Neue Tische: Von Materialfetisch bis Zen-Faktor
Vergleichen wir einmal Tische mit Hunden: Über Jahrtausende hat der Mensch seine ganze Kreativität aufgeboten, um aus einer an sich simplen Sache einen beeindruckenden Variantenreichtum zu erzeugen. Und so wie Chihuahua und Deutsche Dogge bekanntlich doch vom Wolf abstammen, haben wir aus einer Platte mit Beinen dran die Festtafel genauso wie die am Sofa eingehängte Ablage gezüchtet. Und unsere Kreativität ist beim Tisch längst noch nicht erschöpft, wie Designer und Hersteller zum Salone del Mobile 2017 in Mailand unter Beweis stellen. Vom kräftigen Großkaliber bis zum aufmerksamkeitssuchenden Schoßhündchen ist alles dabei.
Das Frankfurter Möbellabel e15 beispielsweise, ein ausgewiesener Tischspezialist, hat sich mit seinem neuen "Trunk Table" selbst übertroffen: Eine aus einem einzigen Stamm eines Nussbaumes gefertigte Platte ruht auf einem Gestell aus massivem Messing. Bislang noch ein Einzelstück, sollte man vor der Bestellung des Schwergewichts nicht nur kräftige Spediteure finden, sondern auch seinen Statiker zu Rate ziehen. Ebenfalls nicht an Gewicht gespart haben Barber Osgerby mit ihrem "Aes" für Hermès: Der schwarze, niedrige Tisch ist aus Bronze gegossen. Einiges wiegen wird wohl auch die Tischserie "Ballerina", vom Filigran ästheten Nendo für Edizioni Marsotto – auch wenn die Serie so leichtfüßig daherkommen.
Bei solch herrlichen Einzelstücken darf man nicht vergessen, dass Tische ebenso Teamplayer sein können. So stellen viele Hersteller nun ihren Stuhlfamilien auch passende Tische zur Seite. Dabei geht es nicht um den großen Auftritt, sondern um Unterordnung im Rudel. Magis zeigte dies mit "Mila" von Jaime Hayon und Maruni mit "T&O" von Jasper Morrison. Moroso präsentiert unter dem Namen "Green Light" eine Kooperation mit dem Olafur Eliasson, der ein Regal wie einen dazu passenden Tisch auf Basis eines dreieckigen Moduls entwickelt hat. Und das Tisch-Äquivalent zum Chihuahua? Das sind wahrscheinlich die tragbaren Beistelltische, die immer dorthin wandern, wo gerade Ablagefläche gebraucht wird. Leicht müssen sie sein, und klein – wie zum Beispiel das Modell „Carmina“, das Ludovica und Roberto Palomba für Driade entworfen haben. Eines der drei Beinchen kringelt sich kokett zur Schleife, die als Tragegriff dient. Das Beste an all den langbeinigen, kurzbeinigen, eckigen oder runden Tischen? Sie sind ab Werk stubenrein.