Ein Spiel, das zumindest hierzulande jeder kennt: Mensch, ärgere Dich nicht!
Nils Holger Moormann, zuhause in Aschau im schönen Chiemgau, ist und bleibt ein Schelm. Das haben wir schon immer gewusst, musste man sich doch nur die Namen seiner Möbel – beispielsweise „Moorless“, „Siebenschläfer“, „Hut ab“ oder „Liesmichl“ – auf der Zunge zergehen lassen, um zu bemerken, dass hier immer etwas urbayrischer oder gar Karl-Valentin’scher Humor und Sprachwitz im Spiel sind.
Auch steht vor dem schönen Aschauer Landgasthaus „berge“, das gewiss keine schlichte Her-berge und schon gar nichts für sogenannte höhere Herren ist, ein Schild, das eben das aufs Schönste zum Ausdruck bringt, indem es den ordnungsliebenden Imperativ „Einfahrt freihalten“ kurzerhand in „Freiheit aushalten“ übersetzt. Allein schon an der Tatsache, dass Moormann bewusst kein Anagramm formt – und zum Beispiel „Freifahrt einhalten“ oder „Inhalt freie Fahrten“ schreibt –, lässt sich seine poetische Meisterschaft ablesen.
Und nun also das: kein Stand in Mailand! Moormann kommt nicht. Moormann verzichtet. Aus guten Gründen. Er verzichtet aber nicht und grollt und baut seinen Frust rund um Aschau radelnd ab, nein, er nimmt es, wie es gekommen ist und macht das Beste daraus: Ein Messespiel.
Das geht, etwas verkürzt, in etwa so: Nils Holger bleibt Nils Holger. Und der hält im Spiel nüchtern fest:
Rückblick 2012: Die Standfläche war zwar größer, die Lage des Stands war jedoch enttäuschend. Nils möchte 2013 einen anderen Platz!
Die Arbeit an den neuen Produkten geht unterdessen weiter. Noch immer muss Holz nachgelegt werden, damit es im Haus warm bleibt. Doch nicht nur das Frühjahr lässt in diesem Jahr auf sich warten.
Die Standzuteilung von Mailand lässt auf sich warten. Setze eine Runde aus.
Nils Holger lässt sich dadurch nicht entmutigen. Das wird schon noch. Man kennt das ja. Es ist immer dasselbe, vor Mailand! Man glaubt, nichts würde fertig werden, bis es dann eben doch noch etwas wird, in letzter Sekunde. Weiter südlich bewegt sich freilich immer noch nichts.
Eigentlich müsste die Standzuteilung längst da sein. Die Messepläne müssten abgegeben sein. Wie geht es weiter? Berate Dich mit dem nächsten Spieler hinter Dir. Beide setzen eine Runde aus.
Schon wieder warten. Die neuen Möbel müssen trotzdem fertig werden! „Tagedieb“ heißt das neue Bett. Gestaltet hat es Carmen Buttjer. Und auch wenn das Bett so heißt, Tage stiehlt es nicht. Es hat ja nicht einmal Schrauben! Ob, denkt Nils Holger, der Stand in Mailand auch so gut zur Firma passt wie unterschiedliche Matratzen zum Tagedieb? Die Zweifel wachsen.
In der Firma hat langsam niemand mehr Lust nach Mailand zu fahren. Lasst uns doch was Guerilla-mäßiges machen ... Gehe 10 Felder zurück.
Nils Holger sitzt in seinem Bookinist und denkt nach. Der Rückschlag muss erst mal verdaut werden. Gute Bücher helfen da immer. Was er wohl gelesen hat?
Die Standzuteilung kommt: Es ist derselbe Platz wie 2012. Nils ist sauer und überlegt, die Messe abzusagen. Setze eine Runde aus.
Nun ist aber Schluss mit lustig! In dieselbe Ecke will er nicht nochmal, nein, auf keinen Fall. Nils Holger schaltet die neue, von ihm selbst gestaltete Leuchte „La Funsel“ ein. Die ist schließlich für alle da. Für Siebenschläfer und Tagediebe. Und für andere mehr. Bei der Gelegenheit verrät er uns etwas über seine Lektüre, bei der auch die Partnerin im fokussierten Licht von La Funsel ungestört schlafen kann. Es sind die „Die drei Musketiere“. Als er im Morgengrauen das Buch zuklappt und sich die Decke über die Schulter zieht, seufzt er: Alle für einen, einer für alle! – und lässt es gut sein.
Die Würfel sind gefallen! Moormann geht 2013 nicht nach Mailand. Geh zurück zum Start.
Spielerisch hat Nils Holger seine Lektion in positivem Denken gelernt. Der bayrische Eulenspiegel gewinnt eben trotzdem. Wie hat Karl Valentin doch (fast) gesagt: Design ist schön, macht aber viel Arbeit. (tw)