Kissenstapeln wie ein Profi

Willo Perron entstammt einer kanadischen Künstlerfamilie aus Montreal, wo er bis zu seinem 25. Lebensjahr aufwuchs. Als Autodidakt gestaltete er in der Skateboard-Szene Flyer, entwarf Kleidung und eröffnete einen Plattenladen. Nach einigen Zwischenstationen zog er über Los Angeles weiter nach New York, da er die Stadt an der Westküste anfangs nicht mochte. In Big Apple angekommen, arbeitete er für die Hip-Hop-Plattenfirma Rawkus. Anfang der 2000er Jahre kehrte Perron zurück nach Montreal und lernte den ebenfalls aus Montreal stammenden Dov Charney kennen, den Gründer von American Apparel. So kam es, dass Willo gemeinsam mit seinem Bruder Zebulon den ersten Laden gestaltete – und damit den Prototyp für die Filialen von American Apparel.

Bei einem Urlaub in Los Angeles entschied er zu bleiben und lernte 2006, nach einer kurzen Zeit bei Apple, Kanye West kennen. Diese Begegnung war der Beginn seiner Karriere als Kreativdirektor in der Musikbranche. Er gründete das Studio Willo Perron & Associates, dessen breites Portfolio von der grafischen Gestaltung von Alben, Bühnenbildern für Konzerte, Live-Events, Videos und Werbekampagnen bis hin zum Design von Geschäften reicht. KünstlerInnen wie Rihanna, Jay-Z, St. Vincent, Mark Ronson, und Lady Gaga aber auch Marken wie Stussy und Adidas zählen zu seinen AuftraggeberInnen.

Dass dieser kreative Kopf nun ein Sofa mit Knoll realisiert hat, ist vielleicht der logische Schritt seiner Umtriebigkeit. Ursprünglich für ein privates Wohnprojekt konzipiert, überzeugte der Entwurf den Senior Vice President of Design bei Knoll Jonathan Olivares. Gemeinsam haben sie den Oversize Entwurf auf ein "human scale" heruntergebracht, erzählt Willo Perron auf dem Salone. Das scheint grotesk, wirkt dieses "human scale" immer noch großzügig überdimensioniert. Das "Pillo Sofa" ist ein komplett modulares System, welches in den unterschiedlichsten Konstellationen für jeden Raum angepasst werden kann. Dazu kommen unterschiedliche Stoffqualitäten, wobei der helle, leicht texturierte Leinenbezug Perrons ursprünglicher Vorstellung entspricht.

Auf die Frage, wie es sich anfühle, für eine Marke zu arbeiten, für die Designer wie Mies van der Rohe, Florence Knoll, Eero Saarinen, Harry Bertoia oder Richard Schultz entworfen haben, sagte er ganz bescheiden: "Es ist eine verrückte Ehre, die fast keinen Sinn ergibt."

Den zweiten Teil seiner Antwort kann man auch anders sehen. Es macht sehr viel Sinn, denn das "Perron Pillo Sofa" wirkt so selbstverständlich, so unaufgeregt anders. Man möchte sagen, es ist ein Sofa, wie man es sich als Kind vorstellt, ein scheinbar schlichter Stapel übergroßer Kissen, die einem einen unvergesslichen Sitzkomfort bieten. Man versinkt in den ausladenden Kissenbergen und kann entspannen.