Von Basel nach Brasilien
Dass Design nicht ohne die Kunst kann, ist weithin bekannt. Design "erbt" gestalterische Grundprinzipien aus der Kunst. Doch auch die Kunst wird gelegentlich – wenn auch eher unfreiwillig – zum dekorativen Gebrauchsgegenstand. In der Kollaboration "Impressões" zwischen Laufen und der Baseler Kunstinstitution Brasilea Foundation liefert Design den Untergrund für fünf individuelle Kunstwerke, die beeindruckend den Bezug zum Handwerk zur Schau stellen. Fünf brasilianische Künstlerinnen und Künstler beziehungsweise Künstlergruppen haben künstlerische Objekte geschaffen, die, jedes für sich, Geschichten aus dem Alltag in ihrer Heimat Brasilien erzählen.
Brasilea wurde 2003 aus der Taufe gehoben und widmet sich dem künstlerischen und kulturellen Austausch zwischen Brasilien und der Schweiz – der Name: eine Anspielung auf "Basilea", die lateinische Bezeichnung für Basel, und eben Brasilien. Ausgangspunkt für Brasilea war das Vermächtnis von Walter Wüthrich, einem Schweizer Kunstsammler, der 1939 von Basel aus mit dem Schiff nach Rio de Janeiro aufbrach, um dort bis zu seinem Tod zu leben. Mit der Stiftung fand die Sammlung einen festen Ort direkt am Rheinufer in einer ehemaligen Schiffsmotorenwerkstatt. Hier werden nun die fünf Keramikobjekte der aktuellen Edition von "Impressões" von Laufen und Brasilea präsentiert, die ihren Ursprung und Enthusiasmus in einer langjährigen Liaison mit Brasilien begründet. So verbinden sich die Lebendigkeit brasilianischer Kunst mit Schweizer technologischem Savoir-faire.
Auch Laufen selbst pflegt gute Beziehungen zu Brasilien. Schon in den Fünfzigerjahren betrieb das Unternehmen Werke in dem südamerikanischen Land. Ein Aufbruch und eine gute Zeit für moderne Architektur und die erste Begegnung von Laufen mit der aufstrebenden modernen Architektur Brasiliens. Laufen war in Brasilien auch eine der ersten Firmen, die die Ideen von sozialen Standards wie Arbeiterwohnungen, Fortbildung und Werkskantinen aus der Schweiz mitbrachte. Diese idealistische Pionierzeit begründete den guten Ruf der Marke, der bis heute in Brasilien mit hohem Prestige verbunden ist. Grund genug für Laufen, sich bei dieser Tradition für brasilianische Kultur zu engagieren.
Die Leinwand für die Werke bildet ein Polyeder aus SaphirKeramik von Laufen, entworfen von der in Genf lebenden brasilianischen Bildhauerin Maria-Carmen Perlingeiro. Perlingeiro nutzte für die Skulptur die Vorteile der einzigartigen SaphirKeramik, welche ihr enge Radien, filigrane Kanten und dünne Wände bei hoher Materialstabilität erlaubt. Für die fünf Kunstwerke wurden bedruckte Folien aufgebracht, die in einem zusätzlichen Brennvorgang von der Glasur der Keramik versiegelt wurden. Die Objekte sind damit robuster als der Anschein glauben lässt und können deshalb auch als Hocker oder Beistelltischchen zur Anwendung kommen.
Die Motive der "Impressões", die von der Kunststiftung Brasilea in Zusammenarbeit mit den Künstlern entwickelt wurden, sind so vielfältig wie die Künstlerpersönlichkeiten: Während Maria-Carmen Perlingeiro, die normalerweise mit goldenen Grafiken auf Alabasterplatten arbeitet, lediglich die Dreiecke ihrer Polyeder in Gold taucht, überzieht der in Berlin lebende Künstler Alex Flemming sein SaphirKeramik-Volumen vollflächig mit einem fotorealistischen Print. Der Graffitikünstler Zezão widmet sich in seinem Motiv dem komplexen Abwassersystem und damit der Unterwelt São Paulos, in der er normalerweise seine Sprühbilder hinterlässt. Christina Oiticica verwandelt von der brasilianischen Heilmedizin inspirierte Halluzinationsbilder in eine poetische Grafik. Und das Kollektiv SHN, das aus den drei Street Artists Eduardo Saretta, Haroldo Paranhos und Marcelo Fazolin besteht und für seine großflächigen Siebdruckposter bekannt ist, die das Stadtbild von São Paulo zieren, legen ein Fischmotiv um die Kanten des Polyeders. Damit spielen sie auf ein altes Baseler Gesetz an, das zum Schutz des Rheins vor Überfischung verbot, seinen Bediensteten täglich Fisch vorzusetzen. Was nach Einschränkung klingt, war für die Angestellten in Wahrheit ein Segen – denn endlich gab es dadurch mehr Abwechslung auf ihrem kargen Speiseplan.
Es sind diese Geschichten, die die Zusammenarbeit von Laufen und der Brasilea Foundation zum Erfolgsprojekt machen. Die Ausstellung "Impressões 2018:19 – From Basel to Brazil" in der Brasilea Foundation zeigt noch bis zum 29. August 2019 die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler. Für Laufen ist es nach "Brazil up Close" (Edition 1, 2013) und "Brazil: Verse and Reverse" (Edition 2, 2015) der dritte Beweis dafür, dass Kunst, Design und zukunftsweisendes Handwerk unmittelbar zusammengehören.
Impressões 2018:19
Brasilea Stiftung
Westquaistr. 39
CH – 4019 Basel
bis 29. August 2019
Öffnungszeiten
Mi.: 14:00 bis 18 Uhr
Do.: 14:00 bis 20 Uhr
Fr.: 14:00 bis 18 Uhr
Und nach Vereinbarung