ Future hat BMW eine schlaue Lösung erdacht: Über eine Check-in/ Check-out Funktion ist ganz einfach einzusehen, welche Flächen frei sind. Findet der Check-in nicht statt, wird der Raum automatisch vom System freigegeben. "Wir versuchen über diese Organisationstools unseren Mitarbeitern die tägliche Arbeit zu erleichtern", so Klaus Kapp.

Management zum Wohlfühlen

Ein funktionierender Informationsfluss zwischen den Teams – das war auch ein Anspruch für das Webhostingunternehmen Adacor mit Sitz in Offenbach und Essen, das bereits mehrfach von dem international tätigen Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to work ausgezeichnet wurde. "Eine transparente, empathische Kommunikation mit den Mitarbeitern ist das A und O, um beste Arbeitsergebnisse zu erzielen", so Kiki Radicke, Leitung People & Culture bei Adacor. Für die kürzliche Neugestaltung der 2.400 Quadratmeter großen Bürofläche am Standort Offenbach wurde so ein Wechsel aus Teambüros und freien Flächen geschaffen. Auf diesen bieten sechs wohnlich eingerichtete Meetingräume viel Platz für den internen Austausch, inklusive Telefonzellen und Rückzugszonen für konzentriertes Arbeiten oder eine Pause. "Mit der Öffnung der Räume haben wir ein positives Arbeitsumfeld geschaffen", sagt Radicke. Auch wenn man sich am Standort Offenbach mit 65 Mitarbeitern dafür entschieden habe, den Mitarbeitern feste Arbeitsplätze statt das Konzept des Desk-Sharing einzurichten, böten die gemeinsam genutzten Flächen doch deutlich mehr Möglichkeiten zum Austausch als bei der vorherigen Organisation auf mehreren Etagen, resümiert sie.

Das für ein Gelingen des New Work bedarfsorientierte Flächennutzung und soziale Unternehmenskultur Hand in Hand gehen müssen, hat Adacor zudem früh verstanden. Für die Raumaufteilung und Gestaltung der Fläche konnten sich die Mitarbeiter mit Ideen und Wünschen beteiligen, sei es ein Eltern-Kind-Büro mit Spielangeboten, einen Fitnessraum oder genderneutrale WC-Räume. Die geforderte Balance zwischen Homeoffice und regulärem Büro im Zuge der Pandemie konnte das Webhostingunternehmen dank der digitalen Grundausrichtung gut meistern – dennoch gab es auch für Adacor Herausforderungen zu bestehen. "Das Homeoffice funktioniert für uns gut, allerdings fehlt der menschliche Austausch und der ist ausschlaggebend beim agilen Arbeiten. Meetings via Videochat haben eine Agenda, auf der Fläche im Büro kann man leichter Hilfestellungen geben oder Stimmungen auffangen. Daher setzen wir auf eine Mischung der beiden Konzepte, um die Teams in Verbindung zu halten", so Radicke. Damit sich die Kollegen im Homeoffice weiterhin dem Unternehmen zugehörig fühlen, ist dem Human Ressources Team kein Aufwand zu viel: So werden beispielsweise wöchentlich kleine Aufmerksamkeiten an die Heimarbeiter versendet, vom Büromaterial bis zum Feierabendbier. Dazu gibt es regelmäßige Teamevents wie Filmabende, für die das Büro kurzerhand umfunktioniert wird. Damit die Mitarbeiter auch körperlich fit bleiben, bietet Adacor ein Sportangebot mit Personal Trainer, das im Zuge der Pandemie intern auch digital zur Verfügung steht. "Die Gemeinschaft und die Freude an der Arbeit aufrecht zu erhalten ist etwas, dass aktiv von der Führung gestaltet werden muss", sagt Radicke. Und fügt an: "Als Arbeitgeber sollte man nicht nur Erwartungen stellen, sondern auch in Gegenleistung treten".