Das Kunsthaus Graz – bekannt für seine futuristisch anmutende Architektur – hat seit letztem Jahr ein neues Museumscafé. Was nach einem traditionellen, österreichischen Kaffeehaus klingt, wurde auf sehr charmante und lässige Art zeitgemäß eingerichtet.
Es sieht nicht spektakulär aus wie die biomorphe Blob-Architektur des Erweiterungsbaus, den seine Architekten Peter Cook und Colin Fournier „Friendly Alien“ genannt haben, sondern hat andere Qualitäten. Im Altbau, dem sogenannten Eisernen Haus, herrscht ein industrieller Charme mit einem schlichten Fußboden und Wänden und Decken aus rauem Beton. Die Einrichtung dagegen gibt sich verspielter, kombiniert Möbel aus verschiedenen Epochen und gibt sich bewusst nicht aus einem Guss, wie man es im Land der Kaffeehäuser erwarten könnte. Ganz großstädtisch leger erscheint das neue Café und bietet WIFI und Stromanschluss neben dem klassischen Zeitungsangebot. Die Vielfalt gehört zum Konzept des Kunsthauscafés.
Ruhesuchende finden einen Platz entlang der Fensterfront oder einen bequemen Sitzplatz auf der Bank. Kommunikative Besucher wählen den zentralen Tisch mit den flexiblen Sitzmöglichkeiten. Schlicht gestaltete Klassiker wie der Frankfurter Stuhl und poppig wirkende Schalensitze aus Kunststoff treffen dabei auf Hocker von Zeitraum. Für die Beleuchtung sorgen eine bunte Mischung aus grünen Lampenschirmen des 19. Jahrhunderts und altmodische Glühbirnen in vielen möglichen Varianten. Die so entstehende individuelle Mischung unterschiedlichster Dinge und Sammlerstücke, wie man sie auch in anderen Großstadtcafés findet, ist ein flexibler Gegenentwurf zu Systemgastronomie und Massenkultur. Und eine heiter-verspielte Absage an den eindeutig festgelegten sogenannten guten Geschmack. Dass die Mischung gelingt, liegt am Ende am sicheren Gespür für die Qualität der Materialien und der miteinander kombinierten Möbel. Es ist eben gerade keine Einrichtung, die zufällig auf dem Trödelmarkt zusammengekauft wurde, sondern eine, die einem Konzept folgt.
Die entlang der Fensterfront aufgereihten Barhocker und die kleineren Hocker, die um den großen, zentralen Tisch platziert sind, stammen von Zeitraum. Der „1.3 BAR“ und der „1.3 STOOL“ wirken in diesem Umfeld wie Klassiker des Möbeldesigns, wurden aber erst 2012 von Kihyun Kim für Zeitraum entworfen. Für den Stuhl der Serie 1.3 erhielt er im selben Jahr den Design of the Year Award des Londoner Design Museums. Bewusst folgt die Gestaltung der Hocker dem mittlerweile zeitlosen Konzept der visuell nachvollziehbaren Statik und Materialgerechtigkeit. Zudem passen die geölten Oberflächen gut zu den Ansprüchen, die man an eine traditionelle und nachhaltige Produktion stellt. Was auch für die Küche dieses Kaffeehauses gilt, denn diese bietet neben dem mittlerweile obligatorischen Porridge und Pulled Pork der Hipsterszene auch noch Klassiker wie Vogerlsalat und Kaspressknödel – natürlich in Bioqualität. (RW)
Im Kunsthaus Graz ist ein Kaffeehaus der neuen Generation entstanden – lässig, verspielt. Und was die Einrichtung angeht, bunt gemischt. Foto © Karin Hackl
Der große Tisch mit Hockern von Zeitraum lädt auch größere Gruppen zum Verweilen ein. Foto © Karin Hackl
Nicht nur Stühle und Tische, auch die Leuchten bilden eine aparte und verspielte Mischung. Foto © Mansi/MOMA
Die Barhocker „1.3 BAR“ von Zeitraum passen sehr gut in die Sammlung klassischer Stuhlformen. Foto © Karin Hackl
Raue Wände und Decken aus Beton bilden den industriell anmutenden Hintergrund für das Kaffeehaustreiben. Foto © Mansi/MOMA
Geöltes Holz und eine solide Konstruktion lassen den „1.3 STOOL“ von Zeitraum von 2012 besonders hochwertig aussehen. Foto © Karin Hackl