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Ein bisschen Spaß muss sein: Zum Auftakt des Wettbewerbs hatten die Initiatoren eine Badewanne als Partykulisse für Posts auf Instagram und Snapchat hergerichtet. Die Studierenden ließen sich das nicht zwei Mal sagen.

Werde das neue Du

von Jasmin Jouhar | 07.11.2016

Die Initiatoren des Studentenwettbewerbs „Cross-Border Design Contest“ in Maastricht hätten schwerlich einen besseren Mentor finden können als Ron Arad. Denn der Londoner Designer und Architekt hatte einen wirklich guten Rat für den Nachwuchs parat: „Genießt das Leben und macht das, was euch interessiert und was ihr gut könnt“. Zum Auftakt des Wettbewerbs gab er, um die Teilnehmer zu inspirieren, einen Einblick in seine Arbeit, warnte aber gleichzeitig davor, andere Designer nachzuahmen: „Versuch nicht, der nächste Philippe Starck zu werden. Werde das neue Du.“

Nicht ohne mein Ipad: Der Designer und Architekt Ron Arad hat immer ein kleines Tablet dabei, voll mit Fotos, Skizzen und Videos seiner Projekte. Auf dieses digitale Archiv greift er mit Vergnügen bei jeder Gelegenheit zurück.

Der „Cross-Border Design Contest“ ist eine Initiative der südniederländischen Region Limburg mit ihrer Hauptstadt Maastricht. Zum ersten Mal ausgelobt, nehmen Studierende von niederländischen, deutschen, belgischen und britischen Designhochschulen daran teil, die aufgrund hervorragender Leistungen aufgefallen sind. Ziel ist es, ein Interior-Objekt zu entwerfen, das etwas von der DNA der Region Limburg verkörpert. Diese wird gern als Klein-Europa bezeichnet, liegt die Region doch näher an Belgien und Deutschland als an den niederländischen Metropolen Amsterdam und Rotterdam. Weshalb es nahelag, den Designwettbewerb von vornherein grenzüberschreitend zu gestalten. Und tatsächlich erweist sich die Gegend als besonders offen: Problemlos wechseln die Menschen beim  Sprechen vom Niederländischen ins Deutsche oder Französische und wieder zurück. Zudem gelten die Limburger als pragmatische Macher und Brückenbauer über alle Grenzen hinweg. Die teilnehmenden Studierenden hatten zum Auftakt des Wettbewerbs in Maastricht zwei Tage lang die Gelegenheit, die Region und ihren besonderen Charakter kennenzulernen.

Zum Auftaktprogramm gehörte auch ein Besuch in der Produktion des Möbelherstellers Leolux im limburgischen Venlo.

Zum besonderen Charakter Limburgs gehört auch seine Designkultur. In Maastricht beispielsweise ist der Fliesenhersteller Mosa schon seit mehr als 130 Jahren beheimatet. Bis heute produziert das Unternehmen ausschließlich in den Niederlanden, und das soll auch so bleiben. Der Flagship-Store von Mosa unweit des Maastrichter Hauptbahnhofs bildete dann auch den perfekten Rahmen für den Auftakt zum „Cross-Border Design Contest“.

In einem ehemaligen Fabrikgebäude unweit des Maastrichter Hauptbahnhofs hat sich der Fliesenhersteller Mosa einen Flagshipstore eingerichtet. Trotz Sanierung haben die alten Backsteinhallen ihren rohen, industriellen Charme bewahrt.

In einer der alten Industriehallen trafen sich die teilnehmenden Studierenden mit Professionals aus der Limburger Designszene. Mosa-Geschäftsführer Remon Veraart begrüßte die Gäste und betonte, wie wichtig das Design für sein Unternehmen ist: „Wir arbeiten sehr gerne mit kreativen Menschen zusammen und mit Menschen, die Qualität schätzen.“ Nach dem Vortrag von Ron Arad ging es weiter nach Venlo, wo mit Leolux eine weitere Designfirma der Region ihren Sitz hat. Die Studierenden besichtigten die Fabrik des Sitz- und Polstermöbelherstellers, einem Familienunternehmen, das seine Produkte ebenfalls ausschließlich in den Niederlanden herstellt. Zum Abschluss besuchten die Teilnehmer des Wettbewerbs einen Tag lang die Ausstellungen der Dutch Design Week in Eindhoven.

Immer für eine Show zu haben: Ron Arad berichtete zum Auftakt des Wettbewerbs von seinen Anfängen als Designer.

Der Wettbewerb läuft bis zum 31. März 2017, dann verkündet die Jury den Gewinner. Der beste Beitrag wird mit 2.500 Euro ausgezeichnet. Alle eingereichten Entwürfe werden anschließend im Designmuseum Cube in Kerkrade in der Nähe von Maastricht ausgestellt. Das sind verlockende Aussichten für Studierende, die sie sicher anspornen werden. Für ihre Arbeit aber mögen die zwei gemeinsamen Tage in Limburg entscheidender gewesen sein – zumindest, wenn Ron Arad recht hat mit seiner Einschätzung: „Die Mitstudenten waren für mich viel wichtiger als die Lehrer“, bekannte er über seine eigene Studienzeit. „Das Beste, was ich aus der Hochschule mitgenommen habe, war die Zeit mit den anderen Studenten. Mit anderen aufregenden, kreativen, freundlichen, liebenden Menschen.“