Stylepark Mosa
Flush mit neuen Fliesen
Alles begann mit einer Brücke. Die Römer bauten sie über die Maas, die sie Mosa nannten. Aus der Festung Mosa Traiectum – Maasbrücke – wurde die Stadt Maastricht. Und schon zu Römerzeiten entstand auch auf der anderen Flussseite eine Siedlung – ein vicus. Wyck hieß der später und im 19. Jahrhundert entwickelte sich hier eine blühende Keramikindustrie. Auch Louis Regout baute hier seine neue Fabrik, die er nach dem nahen Fluss "Mosa" nannte.
Heute ist Mosa ein führender europäischer Fliesenhersteller und Wyck ein junges und lebendiges Wohn-, Kultur- und Freizeitquartier, das sich bei den Maastrichtern größter Beliebtheit erfreut. Hier reiht sich nicht nur Lokal an Lokal, auch wichtige Kulturinstitutionen sind herübergezogen: Das Bonnefantenmuseum, das bedeutendste Museum der Stadt, residiert in seinem ikonischen Bau des italienischen Architekten Aldo Rossi am Maas-Ufer, und das Centre Céramique, ein Mehrzweckbau von Jo Coenen, beherbergt ein Ausstellungszentrum und die Stadtbibliothek.
Vor Kurzem hat der CEO von Mosa, Remon Veraart, gemeinsam mit Geschäftsleuten aus Wyck und der PR-Spezialistin Véronique van den Eertwegh die Idee entwickelt, die vielfältige Nachbarschaft mit einem besonderen Projekt zu feiern: "Flush". Dabei haben Studenten der renommierten "Maastricht Academy of Fine Arts and Design" mit Fliesen aus den Mosa-Kollektionen ganz besondere Sanitärräume für insgesamt neun Museen, Restaurants und Geschäfte in Wyck entworfen.
Die Entwürfe nehmen immer Bezug zu der Umgebung, für die sie bestimmt sind. Die Ansätze geben sich dabei mal spielerisch, mal streng, erweisen sich aber immer als höchst individuell. So gestaltete Rob Stoffels für das ambitionierte Burger-Restaurant "Burgerlijk" einen Toilettenbereich, dessen Fliesen in rot, gelb, orange und weiß auf die Flammen des Grills anspielen. Im asiatischen Restaurant "Umami" greift das Design das in der gesamten Einrichtung dominierende Violett auf, wobei die Designerin Dimphy Snel aus schlichten quadratischen Fliesen ein rein grafisches Muster geschaffen hat, bei dem verschiedene Violetttöne jeweils mit einer zweiten Farbe kontrastiert werden. Im schicken "Townhouse Hotel" sind Michelle Zwinkels und Bojanna Aleksic zu Werke gegangen und haben die Toilettenkabinen im Untergeschoss mit sonnengelben Wandfliesen ausgestattet, während sie den Vorraum und die Fußböden mittelgrau fliesen ließen. Die Farbkombination lässt an Innenarchitekturen aus den fünfziger und sechziger Jahren denken, ein Eindruck, den die zarten Wandlampen mit ihren gefältelten Schirmen noch verstärken.
Die neuen Sanitärräume im Bonnefantenmuseum von Mariya Molotnikova warten für den Besucher mit einer besonderen Überraschung auf: Während die Vorräume mit den Waschbecken in zurückhalten Farben gefliest wurden, sind in den Toilettenkabinen kleine Medaillons in die Wandfläche eingelassen. Auf diese Plaketten sind Augenpartien aus Ölporträts aufgedruckt, die im Museum ausgestellt sind. Sie stellen nicht nur eine Verbindung zur Sammlung her, sie sind auch eine charmante Provokation, fühlt man sich bei der Toilettenbenutzung doch immer ein wenig beobachtet.
Ganz anders hat Alexander Schul das Zusammenspiel von Kunst und Innenarchitektur in den neuen Sanitärräumen des Centre Céramique umgesetzt. Hier sind es gläserne Sphären, die einen Kontrapunkt zu einem strengen grafischen Rahmen aus anthrazitfarbenen und weißen Fliesenflächen setzen. In den konvexen Glasgebilden werden zukünftig Exponate aus der stadtgeschichtlichen Sammlung des Hauses ausgestellt sein. Die gewölbten Vitrinen dienen dabei zugleich als Spiegel, die den Raum weiten und verfremden.
Es ist verblüffend, wie wenig es im Grunde braucht, um diese gestalterisch so oft vernachlässigten Orte in echte Attraktionen zu verwandeln. So unterschiedlich wie die Entwürfe sind übrigens auch die von den Gestaltern ausgewählten Fliesen aus dem Mosa-Sortiment. Während einige der Design-Studenten begeistert auf die breite Palette von Fliesen in leuchtenden monochromen Farben zurückgegriffen haben, wählten andere bewusst Designs, die den übrigen Elementen im Raum optisch den Vortritt lassen.
Für welche Farben und für welche Fliesen sich die Designer auch entschieden haben: Es gibt jetzt neun weitere gute Gründe für die Maastrichter, sich auf die andere Flussseite nach Wyck zu begeben. Wie gut, dass es die Brücke gibt.