Living Kitchen 2017
Fett absaugen
Kein Raum in der Wohnung hat in den letzten Jahren so stark sein Gesicht verändert wie die Küche. Nach dem Siegeszug der Einbauküchen in der Nachkriegszeit mutierte die Küche mehr und mehr zur ergonomischen Werkstatt mit minimalem Platzbedarf. Doch in den letzten Jahren hat sich der Raum zum Kochen immer öfter zum Wohn- und Essbereich hin geöffnet. Konventionell über dem Herd angebrachte Dunstabzugshauben standen einer offenen Küchenarchitektur eher im Wege. In die Arbeitsplatte integrierte Kochfeldbzüge haben das Problem mittlerweile gelöst.
Die Muldenlüftung VL 011 von Gaggenau stellte 1976 einen vollkommen neuen Denkansatz dar. Im Grunde war er paradox: Der Rauch sollte nicht mehr nach oben, sondern nach unten abgeführt werden. Gaggenaus Idee: Ein elektrischer Abzug neben dem Herd ist viel näher an der Geruchsquelle und kann die Dämpfe sofort dort absaugen, wo sie entstehen. Diese Lösung, die in den Siebzigern noch keine weite Verbreitung fand, erfüllt heute genau die Anforderungen moderner Küchennutzung. Weder üble Gerüche noch unförmige Elektroeinbauten stören im neuen Wohnraum Küche. Deshalb haben wir uns auf der gerade zu Ende gegangenen Living Kitchen nach den besten dieser sogenannten Kochfeldabzüge umgeschaut. Das Angebot ist mittlerweile breit.
Uns haben drei Systeme besonders überzeugt: Miele TwoInOne, Bora Professional und das Gaggenau Flex-Induktionskochfeld mit integriertem Lüftungssystem Serie 200 CV 282. Bei allen dreien liegt der Abzug mittig zwischen zwei Kochfeldern. Beim Miele TwoInOne ist der sogenannte Wrasenabzug mit einem Induktionsherd kombiniert. Die Bedienung erfolgt über ein in das Kochfeld eingelassenes Bedientableau – eine Lösung, die zwar die Montage erleichtert, in der Praktikabilität aber gegenüber den klassischen Knöpfen Nachteile hat. Der relativ hohe Filter des Miele-Lüfters verlangt zudem einigen Platz beim Einbau.
Auch bei Gaggenau flankieren den Kochfeldabzug zwei Induktionskochzonen, hier mit je zwei rechteckigen Kochflächen. Der Lüfter nimmt deutlich mehr Fläche ein als bei Bora und Miele und zieht die Luft durch zwei Schlitze ein. Gaggenaus Lüftungssystem ist durch seine Größe in der Lage, enorme Mengen Fett aufzunehmen und besitzt ein ausgeklügeltes System an Schutzmechanismen gegen Filtrataustritte. Bedient wird das Kochfeld über die sogenannte Twist-Pad-Bedienung auf dem Kochfeld: Mit einem abnehmbaren Magnetdrehknopf steuert man die einzelnen Kochflächen an und reguliert ihre Temperatur. Das System ist etwas gewöhnungsbedürftig und man sollte tunlichst den Drehknopf nicht verlieren. Ist die Platte aber erst einmal eingeschaltet, läuft alles von allein. Das Lüftungssystem erkennt sensorgesteuert, dass gekocht wird und passt sogar seine Leistung den jeweiligen Erfordernissen an.
Bei Bora ist der sichtbare Teil des Kochfeldabzuges deutlich schlanker dimensioniert. Ein Schlitz ist mit einer Edelstahlabdeckung verschlossen, die sich bei eingeschalteter Lüftung wie von Geisterhand öffnet. Der Abzug und die beiden Kochfelder bilden, anders als bei Gaggenau und Miele, bei Bora keine feste Einheit. Der Kunde kann zwischen unterschiedlichen Konfigurationen wählen, so dass etwa auf der einen Seite des Lüftungsschlitzes der Bora Tepan-Edelstahlgrill und auf der anderen ein Gas- oder Induktionskochfeld eingebaut werden kann. Alle verschmutzenden Teile des Abzugssystems sind aus Edelstahl gefertigt und können leicht entnommen und gereinigt werden. Die Steuerung bei Bora erfolgt in gewohnter Art und Weise über Drehknöpfe an der Herdfront. Die in den Knöpfen integrierten Displays sind, nachdem man sich an sie gewöhnt hat, ein echter Gewinn. Insgesamt beeindrucken die Eleganz und Bedienungsfreundlichkeit des Bora-Systems.
Einen Vorteil bieten die Systeme aller drei Anbieter: auch bei laufendem Kochfeldabzug kann man sich problemlos unterhalten oder Musik hören. Die Zeiten in denen das Anbraten eines Steaks vom Brüllen der Dunstabzughaube direkt neben den Ohren begleitet wurde, sind hoffentlich endgültig vorüber.