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Emotionale Grafik: Christopher Weil, Leiter des Exterieur Design bei MINI, erläutert Details des MINI John Cooper Works GP Concept.

STYLEPARK MINI
Eine Ikone, zwei Charaktere

Der eine gibt sich urban-elektrisch, der andere ist ein echter Racer: MINI präsentiert auf der IAA gleich zwei moderne Concept Cars. Thomas Wagner hat mit Christopher Weil, der bei MINI das Exterieur Design leitet, über das "MINI Electric Concept" und das "MINI John Cooper Works GP Concept" gesprochen.
18.09.2017

Thomas Wagner: Sie zeigen auf der aktuellen IAA gleich zwei Concept Cars. Dem Elektroantrieb gehört die Zukunft, lassen Sie uns also mit dem „MINI Electric Concept“ beginnen. Den ersten „MINI E“ gab es schon 2008, damals, um den Elektroantrieb unter realen Bedingungen zu testen. Nun nutzt das „MINI Electric Concept“ viel Technik von BMW i. Wollen Sie vor allem zeigen, wie sich ein elektrisch angetriebener MINI im Design von seinen Brüdern mit Verbrennungsmotor unterscheidet?

Christopher Weil: Wir wollen mit dem „MINI Electric Concept“ zeigen, wie urbane Elektromobilität aussehen kann, weil wir glauben, dass Elektromobilität sehr gut zur Marke passt und auch diese Seite sehr emotional sein kann. Wir wollen den Spaß an der Elektromobilität vermitteln, das MINI spezifische Gokart-Feeling – deshalb auch die sehr warme und humane Ausstrahlung.

Emotionalität und Fahrspaß stehen doch bereits im Mittelpunkt der Marke?

Christopher Weil: Das stimmt. Wir möchten aber eine weitere Tür öffnen und zeigen, wie ein elektrischer MINI aussehen könnte. Dabei ist das MINI Electric Concept kein konkreter Ausblick auf das für 2019 angekündigte Serienfahrzeug, sondern zeigt nur ein mögliches Design. Für die Serie sind wir noch mitten im Entwicklungsprozess. 

Wo haben Sie angesetzt, um den Charakter eines rein elektrisch betriebenen MINI hervorzuheben?

Christopher Weil: Es war uns sehr wichtig, dass auch ein elektrischer MINI auf den ersten Blick als ein MINI zu erkennen ist. Trotzdem wollten wir ihn modernisieren. Also haben wir die Flächensprache reduziert, das Design des Fahrzeugs „cleaner“ gestaltet. Die Details sind etwas schärfer gezeichnet und grafischer in der Ausführung. Wir möchten einerseits zeigen, dass ein MINI stärker kontrastiert sein kann zwischen weichen Flächen und grafischen Elementen. Zum anderen wagen wir damit einen Design-Ausblick, wie das Thema „elektrischer Antrieb“ gespielt werden kann – etwa durch den Hexagon-Grill, der in der Oberfläche geschlossener auftritt, oder die Integration der E-Badges auf dem Fahrzeug. Eine sehr charakterstarke Gestaltung der Felgen gehört ebenfalls dazu, denn auch sie transportieren das Thema Elektromobilität auf die Straße.

Auch ein elektrischer MINI ist auf den ersten Blick als ein MINI zu erkennen: Das MINI Electric Concept.

Bei den Felgen haben Sie sich für eine ganz besondere Grafik entschieden. Welche Überlegung hat für Sie dabei im Vordergrund gestanden? 

Christopher Weil: Wir wollten eine Ikonographie wählen, die ganz anders ist als das, was wir bisher von MINI kennen. Entfernt erinnert das Felgendesign an einen englischen „Power Socket“, also an die Anordnung der Schlitze bei einer englischen Steckdose. Das war nicht die ursprüngliche Intention, ist aber ein schöner Link zum elektrischen Antrieb. Zusätzlich betonen wir mit dem Fahrzeug das Thema Effizienz und somit auch Aerodynamik. Sowohl der Effizienzlayer in Gestalt von Winglets im unteren Bereich des Fahrzeugs als auch die geschlossenen Felge optimieren die Aerodynamik. Das Thema 3-D-Druck ist für uns ebenfalls von großer Bedeutung, denn hierdurch ergeben sich Designmöglichkeiten, die wir vorher nicht hatten. Die geschlossene Oberfläche der Felgen wird beispielsweise durch Inserts erzeugt, die im 3-D-Druck hergestellt werden.

Und das hätten Sie ohne 3-D-Druck nicht realisieren können?

Christopher Weil: Mittels der 3-D-Druck-Technologie können wir geometrische Muster erzeugen, die einerseits schärfer und präziser ausgeführt sind. Andererseits bieten sich hier Möglichkeiten zur Individualisierung. Es ist im Prinzip möglich, dass der Kunde selbst ein Muster auswählt. 

Auf welche Lösungen sind Sie besonders stolz? Welches Detail an der Studie gefällt Ihnen persönlich am besten?

Christopher Weil: Die Felgen sind enorm charakterstark, die finde ich persönlich super! Auch die Front- und Heckleuchten gefallen mir sehr gut. Die Frontleuchte greift das bisherige, runde Element auf, interpretiert es aber in eine andere Richtung und gibt dem Fahrzeug dadurch einen frischen Touch. Auch das Heckleuchtendesign hat Charakter und wirkt sehr bildhaft. Wir haben versucht, die Details im Sinne von „only MINI can do“ zu interpretieren – und den Union Jack kann eben nur eine britische Marke verwenden.

Heckansicht mit Charakter: Das Heckleuchtendesign spielt mit dem Union Jack.

Die Heckleuchten sind tatsächlich sehr subtil und raffiniert gestaltet: Zuerst sieht man zwei zur Wagenmitte weisende Pfeile – und erst wenn man im Kopf beide Pfeile zusammendenkt, entsteht grafisch der Union Jack. Ist das eine nette Spielerei oder hat das Chancen, in die Serie übernommen zu werden?

Christopher Weil: Natürlich hoffen wir, dass wir solche Details für die Serie aufgreifen können. Dafür ist es aber noch zu früh, wir stecken aktuell noch mitten im Entwicklungsprozess.

Bleiben wir noch einen Moment bei den Details der Studie – geschlossener, konkav geformter Grill, eine farblich abgesetzte Spange, ein neues Licht-Design, Schweller und Blades, besondere, grafisch gestaltete Felgen: Reichen solche Akzente, um einem rein elektrischen MINI unverwechselbar zu machen? 

Christopher Weil: Eine Ikone wie den MINI zu elektrifizieren ist bereits ein enormer Schritt in die Zukunft. Sicher wird es Fahrzeugkonzepte geben, die einen völlig neuen Weg einschlagen. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass unsere Kunden auf ein elektrifiziertes Modell warten, das auch noch als MINI erkennbar ist. MINI ist eine überaus moderne Marke mit einem enormen Potenzial. Das Thema Elektromobilität passt einfach zur urbanen Marke MINI.

Haben Details wie die Lufteinlässe und Luftauslässe vor und hinter den Radkästen und die Gitter in den Schwellern funktionale oder rein gestalterische Ursachen?

Christopher Weil: Teils teils. Die „Air-Breather“ etwa verbessern die Aerodynamik enorm und mit der Lamellenoptik im Bereich der Schweller wollen wir zeigen, dass es um Kühlung geht. Beides sind somit funktionale Elemente. Der gelbe Farbton spielt hingegen eine gestalterische Rolle. Elektromobilität wird häufig sehr kühl dargestellt, oft mit Blautönen. Wir haben uns ganz bewusst für Gelb entschieden, weil es eine Lebendigkeit und lebensbejahende Atmosphäre vermittelt.

Klare Flächensprache, schärfere Grafik: Fahrspaß und Emotionalität sind auch mit Elektroantrieb garantiert.

Hat das Gelb einen Namen?

Christopher Weil: Ja, es heißt „Striking Yellow“. Es ist hell und freundlich wie ein Moment voller Energie, so leicht und angenehm wie die Stimmung am Nachmittag, wenn die Farben milder und schöner werden. Für uns war es wichtig, Fahrspaß und Emotionalität auch farblich hervorzuheben.

Das Stichwort „Emotionalität“ führt uns direkt zum zweiten Concept Car, das Sie hier zeigen, das „MINI John Cooper Works GP Concept“. Der kommt ganz anders, als echter Racer daher, steht für faszinierende Technik, kompromisslose Dynamik und ultimativen Fahrspaß. Wollten Sie einfach mal zeigen, was bei einem MINI in Sachen Racing-Optik und Dynamik möglich ist?

Christopher Weil: Ja, wir wollten den Kern der Marke hervorheben, der ja auch im classic Mini als erfolgreiches Rallye-Fahrzeug steckt. Mit dem MINI Electric Concept, das für effiziente Sportlichkeit steht, zeigen wir die „bright side“ von MINI, mit dem MINI John Cooper Works GP Concept die „dark side“.

Und was macht das MINI John Cooper Works GP Concept besonders?

Christopher Weil: Seine Sportlichkeit. Das Fahrzeug ist klar von der Rennstrecke inspiriert, angetrieben von einem Verbrenner. Auch der Sound erzeugt Gänsehaut. Die Emotionalität ist hier also eine ganz andere als beim MINI Electric Concept. Unser Ziel war es, einen Gentleman-Racer zu gestalten und die Möglichkeiten der Submarke John Cooper Works zu zeigen. Dazu haben wir uns all der Schlüsselreize bedient, die auf der Rennstrecke eine Rolle spielen. Natürlich steht die Aerodynamik im Vordergrund, aber auch der Kontrast zwischen härter geschnittenen Flächen und einer eher weichen Grundform spielt eine Rolle. MINI ist ja per se ein Unisex-Fahrzeug. Wahrscheinlich spricht der MINI John Cooper Works GP Concept aber eher die männliche Seele an.

Von der Rennstrecke inspiriert: Das MINI John Cooper Works GP Concept ist ein echter Racer geworden.

Unterschätzen Sie die Frauen nicht.

Christopher Weil: (lacht) ...  MINI kann eben eine große Bandbreite bedienen. Die Marke hat großes sportliches Potenzial, obwohl das von Sir Alec Issigonis zunächst nicht so gedacht war. Die Fangemeinden eines John Cooper Works und eines GP sind groß. 

Die John-Cooper-Aficionados werden das GP Concept ganz sicher lieben und würden am liebsten gleich losfahren. Ist ein solches Fahrzeug aber noch zeitgemäß?

Christopher Weil: Natürlich steht die IAA im Zeichen der kommenden Elektromobilität. Trotzdem gibt es noch Raum für ganz andere Konzepte – und ich finde es gut, dass wir beide Seiten zeigen. Beides gehört zur Marke MINI.

Verkörpert das MINI Electric Concept stärker die Vernunft, das MINI John Cooper Works GP Concept eher die Emotionalität des Fahrens?

Christopher Weil: Nein, das würde ich nicht sagen. Es sind einfach zwei ganz unterschiedliche Ausprägungen von Emotionalität. Es geht immer um Fahrspaß und die Lebensfreude – und das drücken wir in beiden Concept Cars aus. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass jemand sagt: Ich möchte beide haben.

Gentleman-Racer: Gokart-Feeling im Innenraum des MINI John Cooper Works GP Concept.