Kunst trifft Kirche
Für kunstinteressierte Touristen ist das Museu d'Art Contemporani de Barcelona, kurz MACBA, ein Muss auf jedem Städtetrip nach Barcelona. Gelegen im Stadtteil Raval, zeigt es in einem 1995 von Richard Meier erbauten Ausstellungsgebäude überwiegend zeitgenössische Kunst. Doch in den vergangenen Jahren wurde klar: Für moderne Ausstellungskonzepte ist die Fläche zu klein. Ein Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Seite der Plaça dels Àngels soll das Platzproblem lösen.
Gemeinsam mit dem ortsansässigen Büro H Architectos gewann das Schweizer Architekturbüro Christ & Gantenbein den Wettbewerb für das 1760 Quadratmeter große Gebäude. Arkaden, unter denen zwei Galerien und Geschäfte Platz finden, öffnen es zum Platz. Eine existierende Kapelle aus dem 15. Jahrhundert sowie das angeschlossene Kloster, die schon länger vom MACBA genutzt wurden, sollen den neuen Eingangsbereich des Museums bilden. "Die Kreuzfigur der Kapelle wird als neues Portal aktiviert, das zwei Plätze miteinander verbindet und symbolisch den neuen Schwerpunkt des MACBA bildet", heißt es bei Christ & Gantenbein. "Dadurch entsteht ein Ensemble aus Alt und Neu in aktiver Kommunikation mit dem Bestand."
Sensible Erweiterung
Das gelingt unter anderem durch die Materialauswahl: Die Neugestaltung des MACBA erfolgt in nachhaltiger Ziegelbauweise. Aber auch konstruktive, kompositorische und volumetrische Anspielungen aus dem heterogenen Kontext wird das neue MACBA in sich vereinen. Auf dem Dach des Neubaus ist ein Skulpturengarten vorgesehen. In der dahinterliegenden Apsis entstehen auf drei Etagen Ausstellungsräume. Mit dem Bau von Richard Meier ist das neue MACBA über einen unterirdischen Gang verbunden. Bereits heute befindet sich eine Tiefgarage unter dem Platz. Die zentrale, urbane Lage stellt eine Herausforderung für die Architekten dar. "Das MACBA ist um einen der lebendigsten Plätze Barcelonas positioniert", teilen die Architekten mit. "Unsere Erweiterung, die wir zusammen mit H Arquitectes entwerfen, ist als terrassenförmiges, offenes Gebäude gestaltet, das sich aktiv an der Gestaltung dieses Raumes mitbeteiligt und ihn ergänzt."
Neue Konzepte fürs Museum
Mit dem Umbau möchte sich das MACBA öffnen für neue partizipative und interaktive Konzepte, die das Museum zukunftsfähig machen sollen. Das gelingt durch offene, freie und flexibel einsetzbare Räume. Christ und Gantenbein, die bereits das Kunstmuseum Basel und das Schweizerische Landesmuseum Zürich um Anbauten erweiterten, sind überzeugt, dass das Museum der Zukunft auf verschiedenen Ebenen funktionieren muss. "Es muss dem Kunstwerk als Objekt eine Chance geben. Zugleich muss das Museum auch mit der virtuellen Ebene kommunizieren und ein partizipatives Ensemble im Kontext der Gemeinschaft und der Stadt werden", so die Architekten. Für diese Vision haben sie in Barcelona mit ihrer sensiblen Erweiterung des Bestands der passende architektonische Rahmen geschaffen. Für Ende 2023 ist die Fertigstellung geplant. Ein Besuch des MACBA gehört dann umso mehr zu jedem Städtetrip nach Barcelona.