IMM COLOGNE 2019
Lob der Wohnlichkeit
Wenn Architekten heutzutage Möbel entwerfen, dann tun sie es selten für die von ihnen entworfenen Innenräume. Stattdessen gestalten viele große Namen des Faches lieber Objekte, die wie eine Verkleinerung ihrer Gebäude aussehen und die dann wahlweise als Sitzskulptur, Tischskulptur oder Besteckskulptur verkauft werden. Max Dudler ist da anders. Er besitzt ein geradezu unzeitgemäßes Interesse daran, dass seine Raumschöpfungen tatsächlich Wohnlichkeit ausstrahlen. Dudler hat Gastronomieräume geschaffen, die schnell zu gesellschaftlichen Treffpunkten wurden. Das leider nicht mehr existente "Schwarze Café" in Frankfurt etwa oder das Restaurant "Sale e Tabacchi" im Berliner taz-Haus. Seine vielgerühmten Bibliotheken in Münster und Berlin wollen keine aufgeregten Medienzentren sein, sondern atmen konzentrierte Gelehrsamkeit in ihren holzverkleideten Lesesälen. Und Dudler hat immer auch Möbel für seine Räume entworfen. Keine eitlen Formenspiele, sondern fest gefügte, fast archetypisch anmutende Stühle, Tische und Regale. Sie lassen alle ablesen, dass ihr Schöpfer sich ebenso intensiv mit Werkbund und Wiener Secession auseinandergesetzt hat, wie mit den Schweizer Heroen des modernen Möbeldesigns, mit Heafeli, Moser und all den anderen.
Parallel zur imm cologne eröffnet jetzt im Ungers-Archiv, dem ehemaligen Wohnhaus seines Lehrers Oswald Matthias Ungers in Köln-Müngersdorf, die Ausstellung "Max Dudler. Räume erzählen." Simone Boldrin hat eine Schau kuratiert, deren Herzstück eine Serie von großformatigen Fotografien von Stefan Müller ist. Als "fotografischen Essey" beschreiben die Ausstellungsmacher Bilddokumentation von Projekten des Büros Max Dudler aus den letzten 30 Jahren. Ein begleitendes Buch ist im Jovis-Verlag erschienen.
Max Dudler. Räume erzählen.
Ungers Archiv für Architekturwissenschaft
Belvederestraße 60
50933 Köln
14. Januar bis 22. Februar 2019
Öffnungszeiten:
14. bis 20. Januar: täglich 11-17 Uhr
21. Januar bis 22. Februar: Mo.-Fr. 11-16 Uhr