Food-Court in der Steppe
Astana, die in den Weiten der Steppe gelegene Hauptstadt Kasachstans, entspricht perfekt den landläufigen Vorstellungen vom Regierungssitz eines wenig demokratischen Präsidialstaates in Zentralasien. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde dort mit Öl- und Gasmilliarden ein buntes Potpourri größtenteils geschmackloser Monumentalarchitekturen errichtet, für die unter anderem das Büro von Norman Foster verantwortlich zeichnet. Die Talan Towers, ein Projekt des amerikanischen Architekturfirma SOM, wirkt da fast angenehm zurückhaltend. Hier hat im Juli das Ritz-Carlton Astana eröffnet. Im dritten Stockwerk befindet sich das Restaurant "Mökki", das kasachische und europäische Esskultur zu vereinen gedenkt. Entworfen haben es die renommierten und erfahrenen Innenarchitekten des Londoner Büros Blacksheep. Die Hauptrolle spielen vier sogenannten "Craft Stations", an denen der Gast sein Essen selbst kuratieren, sprich zusammenstellen, soll. Dieses etwas profane Konzept veredeln die Gestalter mit einer opulenten Materialität, die den extensiven Einsatz von italienischem Marmor ebenso umfasst, wie Schmuckelemente aus Bronze oder Treppengeländer, die mit geflochtenem Leder bezogen sind. Raumbestimmendes Detail ist allerdings die Verkleidung, die Decken und Pfeiler des Restaurants überzieht: puderfarbene Lamellen, deren Schwung dem "Mökki" eine Leichtigkeit verleihen, die so gar nicht zu Astanas sonstiger Architektur passen mag. (fap)