MICROLIVING
22 Quadratmeter Taipeh
Platz zu schaffen, das war die Aufgabe für die Architekten des Büros A Little Design bei einem Apartment in Taiwans Hauptstadt Taipeh. Keine leichte Aufgabe bei einer Gesamtwohnfläche von nur 22 Quadratmetern. Auftraggeberin und Planer waren sich einig: Freiraum ist für eine Wohnung ebenso wichtig, wie die Möglichkeiten, sich zu waschen, zu kochen oder zu schlafen. Deshalb sollte das Zentrum des einzigen Wohnraumes unmöbliert bleiben. Alle Funktionsbereiche wurden entlang der Wände angeordnet.
Neben der Eingangstür steht das Bad als Kubus in einer Ecke des Raums. Der kurze Flur in Fortführung der Wohnungstür nimmt die Küchenzeile auf. Bad, Flur und Küche sind niedriger als der Hauptraum, sodass oberhalb dieser drei Bereiche Platz für ein niedriges Halbgeschoss ohne Stehhöhe ist. Hier sind das Bett und ein kleiner Arbeitsplatz untergebracht. Zugänglich ist dieses Mezzanin über eine Treppe, die vor der Wand zum Bad hinaufgeführt wird. Unter den Stufen befindet sich ein Stauraum. Die fensterlose Seitenwand des Wohnraumes nimmt vollständig ein Schrank- und Regaleinbau ein. Im unteren Bereich bieten Schränke Platz für die Garderobe der Bewohnerin, auf Höhe der Mezzaninebene kann sie in quadratischen Regalfächern ihre Bibliothek unterbringen. Erreichbar sind die Bücher vom Boden aus mit Hilfe einer Bibliotheksleiter, die verschiebbar in einer Schiene geführt wird.
Der kleine durchfensterte Erker an der Stirnseite des Raumes wird fast vollständig von einem Untergestell mit einer großen Tatamimatte als Abdeckung eingenommen. Das Untergestell dieses Sitz- und Liegemöbels bietet weitere Staumöglichkeiten, ebenso ein Regal und ein Hängeschrank in zwei seitlichen Nischen des Erkers.
Da die Mitte des Raumes freibleiben sollte – hier macht die Bewohnerin unter anderem Sportübungen – konnte dort nicht permanent ein Tisch aufgestellt werden. Um dennoch einen Essplatz zu haben und auch Gäste bewirten zu können, entwarfen die Architekten zwei schmale Konsoltische, die entweder einzeln an einer Wand stehen oder aber zu einer größeren Tischfläche zusammengeschoben werden können. Oft sind es individuelle Details, die in kleinen Wohnungen den Komfort ausmachen. Die Bewohnerin reist viel und sehnt sich nach ihrer Rückkehr oft nach einem heißen Bad. Um diesem Wunsch zu entsprechen, entfernten die Architekten die vorhandene Dusche und ließen eine kompakte Badewanne einbauen. Da das Gebäude nicht die Möglichkeit besitzt, eine Gastherme zu installieren, wurde Platz für einen Warmwasserspeicher benötigt. Dieser wurde in dem Stauraum unterhalb der Treppe aufgestellt und ist vom Bad aus durch eine verspiegelte Schiebetür zugänglich.
Der Entwurf von A Little Design zeigt auf, das knapp bemessener Raum zwar Einschränkung, nicht aber unbedingt Verzicht bedeutet. Die Architekten konzentrierten sich auf die Dinge, die der Bewohnerin wirklich wichtig sind. Und das ist ein Vorgehen, das im Zentrum jeder Wohnraumgestaltung stehen sollte.