SALONE DEL MOBILE 2017
Schön verstaut: Wohin mit den ganzen Sachen?
Eines der wohl unbeliebtesten Themen beim Einrichten ist das gekonnte Verstauen der Habseligkeiten. Denn wenn der Platz für den Esstisch gefunden und die Sitzgruppe arrangiert ist, bleibt die leidige Frage: Wohin mit all dem Kram, den Büchern, Vasen, Tellern, den Urlaubserinnerungen und Erbstücken? Eigentlich schade, denn Stauraum ist nicht allein ein notwendiges Übel. Und wie wir unsere Siebensachen aufbewahren, erzählt auch etwas über uns: Die einen inszenieren ihre japanischen Teekannen wie im Museum, Bildbände und antiquarische Erstausgaben arrangieren sie luftig-leicht im Bücherregal. Andere wiederum stopfen ihre vom Leben zusammengewürfelte Büchersammlung auf's viel zu klein Board – am besten zweireihig. Geschlossene Fronten bieten einen oberflächlichen Anschein von Ordnung, doch Schubladen und Fächer sind übervoll und damit die meisten Sachen auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Die Möbelindustrie ist sich der verschiedenen Ordnungstypen wohl bewusst und hält in diesem Jahr ein breitgefächertes Angebot an Stauraummöbeln bereit, wie ein Rundgang über den Salone del Mobile zeigt. Für die Kuratoren des Zuhauses gibt es bei De Padova beispielsweise das filigrane Regalsystem von Studio MA/U, das jedes Objekt in ein Ausstellungsstück verwandelt. Die Minimal-Konsole "086" von den Bouroullecs für Cassina ist sicherlich kein Raumwunder, bereitet dem Lieblingsstück aber die ideale Bühne. Kommoden aus Glas leisten als Vitrinen im heimischen Museum gute Dienste. BD Barcelona etwa zeigte in Mailand "Dalia" von Joel Escalona, bei der die schmiedeeisernen Ornamente der Hülle nichts verbergen, sondern vielmehr den Blick auf den Inhalt lenken.
Für chaotisch veranlagte Naturen empfehlen sich naturgemäß geschlossene Aufbewahrungslösungen, die neben dem aufgeräumten Eindruck noch einen Vorteil haben: Die Fronten der Schränke, Sideboards und Kommoden bieten viel Platz für Gestaltung. Das Inhouse-Designteam von Driade beispielsweise beweist mit der Produktfamilie "Ziqqurat", dass sich Blockstreifen und Blumenmuster nicht nur auf Sommerkleidern gut machen. Der spanische Designer Jaime Hayon hat für den Quarzsteinhersteller Ceasarstone den Schrank "Clown" entworfen: Die Front des Schranks ziert ein – wer hätte es geahnt – Clownsgesicht, dessen abstehende Ohren als Türgriffe dienen. Bei De Castelli widmet man den gesamten Messestand dem Thema Stauraum – mit verschiedenen Regalen und Kastenmöbeln. Besonders gelungen ist das Sideboard "Elisabeth" mit der plissierten Front von Nathalie Dewez.
Und weil wie immer im Leben die meisten Menschen auch beim Ordnungsverhalten irgendwo zwischen den Extremen dümpeln, bietet der Markt eine enorme Bandbreite mehr oder weniger bedeckter Aufbewahrungsmöbel an, die mit satiniertem Glas, durchlöcherten Platten oder Gittern die Reize der Beinahe-Verhüllung inszenieren: Für chaotische Kuratoren und kuratierende Chaoten.