Die Vorstellung, das eigene Heim könne eine Schutzburg vor der Außenwelt sein, war wohl schon vor der Erfindung des W-Lan eine sentimentale Illusion. Schließlich bildet der Innenraum neben gehäkeltem Individualismus doch seit jeher die private Kehrseite von Zeitgeist, wirtschaftlicher Entwicklung und technischen Möglichkeiten ab. Und vor allem für Planer, Architekten und Designer stellt die Wohnwelt ein spannendes Arbeits- und Experimentierfeld dar.
Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein bietet in diesem Sommer gleich drei Ausblicke über dieses Terrain. Anlässlich des 100. Geburtstages von Charles Eames, werden im Feuerwehrhaus bis zum 28. Oktober Arbeiten aus dem gemeinsamen Werk von Charles und Ray Eames gezeigt. Möbelentwürfe und Prototypen, die zum Teil noch nie in Europa zu sehen waren, lenken den Blick auf ehemalige Vorstellungen zum Wohnen, während die zeitgleich bis zum 16. September stattfindende Ausstellung "My Home - Sieben Experimente für ein neues Wohnen" Entwurfsarbeiten zur Gegenwart fokussiert.
Dabei werden Visionen von sieben international tätigen Designern und Architekten präsentiert, die allerdings kein Programm für den Innenraum im kommenden Jahrhundert abbilden wollen, sondern die vielmehr individuelle Entwurfs- und Produktionsstrategien darstellen. Die so genannten Interventionen zeigen Arbeitsschwerpunkte und Konzepte von Designern wie Jurgen Bey, Erwan und Ronan Bouroullec, Fernando und Humberto Campana, Hella Jongerius, Greg Lynn, Jürgen Mayer H. und Jerszy Seymour.
Verbindendes Element bleibt bei aller Eigenständigkeit der Arbeiten der experimentelle und forschende Ansatz. Denn von der Farbuntersuchung über die Wohnlandschaft für Roboter bis hin zum Möbelexperiment aus Kartoffelstärke, geht es hier nicht um das Gesamtkunstwerk oder die Wohnutopie, sondern darum, einzelne Wohnelemente in all ihren Möglichkeiten zu erforschen und Gewohnheiten und Bedürfnisse auszuloten. Dass dabei Architektur, Design und Kunst miteinander verschmelzen, erhöht den Reiz und die Vielschichtigkeit der ausgestellten Arbeiten. Als dritter Streich in der Ausstellungsreihe war außerdem bis zum 17. Juni die vitra Edition 2007 zu sehen. Bei der Edition handelt es sich um Möbel- und Intérieurentwürfe von 17 Gestaltern, die ihre Arbeiten in völliger künstlerischer Freiheit entwickeln konnten. Die entstandenen Entwürfe bieten je nach Designer sowohl in technologischer Hinsicht, wie auch unter soziokulturellen Aspekten und künstlerischer Originalität interessante Perspektiven auf das Wohnen von morgen. Eine Auswahl von Produkten wird für die vitra Edition jeweils als Prototyp oder in limitierter Serie hergestellt und ist sogar schon in der Gegenwart zu erwerben.