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Nachhaltige Ehrung

Das Munch Museet in Oslo bietet eine polarisierende Architektur und ein thematisch passgenau abgestimmtes Interieur. Zudem ist es Teil des Programms "FutureBuilt", das klimaneutrale Stadtquartiere auf Grundlage hochwertiger Architektur schaffen will.
von Anna Moldenhauer | 09.11.2021

Mit dem kürzlich in Oslo eröffneten Munch Museet haben Herreros Arquitectos dem expressionistischen Oeuvre des 1944 verstorbenen norwegischen Malers und Grafikers Edvard Munch ein monumentales Gebäude gewidmet: Auf 13 Stockwerken wird der Nachlass des Künstlers mit knapp 28.000 Bestandteile ausgestellt, darunter Gemälde, Drucke, Zeichnungen, Möbel, Werkzeug und Notizen – eine der weltweit größten Sammlungen von Werken eines einzelnen Künstlers. Für den Bau aus kohlenstoffarmem Beton und recycelten Stahl entschieden sich die Architekten Jens Richter und Juan Herreros für ein einfaches wie einzigartiges Volumen: Auf einem flächig anlegten Sockel türmen sich zurückgesetzt die oberen Geschosse auf, die mit zunehmender Höhe in einer formalen Verneigung vor der Stadt münden. Verkleidet sind diese mit recycelten und perforierten Aluminiumplatten, die als Sonnenschutz dienen. Sie reflektieren in unterschiedlicher Transluzenz das Sonnenlicht und verleihen dem Bau je nach Tageszeit eine andere Wirkung. In den letzten drei Etagen ist die Fassade teils verglast und bietet inklusive der begrünten Aussichtsplattform auf dem Dach einen herrlichen Blick über die Bjørvika-Bucht.

Im Inneren der Ausstellung werden den BesucherInnen keine Laufwege vorgegeben: Das Lebenswerk von Edvard Munch sowie die Gegenüberstellung mit dem Werk anderer KünstlerInnen in wechselnden Ausstellungen kann so in elf Sälen frei erkundet werden. Um inmitten der Exponate einen Moment inne halten zu können, haben die Designer Andreas Engesvik und Jonas R. Stokke gemeinsam mit Vestre eine Tisch- und Stuhlserie mit dem passenden Namen "Munch" entworfen. Die breiten Sofabänke, Loungesessel und Stühle bestehen aus einem elastischem Stahlgeflecht, das über einen robusten Stahlrahmen drapiert ist. Hinzu kommen abnehmbare Kissen aus Wollstoff. Darüber hinaus entwarf das Duo für das Museumscafé einen Cafetisch mit passendem Stuhl. Für die Farbgebung ließen sich Engesvik und Stokke von Edvard-Munch-Gemälden inspirieren und kreierten in Zusammenarbeit mit dem Farbhersteller Jotun drei Töne: "Skin", "Hair" und "Night". 4.500 Quadratmeter Fläche bietet das neue Museum nun und lässt dank seiner vertikalen Geometrie weiterhin ausreichend öffentlichen Raum auf dem Grundstück. Zudem zählt das Gebäude in Passivhausbauweise zu den Pilotprojekten des Programms "FutureBuilt", das vorsieht in den kommenden zehn Jahren 50 Architektur- und Quartierplanungsprojekte umzusetzen, die mit Blick auf die derzeitigen Standards eine um 50 Prozent bessere CO2-Bilanz aufweisen. Der Bau ist so unter anderem an eine Seewasserkühlanlage angeschlossen und bietet zwei energieeffiziente Klimazonen, die ideal auf die jeweilige Nutzung der Flächen abgestimmt sind.

Timelapse Munchmuseet, glidestøp