Mit dem neuen Ausstellungskonzept „Pure Editions“ in der Halle 3.2 ist der imm Cologne unter Federführung ihres Art Directors Dick Spierenburg ein echter Coup gelungen. Offene Standflächen statt hermetischer Kisten, hervorragende Aussteller wie Vitra, Thonet, e15, Zeitraum, Flötotto, Gubi, Muuto, Verpan, Schellmann Furniture und viele andere, Platz zum Atmen und Kommunizieren – bei Ausstellern wie Besuchern kamen die Pure Editions gut an.
Mittendrin präsentierten sich erstmals die „Featured Editions“, die in Zusammenarbeit mit Stylepark entwickelt wurden. Für zehn in der Halle verteilte und verschieden große Podeste konnten sich alle Aussteller der Halle 3.2 mit einer eigens konzipierten Inszenierung bewerben. Dabei sollte es sich ganz bewusst nicht um eine „Verlängerung“ des kommerziellen Messestandes handeln, sondern um ein in Zusammenarbeit mit einem Architekten, Künstler oder Designer entwickeltes Statement. Stylepark hat aus sämtlichen Vorschlägen die zehn besten Entwürfe ausgewählt, die dann auf den Podesten realisiert wurden.
Herausgekommen ist eine spannende Mischung unterschiedlicher Installationen, die sich vom Produkt des jeweiligen Herstellers lösen, um dieses in einem neuen Kontext sichtbar werden zu lassen. Auf diese Weise ermöglichten die Inszenierungen der Featured Editions einen Blick ins Innenleben der Unternehmen, auf Haltungen und Eigenschaften, die in herkömmlichen Messeständen ebenso selten vorkommen wie sie von einzelnen Produkten ablesbar sind. Jede Inszenierung überzeugte dabei mit einem ganz eigenen Ansatz.
Spannende Paarungen ergaben sich etwa bei der Inszenierung „Turned“ von Eric Degenhard für Böwer zur Tradition des Drechselns oder dem spielerisch-ironischen Statement „PROgona Vitticeps“ von Konstantin Grcic für Flötotto, einer, wie Konstantin Grcic versicherte, völlig ungiftigen und ungefährlichen Schlange aus Sitzschalen des Schulstuhls PRO. Oder die konzeptionellen Arbeiten vom „Philipp Mainzer Office for Architecture and Design“ für e15 über die Reedition von Möbeln des Architekten Ferdinand Kramer und das Podest von Schellmann Furniture mit Künstlermöbeln von Joseph Beuys, Rachel Whiteread und Donald Judd, das für das Verständnis der Arbeit von Jörg Schellmann wichtige Aufschlüsse lieferte.
Die „Colour Boards“ von Formstelle für Zeitraum zeigten ein „Inspirationslabor“ auf dessen Grundlage die Produkte entstehen und bei der Installation „Raw“ vom Studio 5-56 für String war das eigentliche Produkt – das String Regalsystem – nur im Hintergrund einer wunderbar inszenierten Werkstatt-Atmosphäre zu entdecken. Die soeben als „A&W Designer des Jahres“ ausgezeichneten Brüder Ronan und Erwan Bouroullec hingegen zerlegten in ihrem Beitrag für Vitra das Produkt Workbay in seine Einzelteile. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte der junge Designer David Geckeler mit „Nerd Chair – Deconstructed“, bei dem er seinen für die dänische Firma Muuto entworfenen Stuhl dekonstruierte. Ebenfalls sehenswert waren die Arbeit „Showcase“ von Sabine Hutter und Randolf Schott für Thonet, die den High-Tech-Carbonstuhl „S774“ wirkungsvoll in Szene setzte sowie das Tableau „A beautiful Day“ von Alessio Bassan für Capo d’Opera, das einer städtischen Skyline nachempfunden wurde.
Insgesamt ein gelungener Auftakt und Ansporn genug, das Konzept für die nächste Ausgabe der imm Cologne weiterzuentwickeln.
In den nächsten Wochen werden auf den Internetseiten der imm Cologne und von Stylepark Video-Interviews mit ausgewählten Gestaltern der Featured Editions präsentiert.