to © Sophia Walk, Stylepark
Nach Diktat verreist
|
von Sophia Walk
11.05.2014 Könnten sich ein Museumsbau und eine Ausstellung an die Hand nehmen und sagen: „Komm, wir erzählen etwas über die Postmoderne!“, gäbe es wohl kein treffenderes Paar als das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main und die Ausstellung „Mission: Postmodern – Heinrich Klotz und die Wunderkammer DAM“, die am 9. Mai 2014 eröffnet wurde. Es ist die Jubiläumsausstellung des Hauses, denn in diesem Jahr, am 1. Juni, feiert das Museum seinen 30. Geburtstag. An der Wiege des DAM stand 1984 Gründungsdirektor – und Vater der Sammlung – Heinrich Klotz. Ein Mann, so bekommt man in der Ausstellung den Eindruck, ohne Rast und Ruh’ und der seine Erlebnisse und Begegnungen auf ein Diktaphon sprach. Diese Tonbandaufzeichnungen, die „Klotz Tapes“, wie Oliver Elser, Kurator der Ausstellung, diese nennt, sind der Schlüssel zur Ausstellung. Schon der Museumsbau selbst gehört zur Ausstellung. Denn hier treffen sich zwei alte Bekannte der Architekturgeschichte: die Gründerzeit und die Postmoderne. 1979 erhielt der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers (1926 bis 2007) den Auftrag zum Umbau der Gründerzeitvilla am Museumsufer, die im Jahr 1912 nach Plänen des Architekten Fritz Geldmacher (1869 bis 1947) erbaut worden war. Und auch wenn Oswald Mathias Ungers zeitlebens konstatierte: „Mit dieser Postmoderne habe ich nichts zu tun“, ist seine Entwurfsstrategie eines Hauses im Haus vollkommen postmodern: Drei Fassadenteile bleiben stehen, das Gebäude wird von Grund auf entkernt und im Inneren neu errichtet. Die Wege zum Direktor Die Ausstellung selbst ist unterteilt in Themenbereiche, die eng verknüpft sind mit den vielfältigen Aktivitäten von Heinrich Klotz. Nach Anspielungen auf den damaligen Zeitgeist, betritt man das Direktorenzimmer, das in seinen Orginalmaßen für die Ausstellung rekonstruiert wurde und in dem das Originalmobiliar steht, das Ungers für den Gründungsdirektor Klotz entworfen hat. Drei Eingänge führen in das Zimmer und stehen sinnbildlich für drei „Meilensteine“ im Schaffen von Heinrich Klotz, bevor den Posten des Direktors des DAM bekleidete. „Zeugs“ auf Nussbaumfurnier Nach dem Direktorenzimmer folgen Register vergangener Ausstellungen, die durch jeweils eine große Abbildung die damaligen Ausstellungssituationen wieder aufleben lassen: In „Bau, Steine, Scherben“ übt Klotz mittels Karikaturen Kritik an bestimmten architektonischen Haltungen. Auch die Ausstellungen „Revision der Moderne“ und ihr Gegenstück, die „Vision der Moderne“, sind in diesen Registern vertreten. Im ersten Obergeschoss öffnet sich dem Ausstellungsbesucher zwischen zwei mit Nussbaumfurnier verkleideten Wandscheiben die sogenannte „Wunderkammer“. „Lass doch den ganzen Bau leer und kauft Euch einen Schuppen nebenan, wo ihr all Euer Zeug ausstellen könnt!“ zitiert Klotz auf einer seiner Tonbandaufzeichnungen von 1984 Oswald Mathias Ungers. Die wichtigsten Werke dieses „Zeugs“, also der Sammlung, die Klotz zwischen 1979 und 1989 aufbaute, zeigt das DAM in dieser Wunderkammer: Ein Kosmos aus Architekturzeichnungen. Frankfurter Postmoderne Ein gesonderter Teil der Ausstellung widmet sich der Postmoderne in Frankfurt. Viele dieser Bauten aus dieser Zeit dienen kulturellen Zwecken: Das Museum für Moderne Kunst von Hans Hollein, das Archäologische Museum von Josef Paul Kleihues, das Museum für Angewandte Kunst von Richard Meier, die Erweiterung des Liebieghaus von Scheffler und Warschauer. Hinzu kommen das Torhaus der Messe von Oswald Mathias Ungers und der Messeturm von Helmut Jahn – um nur einige zu nennen. Die Ausstellung verfolgt das Ziel das DAM wieder einmal zu einem Ort von kontroversen Diskussionen werden zu lassen. Mission: Postmodern |
Mit Ungers’ Umbau der Villa am Frankfurter Mainufer zog die Postmoderne in den Gründerzeitbau ein. Foto © Sophia Walk, Stylepark
Für die Ausstellung „Mission: Postmodern – Heinrich Klotz und die Wunderkammer DAM“ wurde Heinrich Klotz’ Direktorenzimmer nachgebaut. An den Wänden sind einige O-Töne des DAM-Gründungsvaters zu hören und zu lesen. Foto © Sophia Walk, Stylepark
Die Außenwände des Direktorenzimmers zeigen Heinrich Klotz’ Wege zum Direktor. Weg 1 ist sein Buch „Die röhrenden Hirsche der Architektur“, in dem er den Kitsch in der Architektur erklärt. Foto © Sophia Walk, Stylepark
ark
|
Foto © Sophia Walk, Stylepark