Leuchttapeten und 3D-Vorhänge
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Von Martina Metzner | 30.01.2015
Auf der Heimtextil in Frankfurt und wenige Tage später im Messebereich „Pure Textiles“ der imm cologne wurde man vor lauter metallischem Glanz an Wand, auf Polstern und vor Fenstern beinahe geblendet: Mit anderen Worten, die Leidenschaft für Metalloberflächen aus der Mode- und Möbelindustrie ist nun auch bei den Heimtextilien angekommen. Und das äußerst raffiniert: Mit reichen Materialien wie Seide und Samt, Jacquard-Webtechniken oder komplizierten Stickereien. Dem gegenüber stehen puristisch gehaltene Stoffe und Tapeten mit natürlichem Charakter und dreidimensionale Oberflächen. Darüber hinaus statten die Hersteller ihre Stoffe und Tapeten mit allerlei technischen Zusatzfeatures aus. Wir haben die interessantesten Produkte in Sachen Innovationen, Muster, Material und Farben von der Heimtextil und der imm cologne für Sie zusammengefasst. |
Silence, svp! Architects Paper hat was gegen Lärm Die Tochtermarke Architects Paper von A.S. Création hat sich gefragt, was kann Wandverkleidung heute mehr bieten als nur Dekoration? Die neue „Colour Tec Glow“ Tapete ermöglicht es durchphosphoreszierende Leuchtstreifen und Leuchtpfeile auch ohne künstliches Licht Räume zu erhellen und so beispielsweise Fluchtwege in öffentlichen Gebäuden zu kennzeichnen. Darüber hinaus sorgen die innovativen „Magnet Acoustic Pads“ für Ruhe im Raum: Die magnetisch haftenden Akustikpaneele aus farbigem Filz in Rautenform können auf der Magnettape des Herstellers angebracht, verschoben und wieder abgenommen werden können. |
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Dessous für die Wand Arte gibt der Tapete Form Nach „Intrigue“ baut Arte seine reliefartige, auf Schaumstoff basierende Tapeten-Linie mit der neuen Kollektion „Eclipse“ aus. Zu den bestehenden Modellen „Rosace“, „Caisson“ und „Feuillage“ gesellen sich drei neue Relief-Strukturen: „Select“ beispielsweise lässt Kacheln herauskippen, „Charm“, zaubert fühlbare Arabesken auf die Wand und „Flex“ spielt durch psychedelische Op-Art-Muster mit unseren Sinnen. Die Machart hat sich Arte aus der Dessous-Welt abgeschaut: Gemouldete Büstenhalter aus durch Wärme formbarem, mit Stoff überzogenem Schaumstoff standen Pate für diese watteweiche, skulpturale Tapete. |
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Auf Blumen gebettet Christian Fischbacher mag’s sommerlich Beste Aussichten für den Sommer: Christian Fischbacher holt die Sommerwiese in unser Heim. „Garden Party“ heißt der Name der neuen Kollektion und so tummeln sich auf Vorhangstoffen und Bett-Textilien filigrane Drucke von Blumen, Blüten und Gräsern in frischen Farben auf hellem Fonds. „Garden Party“ ist eine Neuinterpretation der Drucke, die Christian Fischbacher bereits in den 1990er Jahren erfolgreich einführte. Daneben lanciert Christian Fischbacher eine spezielle Outdoor-Linie mit Heimtextilien für den Außeneinsatz, die besonders farbintensiv sowie UV- und wasserresistent sind und nicht schimmeln. |
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Sichtschutz per Handstreich Yann Mathys für Création Baumann „Reverso“ ist einer der spannendsten Innovationen im Bereich der Heimtextilien. Der Vorhang aus Material mit papierähnlichem Charakter ist von dem ECAL-Absolventen Yann Mathys entwickelt worden und im vergangenen Jahr mit dem zweiten Platz beim „[D³] Contest Award“ der imm cologne und dem Rat für Formgebung ausgezeichnet worden. Und Création Baumann hat sich den jungen Designer gleich ins Haus geholt und mit ihm zusammen das Produkt zur Marktreife entwickelt. Der Clou: Kleine, fein ausgelaserte Schuppen lassen sich durch einen Handstreich umklappen, so dass man die Opazität und das Muster individuell anpassen kann. |
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Sesam rolle dich Jab Anstoetz macht’s elektrisch Ab sofort lassen sich Rollos wie von Zauberhand aufrollen: Der Stoff- und Bodenbelags-Spezialist Jab Anstoetz bringt zusammen mit der US-Firma Qmotion „Meridian-E“ heraus. Dahinter verbirgt sich ein elektrisches, federbalanciertes Rollosystem, das ohne Schnüren und Ketten auskommt. Ein leichtes Ziehen am Rollo genügt, um den Motor zu aktivieren, der dann leise und magisch das Rollo nach oben zieht. Mit einer App kann man es auch per Smartphone oder Tablet steuern. „Meridian-E“ ist wahlweise Batterie- beziehungsweise Akku betrieben oder per Stromzufuhr via Kabel. |
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In ferne Galaxien schweifen Alfredo Häberli für Kvadrat 2007 gestaltete Alfredo Häberli den Showroom von Kvadrat in Mailand. Es folgten zwölf Stoffentwürfe, nun kommen drei weitere hinzu, die allesamt gestrickt und damit besonders dehnbar sind: „Nebula“, „Nadir“ und „Galaxy“ heißen die drei. Ob Häberli zuletzt viel Zeit damit verbracht hat, in den Nachthimmel zu schauen oder japanische Blumenmalerei studierte, können wir nur mit Blick auf die Muster und Machart der Gewirke vermuten: So lässt „Nebula“ abstrakte Blütenblätter erahnen, „Nadir“ ist voluminös und grob strukturiert und „Galaxy“ erscheint als ein unregelmäßiges Spiel mit feinen Punkten. |
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Lichte Wand Dank der Marburger Tapetenfabrik „Seit Jahren liegt mir das Thema ‚Tapete und Licht‘ am Herzen“, erklärt Ullrich Eitel, geschäftsführender Inhaber der Marburger Tapetenfabrik. Bereits 2003 brachte das Unternehmen mit „Art-Tec“ seine erste leuchtende Tapete mit organischen Leuchtelementen auf den Markt. Nun dreht die Marburger Tapetenfabrik ihren Lichtzauber an der Wand weiter: Die auf der Heimtextil präsentierte „Art Luminaire“-Tapete strahlt punktuell künstliches Licht aus. Dabei wird Licht in Kunstfasern geleitet, das an regelmäßigen Einkerbungen austritt. Diese Seitenlichteffekte seien keine Neuheit, die Beleuchtungsindustrie wende dieses Verfahren schon seit längerem an, erklärt Eitel. „Aber, dass es diese Technik jetzt als Tapete gibt – das war noch nie da.“ |
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Schön verknittert Nya Nordiska zeigt sich natürlich Wer bei den „Pure Textiles“ auf der imm cologne auf der Suche nach puristischen, aber dennoch spannenden Stoffen war, wurde bei Nya Nordiska fündig: Für das Segment „Pure Perfection“ präsentierte der Textilediteur aus Dannenberg besonders raffinierte, plastisch wirkende Vorhang- und Bezugsstoffe, die nicht nur in der Struktur und der Materialität von der Natur inspiriert wurden, sondern ebenso in ihrer Farbigkeit. Poetisch und leicht etwa zeigen sich „Kito CS“ und „Miyako“. „Kito CS“, aus einem schwer entflammbaren Trevira CS-Vlies hergestellt, erinnert an verknittertes Papier. Ein Mädchentraum dürfte dagegen „Miyako“ sein, ein Leinenstoff, der durch seine federleicht aufgestickten Organza-Flocken besticht. Schwer und glänzend zeigt sich hingegen „Maki“, dessen aufwendige Webart aus Viskosebast an Baumrinde erinnert – dass diese Neuheit mit dem „Interior Innovation Award“ ausgezeichnet wurde, ist keine Überraschung. |
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Shanghaier Nächte Mit Sahco nach Asien Mit 35 feine Stoffen und acht eleganten Tapeten macht sich Sahco auf eine Reise nach Asien. „Into the Blue“ etwa zeigt Stoffe, die sich um die Nuance Indigo drehen und diese subtil interpretieren. Besonders gelungen ist Sahco dabei „Clouds“ – einen Stoff mit Wolkendruck, den es auch als Tapetenpendant unter dem Namen „Fuji“ gibt und uns damit den von den Japanern verehrten Berg vor Augen führt. Auch die Kollektion „Shanghai Nights“ zeigt Drucke von chinesischen Schriftzeichen oder Drachen. Last but not least hat Designer Ulf Moritz innerhalb seiner eigenen Linie einen Stoff, der an die glänzenden Rüstungen der Samurai erinnert – und eben deshalb auch diesen Namen trägt. |
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Ab ins Paradies Exotik à la Zimmer + Rohde Zimmer + Rohde entführt uns dieses Jahr ins Paradies: Mit der gleichnamigen Stoffkollektion zeigt der Textil- und Tapetenanbieter aus Oberursel ein fantasiereiches Feuerwerk an Mustern, Farben und Strukturen, so dass man beim Anblick der Stoffe beinahe den süßen Duft von exotischen Früchten und das nervöse Flattern von Kolibris zu vernehmen mag. Ob das gezacktes Gefieder eines Aras (Kollektion „Ara“), bunt getupfte Federn von Vögeln („Birds Gallery“) sowie leuchtende Farben wie Granatapfelrot, Safrangelb und Pfauenblau, ob opulente Velours, glänzende Satins oder Paillettenstickereien – das alles findet man bei „Paradise“. |