Nils Holger Moormann
Thomas Wagner: Lieber Nils Holger Moormann, Sie reisen auch 2014 mit Ihren Möbeln nicht zum Salone nach Mailand. Gab es auch diesmal keinen passenden Stand für „Klopstock“ und „Kampenwand“? Oder kann man den Frühling im Chiemgau einfach besser genießen als in stickigen Messehallen?
Nils Holger Moormann: Ja, das stimmt. Wir besuchen zwar Mailand, aber nicht als Aussteller. Momentan finden wir es spannender, sich dem Markt zu entziehen, und versuchen, eigene Wege zu gehen. Das gelingt besser mit Konzentration und Ruhe.
Spielen Sie auch dieses Jahr wieder „Mensch, ärgere Dich nicht!“ oder haben Sie sich etwas anderes ausgedacht, um Mailand vergessen zu machen?
Moormann: Geärgert haben wir uns letztes Mal. Diesmal freuen wir uns auf relaxte Tage als Besucher.
Vielleicht geben Sie ja auch den „Tagedieb“ und bleiben im Bett?
Moormann: Nein, früh aufstehen gehört nach wie vor zum Geschäft. Und in Mailand hat es mir der schaurige Campingplatz angetan mit kreischenden Pfauen und nächtelang laut tanzenden Skandinavierinnen. Also sehen wir uns dort.
Was meinen Sie, werden Möbelmessen als Marktplätze überschätzt? Oder ist es in Mailand einfach zu voll?
Moormann: Messen sind wichtig. Nur hier trifft man all die Seiltänzer aus unserem Zirkus. Und es macht bekanntlich viel Spaß und Sinn, sich hier auszutauschen und zu informieren. Allerdings finde ich es sehr gefährlich, dass so stark auf eine rein kommerzielle Ausrichtung Wert gelegt wird, die Messestände opulenter, größer und austauschbarer werden und das Staunen und Wundern − das nun mal zu so einem Zirkus gehört − keine Rolle mehr spielt. Und ja, es ist sicherlich ein ernstes Problem, wenn es zu viele, oft austauschbare Events gibt.
Wie überhaupt halten Sie es mit dem Neuen? Muss ein Möbelhersteller jedes Jahr Neuheiten präsentieren oder wird deren Funktion überschätzt? Haben Sie da noch was in der Pipeline?
Moormann: Neues ist immer gut. Sicherlich eines der einfachsten Mittel, um medial im Geschäft zu bleiben. Allerdings birgt es ganz klar die große Gefahr, Produkten nicht mehr auf ihren Grund gehen zu können, sie in langen, sorgfältigen Prozessen immer weiter heranreifen zu lassen. Bei aller Freude, die es auch uns macht, immer Neues zu bringen, ist die konsequente Entschleunigung doch eindeutig unser Weg. Wir lieben es einfach zu sehr, Einfachheit und Orientierung herauszuarbeiten. Da ist ein Neuheitengewitter oftmals kontraproduktiv.
Herr Moormann, wir danken Ihnen für das Gespräch.