Sadi und Neptun Ozis bei Walter Knoll
Früher wurde experimentiert und improvisiert,
heute wird veredelt.
Material war knapp, in der Türkei der Nachkriegszeit. Wer modern sein wollte, musste ungewöhnliche Lösungen finden und viele Experimente machen. Unbekümmert und improvisiert wurde zu Werke gegangen. Das tat in den 1950er und 1960er Jahren auch der Künstler und Designer Sadi Ozis (1923 bis 2012) – und entwickelte auf diese Weise die ersten modernen Möbel der Türkei. Im Jahr 1956 hatte er gemeinsam mit seinem Freund Ilhan Koman in Istanbul das erste Atelier für Metallmöbel, „Kare Metal“, gegründet. Ganz so unbekümmert und iprovisiert wie zu ihrer Entstehungszeit sehen „Fishnet Chair“, „Burgaz-Chair“ und „Rumi“ heute zwar nicht mehr aus. Beim „Fishnet Chair“ bestanden Sitz und Lehne ursprünglich aus grobmaschigem Fischernetz, beim nicht weniger filigranen „Burgaz Chair“ aus geflochtenen Schnüren. An Frische und Charme hat ihr nun geschlossenes Erscheinungsbild trotzdem nichts eingebüßt.
Bei Sadi Ozis’ „Rumi“, der 1961 sein Debut gab, sind es die fließenden, raffiniert ineinandergreifenden Linien und Rundungen, die über dem Gestell zu schweben scheinen, die dem Sessel einen beschwingten Charakter verleihen. Ob „Rumi“ tatsächlich an einen tanzenden Derwisch erinnert, mögen andere entscheiden. Tatsache ist: Mehr als 50 Jahre nach den ersten, eher spartanischen Entwürfen, legt Walter Knoll die drei ebenso skulpturalen wie eleganten Stühle nun in gepolsterten, zum Teil von Sadi Ozis gemeinsam mit seinem Sohn Neptun weiter entwickelten Varianten, wieder auf. (tw)
Fishnet Chair
Design: Sadi & Neptun Ozis
Archetypisch: Geschickt spannte Sadi Ozis 1959 ein Fischernetz zwischen das gebogene Stahlrohrgestell. Die Neuauflage verfügt über einen gepolstertem Sitz und Rücken.
Burgaz Chair
Design: Sadi & Neptun Ozis
Komfortabel: Während das Original von 1953 nur über Kabelschnüre verfügte, sorgt heute die Polsterung für die Bequemlichkeit.
Rumi
Design: Sadi Ozis
Wie schwingende Gewänder: Es sind die Rundungen und die sich kreuzenden, fließenden Linien, die 1961 Rumi seinen Namen gaben.