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Im Licht des Südens

Frank Gehry hat mit "The Tower" das Herz des neuen Kulturzentrums LUMA Arles in Südfrankfreich geschaffen und der Stadt im gleichen Zug ein Wahrzeichen gebaut, das internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht.
von Anna Moldenhauer | 28.06.2021

Ein sprichwörtliches Glanzstück ist es geworden: "The Tower" stapelt sich, bestehend aus vier miteinander verbundenen Türmen, über Arles ganze 56 Meter in die Höhe. Frank Gehry lenkt mit seinem neuesten Projekt den Blick auf die kleine Stadt im Süden Frankreichs, in der mit Abschluss des Baus nach sieben Jahren der Komplex LUMA Arles nun fertiggestellt ist und schon jetzt eines der größten Kulturzentren weltwelt bietet. Das neue Werk des 92jährigen Architekten ist nicht nur aufgrund seiner Größe von weitem sichtbar – die Fassade der verdrehten Struktur aus Beton und Stahl ist kleinteilig mit Edelstahlziegeln und Glaskästen versehen und reflektiert das Licht in jede Himmelsrichtung. 11.000 Ziegel wurden für diesen außergewöhnlichen Effekt entsprechend ihrer Position verformt, jede von ihnen ein nummeriertes Unikat. Im Verbund bewirkt die Verkleidung des Baus je nach Stand der Sonne und der Wetterlage eine andere Perspektive. Mit diesem Spiel aus Licht und Schatten schafft Gehry über die Architektur einen Verweis zur Kunst, zum Werk von Vincent van Gogh, den die Dynamik des Himmels und das sanfte, warme Licht der Provence faszinierte. Aufgesetzt ist "The Tower" über einer Rotunde als Basis, der "Drum". "Wir wollten das Lokale heraufbeschwören, von Van Goghs 'Sternennacht' bis zu den hoch aufragenden Felsen, die man in der Region findet. Die zentrale 'Drum' ist dem Grundriss des römischen Amphitheaters nachempfunden", so Gehry.

Initiatorin des Projekts, das 2010 mit dem Erwerb einer 20 Hektar großen Bahnbrache begann, ist Maja Hoffmann, Miterbin des Schweizer Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, Kunstsammlerin und Mäzenin. "Es gibt eine Leitmetapher für LUMA Arles: die eines lebenden Organismus. Als solcher wird die Balance zwischen Form und Funktion seine Lebensfähigkeit bestimmen. Der Dreh besteht darin, eine polyphone Partitur zu komponieren, in der alles geordnet, aber auch alles denkbar ist", sagt sie. Mit dem LUMA Arles Campus und dem Arts Resource Center im "Tower" aus der Feder von Gehry ist somit ein Kulturzentrum entstanden, das eine interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern soll und flexibel nutzbare Flächen für Ausstellung, Archiv, Forschung, Produktion und Vermittlung zeigt. Zum Grundstück gehört zudem ein von Landschaftsarchitekt Bas Smets neuangelegter Park mit gut 300 Bäumen, den die Gäste von der Panoramaterasse des Towers überblicken können. Wie die neu geschaffene Grünanlage soll auch das Gebäude selbst zum Umweltschutz beitragen und ist so mit einer nachhaltigen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage ausgestattet, die mit erneuerbaren Brennstoffen betrieben wird.

Tipp: Im Sommer 2021 ist der Besuch der Ausstellungen im LUMA Arles und der Eintritt zum Tower für die BesucherInnen kostenfrei, TimeSlots können über die Homepage gebucht werden.

La tour Luma imaginée par Frank Gehry