STYLEPARK LAUFEN
Geheime Wahrheiten und offensichtliche Qualitäten
Es ist ein enormer Erfolg für Pro Helvetia, der Schweizer Kulturstiftung, die seit 2014 die Biennale-Auftritte des Landes verantwortet: Auf der Architektur-Biennale 2018 gewann der nationale Beitrag der Schweiz in Venedig den goldenen Löwen. Einer der engagiertesten Förderer von Pro Helvetias Aktivitäten zur Biennale ist der Schweizer Sanitärspezialist Laufen. Erst das Engagement von Laufen hat den "Salon Suisse" ermöglicht, eine Veranstaltungsreihe, die die Ausstellungen im Schweizer Pavillon seit sieben Jahren begleitet und mit Vorträgen sowie Diskussionsrunden ergänzt.
Wie eng das Verhältnis zwischen Pro Helvetia und Laufen inzwischen ist, wurde beim diesjährigen "Architecture during Art Symposium" deutlich, welches das Unternehmen anlässlich der Art Basel bereits zum fünften Mal veranstaltete. Denn im Grunde genommen wurde der Salon Suisse temporär kurzerhand ins Baselland verlegt, wie Tim Kammasch, der "Salonier" des diesjährigen Salon Suisse, etwas belustigt anmerkte. Er diskutierte mit Kurt W. Forster, Professor emeritus der Yale University und Gründungsdirektor des Getty Research Institute, sowie den Architekten Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler über das Thema "Hidden Truth of Architecture". Auch Fuhrimann und Hächler gehören zu Laufens Architekturnetzwerk. Sie haben den aufsehenerregenden Auftritt des Unternehmens auf dem diesjährigen Salone del Mobile in Mailand gestaltet. Ihr Messestand zeigte dabei die gleiche skulpturale Betonästhetik, die auch ihre kunstvollen Bauten auszeichnet.
Von der Ziegelei zur Designschmiede
Es war ein gestalterisches Wagnis, das Laufen damit auf dem schillernden Salone eingegangen ist. Doch das Unternehmen ist bereit, für gute Gestaltung unternehmerische Risiken auf sich zu nehmen – das hat man in den letzten Jahren wiederholt unter Beweis gestellt und dadurch große Erfolge erzielt. Für den Traditionshersteller, der 1892 als Ziegelei gegründet wurde und der Mitte der 1920er Jahre als erster Schweizer Betrieb die Produktion von Sanitärkeramik aufnahm, war dieser Weg nicht unbedingt vorgezeichnet. Zu Beginn der 1990er Jahre reichte die Produktpalette zwar vom Waschbecken bis zum Essgeschirr, doch gestalterisch gab es Nachholbedarf. Schließlich war eine Restrukturierung unumgänglich. Im Zuge der Konsolidierung konzentrierte man sich auf den Geschäftsbereich Badkeramik. Doch man hielt konsequent am Produktionsstandort Schweiz fest und stellte sich damit unter einigen Innovationsdruck. Und so setzte man bei Laufen in den letzten Jahren konsequent auf Entwicklung und Design.
In seiner Geschichte hat das Unternehmen eine ganze Reihe wichtiger technischer Neuerungen entwickelt: 1964 brachte Laufen das erste wandhängende WC auf den Markt. Es hat heute längst das stehende WC als Standardform abgelöst. Mit der Einführung des keramischen Druckgussverfahrens ab 1980 schuf man die Grundlage für die moderne industrielle Fertigung von Sanitärkeramik – eine Produktionsweise, die mittlerweile in dem gesamten Industriezweig Verwendung findet. Bis zu diesem Zeitpunkt entstanden die Werkstücke ausschließlich im traditionellen Gießverfahren. Dabei wird die sogenannte Schlickermasse aus Porzellanerde und Ton in Gipsformen gegossen. Der Gips entzieht dem Schlicker Wasser, so dass sich auf der Innenseite der Form einen feste Schicht bildet. Nach etwa einer Stunde wird die überschüssige Masse abgegossen und das neue Werkstück aus der Gipsform gelöst. Der Nachteil dieses Verfahrens: Die Form muss über Nacht getrocknet und nach etwa hundert Abgüssen ersetzt werden. Beim Druckgussverfahren finden poröse Kunststoffformen Verwendung, in die die Schlickermasse mit 12 bis 17 bar hineingedrückt wird. Dadurch erfolgt der Prozess der Entwässerung in etwa 10 Minuten. Die Kunststoffform kann ohne Trocknung wiederverwendet werden und hält statt hundert 20.000 bis 40.000 Abgussvorgängen stand. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hat Laufen zudem die Renaissance des sogenannten Feinfeuertons eingeläutet – eine Technik, bei der der Schlickermasse gebrannter Ton beigefügt wird. Dieses Material eignet sich insbesondere für die Herstellung große Waschtische.
Den letzten Technologiesprung leistete Laufen mit dem neuen Werkstoff Saphirkeramik, den das Unternehmen im Jahr 2013 zur Marktreife geführt hat. Dieses neue Keramikmaterial ermöglicht extrem dünnwandige Werkstücke mit engsten Kurvenradien. Dadurch wird eine völlig neue Ästhetik im Bereich der Sanitärkeramik möglich. Als Erste demonstrierten die Designer Ludovica und Robert Palomba mit "Kartell by Laufen" die Möglichkeiten des neuen Werkstoffes. Es folgten Konstantin Grcic mit der Serie "Val" und Toan Nuguyen mit "Ino". Als jüngstes Kind der Saphirkeramik-Familie ist nun die Kollektion "Sonar" von Patricia Urquiola erschienen. Seit kurzem kann Laufen auch Werkstücke aus Saphirkeramik im Druckgussverfahren produzieren. Damit findet die Produktion der fortschrittlichen Produkte unter entsprechend wirtschaftlichen Rahmenbedingungen statt.
Neuer Schwung für alle Fälle
Und die Innovationsfähigkeit von Laufen bleibt hoch. Zuletzt stellte das Unternehmen das Dusch-WC "Riva" vor. In langwieriger Entwicklungsarbeit gelang es den Technikern, erstmals die erforderliche Elektronik und Mechanik in den Abmessungen eines Standard-WCs unterzubringen. "Riva" ist damit das erste aus einem kompletten Keramikkörper bestehende Dusch-WC. Zudem bauten sie eine intuitive Steuerung, die seitlich am Deckelscharnier platziert wurde. In einem solchen Detail zeigt sich, dass Design bei Laufen kein reiner Selbstzweck ist, sondern immer der Funktion verpflichtet bleibt.
Eine weitere Neuheit befindet sich in der Pipeline: Der Designer Marcel Wanders hat mit Laufen "The New Classic" entwickelt. Die Konzeptstudie mit der charakteristischen s-förmig geschwungenen Silhouette ist ein wahres Chamäleon. Die aus der antiken Architektur hergeleiteten Formen fügen sich in konservativ gestaltete Interieurs ebenso passgenau ein wie in avantgardistische.
Auch der zu Laufen gehörige Armaturenhersteller Similor wird in die Designstrategie des Unternehmens miteinbezogen. So umfassen etwa die Serien "Kartell by Laufen" und "Val" neben Keramikteilen auch passende Armaturen "made in Laufen". Der Erfolg gibt dem Schweizer Hersteller recht. Das Unternehmen wächst kontinuierlich. Man wird dort also längst zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Diskutanten des Laufen-Symposiums gekommen sein: "The Hidden Truth" liegt in der Qualität der Gestaltung.