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Die Lichtwelt in der Bartenbach Academy

Licht für Alle

Die Bartenbach GmbH entwickelt seit Jahrzehnten Lösungen im Tages- und Kunstlichtbereich. Wir sprachen mit Wilfried Pohl, Director Research bei Bartenbach, über den ganzheitlichen Ansatz des Unternehmens.
von Alexander Russ | 16.12.2021

Die Bartenbach GmbH in Aldrans, Österreich geht auf das Jahr 1976 zurück, als Christian Bartenbach das Ingenieurbüro Christian Bartenbach gründete. Seitdem hat das Unternehmen bei der Planung von Tages- und Kunstlicht zahlreiche Lösungen entwickelt. Dafür hat Bartenbach unter anderem einen künstlichen Himmel in seiner Firmenzentrale geschaffen, mit dem es möglich ist, Tageslicht originalgetreu zu jeder Tages- und Jahreszeit zu simulieren. Die Arbeit am Modell gehört dabei zu den Grundlagen der Lichtplanung. Neben der technischen Seite spielen dort aber auch gestalterische und psychologische Aspekte eine wichtige Rolle, weshalb sich unter den MitarbeiterInnen neben PhysikerInnen und MathematikerInnen auch ArchitektInnen, DesignerInnen oder WahrnehmungspsychologInnen befinden. Zudem will das Unternehmen, das heute in zweiter Generation geführt wird, mit der Bartenbach Academy sein Wissen nach Außen vermitteln. Wir sprachen mit Wilfried Pohl, Director Research bei Bartenbach, über die Philosophie dahinter und die Bedeutung des interdisziplinären Austauschs.

Alexander Russ: Bartenbach verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und verbindet Design, Planung, Forschung und Lehre miteinander. Können Sie das Konzept genauer erläutern?

Wilfried Pohl: Wir betrachten Licht von allen Seiten: Einerseits spielt Licht für die visuelle Wahrnehmung eine Rolle, andererseits wirkt es sich auf unsere Gesundheit aus. Das macht einen interdisziplinären Ansatz notwendig, um die verschiedenen Einflüsse auf den Menschen möglichst gut zu verstehen. Dafür muss man sich mit Physik und Technik, aber auch mit Psychologie und medizinischen Themen beschäftigen, um so gute Lösungen umsetzen zu können. Deshalb haben wir IngenieurInnen, aber auch verschiedene GestalterInnen in unserer Planungsabteilung, da Licht neben der Technik auch eine starke emotionale und kreative Komponente bietet. Gleichzeitig sind wir mit Universitäten vernetzt und forschen gemeinsam an bestimmten Themen, was ja eher ungewöhnlich für ein Ingenieurbüro ist. Am Ende hat man aber ein anderes Wissen, wenn man selbst in die Forschung involviert ist. Das wirkt sich dann auch auf die Praxis aus. Kunstlicht (i. A. Teil der Elektroplanung) wird bei uns immer im Zusammenhang mit dem Tageslicht betrachtet. Tageslicht kommt über die Fassade, betrifft daher ganz andere Gewerke am Bau, weshalb dieser integrale Ansatz "Kunst- und Tageslicht" sehr herausfordernd im Planungsgeschäft ist.

Das Firmengebäude von Bartenbach in Aldrans, Österreich

Neben der Forschung sind Sie auch in der Lehre tätig. Wie findet sich der ganzheitliche Ansatz von Bartenbach dort wieder?

Wilfried Pohl: Unserem Gründer Prof. Dr. Christian Bartenbach war es ein großes Anliegen, sein Wissen weiterzugeben und eine professionale Ausbildung bei der Lichtplanung aufzubauen. Daraus ist dann die Bartenbach Academy entstanden, die auf einer wahrnehmungsorientierten Lichtplanung mit Schwerpunktthemen wie Bauen mit Tageslicht, Licht und Farbe oder Licht und Gesundheit basiert. In diesem Zusammenhang haben wir bis 2015 den Master-Studiengang Lichtgestaltung zusammen mit der Universität Innsbruck angeboten. Das war ein Aufbaustudiengang zum Thema Lichtplanung, bei dem es darum ging, unser internes Wissen nach außen zu tragen und unseren Ansatz weiter zu verbreiten.

An wen hat sich dieser Aufbaustudiengang gerichtet?

Wilfried Pohl: Das war komplett offen. Demensprechend bunt gemischt war die Studentenschaft – von ArchitektInnen, DesignerInnen über RegisseurInnen bis hin zu PhysikerInnen. Jeder, der mit dem Thema Licht zu tun hatte oder sich dafür interessiert hat, konnte daran teilnehmen. Dabei haben wir versucht, die Studenten in unsere realen Projekte zu integrieren, um dadurch Theorie und Praxis so stark wie möglich miteinander zu verzahnen.

Können Sie ein Beispiel für ein Projekt nennen?

Wilfried Pohl: Insgesamt hat das Aufbaustudium vier Semester gedauert. In jedem Semester gab es zwei Projekte für die Studenten. Eines davon war ein Planungsprojekt und das andere ein konkretes Produkt wie etwa eine Leuchte. Dafür haben die Studierenden dann Modelle gebaut und Berechnungen angestellt. Bei den Planungsprojekten haben sie zum Beispiel mit uns am Terminal 3 des Changi-Airports in Singapur gearbeitet. Dort gab es ein großes Atrium, wo wir der Frage nachgegangen sind, wie sich dieses optimal mit Tageslicht bespielen lässt. Dabei ging es immer auch darum, die Kreativität unserer interdisziplinären Studentenschaft optimal auszuschöpfen.

Wie haben sich die Erfahrungen aus der Lehre auf Bartenbach ausgewirkt? Hat sich Ihre Arbeitsweise dadurch verändert?

Wilfried Pohl: Man glaubt ja irgendwann, bestimmte Dinge endgültig verstanden zu haben. Wenn man dann plötzlich mit Leuten aus ganz anderen Fachbereichen konfrontiert wird, die Fragen stellen, bringt das mitunter bestimmte Gewissheiten ins Wanken. Das führt dann dazu, dass man Dinge anders betrachtet und zu anderen Lösungen kommt. Das war eine große Erkenntnis aus der Lehre: Das Verstehen hört nie auf! Insofern war der Input durch die Studierenden äußerst wertvoll.

Besucher in der Bartenbach Academy

Zweimal jährlich findet ein Uni-Symposium an der Bartenbach Academy statt. Worum geht es da genau?

Wilfried Pohl: Dort kommen Studierende verschiedener Universitäten für zwei Tage zu uns und werden durch die Laboratorien und unsere Musterräume geführt. Zudem können sie unsere Lichtwelt auf 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche besichtigen und dort alles über das Thema Licht in Form von 1:1 Muster-Räumen, Modellen, Info-Screens und großformatigen Fotos erfahren – von Planungsprojekten bis zu den Ergebnissen unserer Lichtforschung. Zudem gibt es Workshops, wo zum Beispiel anhand von Modellen die Möglichkeiten von Tageslichtbeleuchtung demonstriert wird. Licht muss man am Ende persönlich erleben, um die visuellen Wirkungen zu verstehen. Neben den Uni-Symposien haben wir aber auch noch einen Lehrauftrag an der Universität Innsbruck, wo wir Vorlesungen halten, mit den Studierenden Workshops in unserem künstlichen Himmel durchführen, und wo sie im Zuge von Semesterarbeiten oder Masterarbeiten auch neue Licht- und Gebäudekonzepte entwickeln. Neben dieser akademischen Lehre bieten wir eine Vielzahl von Seminaren und Kursen an, zum Beispiel "Lichtinspirationstage" für Architekten, oder technische Kurzlehrgänge für die Industrie. Und der künstliche Himmel kann auch gerne für Lichtuntersuchungen an Modellen von Interessierten gebucht werden. Wir sind grundsätzlich ein sehr offenes Haus – jeder ist willkommen, uns zu besuchen und mit uns über Licht zu diskutieren.