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Maria Porro

Drei Fragen an Maria Porro

In Shanghai kooperiert der Salone del Mobile mit der West Bund Art & Design, während die SaloneSatellite Permanent Collection 1998-2024 bis zum 21. November 2024 in Hongkong gezeigt wird. Was die Gäste erwartet, sagt uns Maria Porro, Präsidentin des Salone del Mobile.Milano, im Kurzinterview.
07.11.2024

Anna Moldenhauer: Was war der entscheidende Faktor bei der Entwicklung der Konzepte für die Präsentation in China?

Maria Porro: Zunächst einmal ist China ein strategischer Markt, der interessante Geschäftsmöglichkeiten für Produkte "Made in Italy" bietet. Im Jahr 2023 stand das Land auf Platz sieben der 25 wichtigsten Exportziele für die Holzmöbelindustrie und bis Ende des Jahres hat sich Italien als führender Möbelexporteur für China bestätigt. Dieses Interesse wurde auf der Ausgabe 2024 des Salone del Mobile.Milano erneut unterstrichen, bei der China nach der langen Übergangszeit der Pandemie wieder den Spitzenplatz der BesucherInnen eroberte. Der Salone del Mobile.Milano möchte diesen Markt, der offenbar mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, erhalten und fördern, auch wenn sein High-End-Segment weiterhin sehr dynamisch ist und das Interesse an Produkten "Made in Italy" weiterhin groß ist. Als Messeveranstaltung ist es ein weiteres wichtiges Ziel, die ausstellenden Unternehmen dabei zu unterstützen, neue Möglichkeiten für Wachstum, Entwicklung und Vertrieb in dieser Region zu nutzen. Ebenso wollen wir unsere Führungsrolle in Bezug auf Gedanken und Visionen stärken, die über das traditionelle Design hinausgehen und die Interaktion zwischen Kultur und Projekten, Architektur und Kunst umfassen.

Für den Salone del Mobile sind die Sonderprojekte in Shanghai und Hongkong das Ergebnis eines Prozesses zur Schaffung neuer Formate, sowohl performativer als auch ausstellungsbasierter Art, die speziell für ausländische Märkte konzipiert wurden. Ziel ist es, die Vernetzung zu stärken, den internationalen Dialog über Lebensräume zu fördern und mit multidisziplinären Sprachen wie Praktiken innerhalb der Designkultur zu experimentieren. Der Salone wählte West Bund Art & Design – mit dem er bei dieser Gelegenheit als Projektpartner zusammenarbeitet – als Veranstaltungsort für die Rückkehr nach China, da es ein kulturelles Wahrzeichen in Shanghai ist und Galerien wie BesucherInnen aus aller Welt anzieht. Diese prestigeträchtige Veranstaltung, ein Knotenpunkt für die zeitgenössische Kunstszene Chinas, teilt mit dem Salone den Fokus auf Innovation und Kreativität sowie dient als ideale Plattform, um die Schnittstellen zwischen den beiden Welten zu erkunden.

"The Orbit's Orbit" ist eine performative Installation der Künstlerin Matilde Cassani, die dem italienischen Design gewidmet ist. Zu sehen im Ausstellungsraum des "The Orbit" von Heatherwick Studio

Wie unterscheidet sich Ihrer Meinung nach die chinesische Möbelindustrie von der europäischen?

Maria Porro: Es gibt viele wesentliche Unterschiede, die ich in einigen Absätzen zusammenzufassen versuche. Die Branche in China wird von einigen sehr großen Herstellern mit enormen Produktionskapazitäten dominiert, die durch eine wachsende Zahl kleinerer, designorientierter Unternehmen ergänzt werden, die den Luxus- und Premiummarkt bedienen. Viele chinesische Unternehmen konzentrieren sich stark auf den Export, obwohl der Inlandsmarkt schnell wächst. Die europäische Möbelindustrie ist hingegen stärker fragmentiert und besteht aus zahlreichen kleinen bis mittelgroßen Betrieben, die sich oft auf Nischenmärkte oder handwerkliche Produktion spezialisiert haben. Europäische Möbelunternehmen sind in der Regel seit Generationen familiengeführt und stellen Tradition, Handwerkskunst und eine starke Markenidentität in den Vordergrund. Chinesische Möbel haben in jüngster Zeit eine Mischung aus traditioneller und moderner Ästhetik angenommen, und es gibt auch ein steigendes Interesse an Luxus- wie High-End-Möbeln aufgrund des Wachstums der Mittelschicht sowie wohlhabender VerbraucherInnen, was zu einer erhöhten Nachfrage nach maßgeschneiderten, einzigartigen Stücken führt.

Europäische Möbel, insbesondere italienische, sind für Luxusmöbel mit Schwerpunkt auf Handwerkskunst, Materialien und Designinnovation bekannt. Europäische Designs setzen auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Materialien neue Maßstäbe. Die Europäische Union hat strengere Umweltvorschriften, die von den Herstellern eingehalten werden müssen. Die chinesische Möbelindustrie zeichnet sich durch Großserienfertigung aus, oft zu wettbewerbsfähigen Preisen, was sie weltweit führend im Exportvolumen gemacht hat, während sich die europäische Industrie mehr auf maßgeschneiderte, hochwertige und nachhaltige Materialien und Innovationen konzentriert.

Arts Pavilion, West Kowloon, Cultural District Hong Kong
The Orbit, West Bund Shanghai art building

Können Sie uns einen kleinen Vorgeschmack auf den Salone.del.Mobile und SaloneSatellite 2025 in Mailand geben?

Maria Porro: Es wird eine immer stärker nachhaltig ausgerichtete Messe sein, sowohl von Seiten der Aussteller als auch der BesucherInnen. Zu den vielen Projekten, die wir vorstellen werden, kann ich jetzt noch nicht viel sagen. Im Jahr der Euroluce wird natürlich das Thema Licht sowohl auf der Messe als auch in der Mailänder Innenstadt im Mittelpunkt stehen. Wir entwickeln parallel zusätzliche Strategien für das Engagement von BranchenexpertInnen mit Schwerpunkt auf Schulung und Forschung.

Universo Satellite: 25 years of SaloneSatellite