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3 Millimeter Spielgrund

Die Bar des jungen Basler Architekturbüros Weyell Zipse Architekten & Hörner ist ganz dem gemeinsamen Spiel gewidmet.
von Adeline Seidel | 15.06.2020

Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal mit Freunden gespielt? Auch vor Corona mag das schon ein Weilchen her sein. Dabei wohnt dem gemeinsamen Spiel ein vergessener Zauber inne: Die Momente des Unerwarteten treffen auf den augenzwinkernden Funken Ehrgeiz, es entbrennen lodernder Konkurrenzkampf oder konspirative Zusammenarbeit. Und dies alles kann man nun in der Mana Bar in Basel erleben.

Das kleine Lokal in der Nähe des Basler Bahnhofs widmet sich der Spielkultur. Und zwar in ihrer ganzen Bandbreite: Vom Brett- und Kartenspiel über großformatige Strategie- und Rollenspiele bis hin zu E-Sports kann in den Räumlichkeiten alles gespielt werden. Damit fußt das Konzept der Bar ganz in dem des Gasthauses, das über Jahrhunderte als ausgelagertes Wohnzimmer diente. Ästhetisch aber orientiert sich die Mana-Bar in der Moderne. "Die Hauptaufgabe", so erklärt der Architekt Kai Zipse, Partner im jungen Basler Architekturbüro Weyell Zipse Architekten & Hörner, "war es, die 'verbastelte' Raumstruktur des ehemaligen Ladenlokals zu strukturieren." Diese konnte allein über die Gestaltung der Oberflächen erfolgen, denn in die bauliche Substanz durfte nicht eingegriffen werden.

So entschieden sich die Architekten, über unterschiedliche Materialien und Farben an Böden und Wänden verschiedene Bereiche zu formulieren. "Das Projekt Mana Bar ist der Versuch, Architektur mit dem letzten Layer Material zu machen - fünf Millimeter Teppich, drei Millimeter Linoleum, zwei Millimeter Epoxidharz, ein Millimeter Farbschicht", erklärt Kai Zipse. Eileen Grays Arbeiten seien durchaus ein Vorbild gewesen. Daher definieren Farben die verschiedenen "Spielfelder", die sich über drei Ebenen erstrecken. Durch die unterschiedlichen Oberflächen schaffen die Architekten visuelle Zugehörigkeiten. Das Erdgeschoss ist in gedämpften Blautönen gehalten, Rottöne dominieren das Kellergeschoss, auf der Galerieebene prägen Nuancen von Violett die Atmosphäre.

Beim Betreten der Bar empfängt ein glänzend blauer Linolboden den Besucher. Die blaue, matte Wand verbindet sich optisch mit dem Blau des Bodens. Zierliche Tische aus Metall dienen dem Kartenspiel – oder kleineren Brettspielen. Ein Tresen leitet den Gast etwas tiefer in den Raum. Dort finden sich größere Tische, jeweils etwas separiert, für zeitlich wie räumlich aufwendigere Rollenspiele. Eine Treppe führt auf die Galerieebene, wo Violettetöne mit dem Weiß der Wände kontrastieren. In dem rot gesättigtem Untergeschoss ist Platz für den E-Sport: Im "Heimkino" der Bar werden Live-Events übertragen und im Kreis angeordnete Tische dienen dem gemeinsamen Zocken am Computer. Das Rot der Tischplatten korrespondiert mit den vier unterschiedlichen Rottönen des Bodens. Dabei spielen die Architekten mit der Haptik ebenso geschickt wie mit den Farbnuancen: Glattes Linoleum wechselt zu einem weichen Teppich und formulieren imaginäre Spielfelder im Raum.

Weyell Zipse Architekten & Hörner arbeiten geschickt mit Überlagerungen, um die einzelnen Spielbereiche optisch miteinander zu verbinden: So verschieben die Architekten mithilfe von Spiegeln die Bildebenen und schaffen übergreifende Blickbeziehungen, die die einzelnen Spielbereiche visuell verdichten. Dadurch entsteht paradoxerweise der Eindruck von Weite in dem dichten Raumgefüge. Die eigens für das Projekt designten Leuchten und Regale sind auf ihre gestalterische Essenz reduziert. Sie bestimmen den "mobiliaren" Grundton des Projekts. Die leichten, schlichten Stahlregale umschlingen hier und da mal eine Ecke, verbinden den einen Spielbereich mit dem anderen. Die schwarzen, filigranen Leuchten wurden in Reih und Glied an der Wand befestigt und können von den Gästen optimal für ihre Spielbedürfnisse eingestellt werden.