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Drei Fragen an: Michael Anastassiades

Michael Anastassiades hat für die Wiener Traditionsmanufaktur J. & L. Lobmeyr das Trinkglas "Flint" entworfen. Warum ihn Faustkeile inspiriert haben, erzählt er uns im Interview.
von Anna Moldenhauer | 14.10.2019

Anna Moldenhauer: Michael, was war deine Idee für "Flint"?

Michael Anastassiades: "Flint" ist ein Trinkglas mit einem sehr dicken Boden und von diesem werden jeweils mit einem Hammer Scherben abgespalten. Anschließend wird das Glas poliert. Jeder Abbruch einer Scherbe ist einzigartig. Für mich war dieser spontane, vom Zufall geleitete Moment sehr interessant. Den ähnlich wie bei den Faustkeilen, dem Werkzeug der Vorfahren des modernen Menschen, hat "Flint" trotz aller Spontanität in der Herstellung eine definierte Form. Kontrolle und Zufall vereinen sich so in einem Produkt.

Warum hast du dich entschieden, das Projekt mit Lobmeyr zu realisieren?

Michael Anastassiades: Lobmeyr ist für mich ein faszinierendes Unternehmen – allein schon durch die Geschichte, die es trägt. Ein wichtiger Aspekt darin ist für mich die Verbindung zu den Wiener Werkstätten, einer erstaunlichen Zeit des Designs, in der der Designer direkt mit der Herstellung verbunden war. Das ist heute selten geworden. Die traditionelle Handarbeit und die direkte Teilhabe am Produktionsprozess ist für mich wie für Lobmeyr entscheidend.

Was war die Herausforderung bei "Flint"?

Michael Anastassiades: Jedes Glas ist ein Unikat, trotzdem müssen alle "Flint"-Gläser die gleiche Ästhetik haben. Technisch liegt die Herausforderung darin die Scherben vom Glasboden abzutrennen, ohne dass das Glas an sich bricht. Das ist keine leichte Aufgabe und erfordert viel Übung und Können. Zudem muss die Haptik angenehm sein, auch wenn jeder Glasboden einzigartig ist. Glas ist für mich ein spannendes Material, in seiner Schönheit und Transparenz, aber vor allem in seiner Reaktion auf Licht. Vor ein paar Jahren habe ich die Leuchtenkollektion "Captured" mit geschliffenen Kristallkugeln für Lobmeyr entworfen – die Symbiose aus Licht und Glas begeistert mich jedes Mal aufs Neue.

Michael Anastassiades