Dass Julian Kyhl uns keinen Lebenslauf schickt, sondern ein paar Zeilen, ist bezeichnend für den 32-jährigen Tischler und Designer aus Dänemark. Denn eine lineare Biographie mit Schule, Studium und einem eigenen Studio passt zu dem umtriebigen Freigeist nicht, der sich nicht auf eine Karriere als Designer festlegen möchte: „Ich habe keine Idee, wie die Dinge sich bei mir von jetzt an entwickeln werden“, schreibt Kyhl. Aufgefallen ist uns Julian Kyhl, als wir zu Besuch in der Kopenhagener Schreiner-Kooperative von Peter Klint waren und er uns einen Holzhocker entgegenhielt, dessen drei quer verstrebte Beine mittels 3D-gedruckten Verbindungselementen zusammenhielten.
Julian Kyhl
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Was? Wie? Wo? Warum?
Wo möchten Sie leben?
Ich lebe in Kopenhagen und ich liebe meine Stadt. Daher möchte ich hier bleiben und von dort aus andere Plätze in der Welt besuchen. Wenn es nicht zu weit weg von Kopenhagen wäre, könnte ich mir vorstellen an einem Platz im Wald zu leben.
Ihre Lieblingsgestalt in der Designgeschichte?
Einige von den besten Designs sind nicht von einem bestimmten bekannten Designer. Es sind die Produkte, die einem speziellen Bedürfnis entspringen und dieses auf eine wunderbare Art und Weise gestalterisch umsetzen. Anstelle eines Designers möchte ich daher ein Produkt würdigen, dessen Erfinder ich nicht kenne: Das „Knack & Back“-Croissant.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Designer/einer Designerin am meisten?
Die Leidenschaft, neue Gedanken zu entwickeln, zu experimentieren, und sicherlich auch ein Sinn für Ästhetik. Design ist für mich mehr als „Product Fashion“. Gestaltete Objekte sind Ausdruck unserer Zeit und ich schätze es sehr, wenn ein Designer es schafft, nicht nur einem Trend zu folgen, sondern etwa Archetypisches zu schaffen.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Ich mag es, meinen Impulsen zu folgen. Wenn ich ein neues Projekt beginne, dann gibt es für mich nichts Schöneres, als daran zu arbeiten.
Ihr Hauptcharakterzug?
Offenheit.
Ihr größter Fehler?
Muss noch kommen beziehungsweise ich gehe davon aus, dass er kommt.
Ihr Traum vom Glück?
Zusammensein mit meinen engsten Freunden, meiner Familie und das zu machen, was ich möchte.
Was nervt Sie am meisten?
Dass eine gute Idee allein nicht reicht.
Ihr Lieblingsmaterial?
Xylem.
Ihre Lieblingsblume?
Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana). Ich weiß zwar nicht, ob sie wirklich als „Blume“ gekennzeichnet werden kann – aber sie hat einige brillante Qualitäten.
Welche Musik hören Sie beim Arbeiten?
Meistens höre ich Sci-Fi-Hörbücher.
Welche gestalterische Leistung verabscheuen Sie am meisten?
Meine eigenen Leistungen, die ich nicht mehr ausstehen kann, werden verbannt. Oft ist es so, dass ich eine Phase, in der mir die Dinge, die ich davor kreiert habe, überdrüssig werden. Manchmal geht diese Phase vorbei.
Welche Gabe möchten Sie besitzen?
Irgendeine Gabe zum Geldmachen.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Sehr besonnen und gedankenreich.
Ihr Motto?
Oui!