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Löchrig wie Schweizer Käse
Hurra, hurra, der Landi ist wieder da!
16.04.2014

Es gibt Entwürfe, die wirken auch nach mehr als 70 Jahren noch so, als wären sie gerade erst entstanden. Der „Landi“ ist so ein Entwurf. 1938 hatte Hans Coray den Wettbewerb für ein Stuhlmodell gewonnen, das ein Jahr später in 1.500 Exemplaren auf dem Ausstellungsgelände der „Landi“, der Schweizerischen Landeausstellung in Zürich, Verwendung finden sollte. Aus Aluminium sollte der Stuhl bestehen, galt das leichte und wetterbeständige Metall damals doch als typisches Schweizer Metall. Aufgrund zahlreicher Wasserkraftwerke verfügt die Eidgenossenschaft über eine große Menge elektrischer Energie, wie man sie für die Aluminiumherstellung benötigt. Die Entwicklung einer bedeutenden Aluminium-Industrie war die Folge.

Als die Landesausstellung zu Ende war, wurden die Stühle für fünf Franken das Stück verkauft. Auch danach verschwand er nicht in der Versenkung. Die P. & W. Blattmann Metallwarenfabrik Wädenswil (MEWA) produzierte den Stuhl weiter, von 1970 an übernahm ihn Zanotta unter dem Namen „Spartana“. Erst der Konkurs der MEWA im Jahr 2001 und Rechtsstreitigkeiten führten zu einem Ende der Produktion. Zwischen 2007 und 2012 wurde der Stuhl dann – wieder im Original-Design – von der Schweizer Westermann AG hergestellt.

Jetzt hat Vitra die Schweizer Design-Ikone übernommen, die wie kaum ein anderer Stuhl Industriedesign, Massenproduktion, einfachen Gebrauch, Wetterfestigkeit und Langlebigkeit verkörpert – bei einem Gewicht von gerade einmal drei Kilogramm. Um ein Ensemble anbieten zu können, hat man dem „Landi“ mit „Davy“ einen neuen, von Michel Charlot mit feinem Gespür für den berühmten Vorfahren entworfenen Tisch an die Seite gestellt. Während der „Landi“ viele Löcher hat, hat der Tisch nur eines – für den Sonnenschirm. 2004 hat die Schweizer Post dem „Landi“ in ihre Serie zum Thema Schweizer Design sogar eine 1-Franken-Briefmarke gewidmet. Da kann man nur sagen: Welcome back, „Landi“! (tw)

Foto © Adeline Seidel, Stylepark