Selbst technisch betrachtet ist die „Vespa“ etwas Besonderes. Und eine schöne Maschine ist sie obendrein, wenn auch nicht unbedingt auf den ersten Blick – zumindest, wenn man sie mit einem „echten“ Motorrad vergleicht. Manche sagen, ihr Design wirke nach heutigen Maßstäben angestaubt, dafür besitze sie aber andere Werte.
Man kann es drehen und wenden wie man will, die „Vespa“ verkörpert wie kein zweites Fahrzeug das typisch italienische Lebens- und Mobilitätsgefühl. In ihr steckt jene unvergleichliche Mischung aus Sonne, Liebe, Licht und Freiheit, der besonders wir Deutsche kaum widerstehen können. Sie kommt aus dem Volk, lässt einem nicht im Stich und bezaubert durch ihr Wesen. Einfach ohne viele Umstände mit der Freundin auf dem Sozius durch die Stadt gondeln, mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein – so will es zumindest das Klischee. Wer dieses „Vespa“-Feeling nicht kennt oder vergessen hat, wie es sich anfühlt, der schaue sich noch einmal William Wylers Romanze „Ein Herz und eine Krone“ (im Original: „Roman Holiday“) von 1953 an, in der Audrey Hepburn (Ann, die junge Kronprinzessin) und Gregory Peck (Joe Bradley, ein amerikanischer Reporter) sich einen schönen lustig-verliebten Tag lang Rom anschauen – eine Weile auf einer „Vespa“.
Geboren wurde die „Wespe“ aus der Not. Die Firma Piaggio hatte für das faschistische Italien Militärflugzeuge gebaut und musste sich nach dem Krieg nach neuen Produkten umsehen. Töpfe und Pfannen wollte man mit den vorhandenen Werkzeugen nicht produzieren. So entstand die Idee, ein preisgünstiges, einfaches, sparsames und praktisches Gefährt für jeden und für alle Lebenslagen zu entwickeln. Entworfen hat die Ur-Vespa der Ingenieur Corradino D’Ascanio, der bis dahin Flugzeuge und Hubschrauber, nie aber Motorräder entwickelt hatte. Vielleicht fiel sein Konzept deshalb so völlig anders aus: Kleine Schubkarrenreifen, ein Direktantrieb und im Heck als Kraftquelle ein komplett verkleideter Flugzeuganlassermotor, an dem man sich weder Hose noch Rock schmutzig machen konnte. Selbst der Reifen ließ sich recht einfach wechseln.
Trug die erste Version von 1946 zunächst noch den Spitznamen „Paperino“ – Entchen –, so fand angeblich der Firmenchef Enrico Piaggio höchstpersönlich, das Ding sehe aus wie eine Wespe. Angriffslustig, gar aggressiv wirkte sie freilich nie, eher „affacinante“ und „fascinoso“, die „Vespa“. Ihr Name ist längst zum Synonym für jede „Motoretta“ geworden. Sie ist ein Mythos, ganz gleich, welche aus der langen Ahnenreihe der summenden Wespen man fährt, man liebt die kleine „Macchina“ vom ersten Augenblick an.