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Stefan Seitz

Im Gespräch bleiben

Stefan Seitz is the Head of Brand Management ISH at Messe Frankfurt Exhibition GmbH. In this interview, he tells us what the new offerings at the world’s leading trade fair for HVAC + Water from 17 to 21 March 2025 are and what is important in the industry now.
31.01.2025

Anna Moldenhauer: Warum haben Sie gemeinsam mit dem Team entschieden, für die kommende ISH eine neue Veranstaltungsstruktur mit acht Lösungsfeldern einzuführen?

Stefan Seitz: Wir haben festgestellt, dass sich die Struktur der Aussteller verändert hat, dass Systemanbieter häufiger werden und diese beispielsweise nun ein Komplettbad anbieten, statt auf eine Spezialisierung wie Keramik, Armaturen oder Möbel zu setzen. Dieser Trend besteht im Bereich Heizung schon länger. Unsere Planung hat sich bisher nach den Produktgruppen gerichtet – diese Unterteilung macht keinen Sinn mehr, wenn ein Großteil der Unternehmen sich als Systemanbieter oder Komplettanbieter präsentiert. Darüber hinaus ist unsere Zielgruppe extrem heterogen, die BesucherInnen kommen mit vielen Interessen auf die Messe und diese gilt es stärker zu adressieren. Das war der Hintergrund für die Entscheidung von einer reinen Produktschau zu einer lösungsorientierten Anwendermesse. Aus dieser Überlegung sind acht Lösungsfelder für die diversen Anwendungen entstanden.

Das Motto der ISH lautet "Lösungen für eine nachhaltige Zukunft". Was bedeutet nachhaltig für Sie in dem Kontext?

Stefan Seitz: Wir beschäftigen uns mit den elementaren Dingen des Lebens: Jeder Mensch möchte sauberes Wasser nutzen können, ein geheiztes Zuhause haben. Erzeugt werden sollte das ressourcenschonend, energieeffizient, CO2 neutral. Zudem soll die Luft, die wir einatmen, sauber sein. Das ist die Hauptsache der Diskussion um die Nachhaltigkeit – wie können wir die Klimaschutzziele erreichen, die uns vorgegeben sind? Der Gebäudesektor hat da noch ein hohes Verbesserungspotenzial. Mit wassersparenden Technologien oder durch Umrüsten der Wärmeerzeugung oder Klimatisierung auf moderne Anlagenkönnen wir beispielsweise einen großen Beitrag für die Nachhaltigkeit leisten. Dazu umfasst das Thema unsere eigenen Handlungen als Unternehmen, ob wir nachhaltigen Strom nutzen, ob die Aussteller nachhaltige Messestände bauen. Wir sind alle gefragt, über unsere Verantwortung nachzudenken und entsprechend zu handeln.

Wird es seitens der ISH für die Standarchitektur Vorgaben geben?

Stefan Seitz: Aktuell setzen wir eher auf eine positive Kommunikation, für Alternativen in der Baukonstruktion und für nachhaltigere Produkte. Dazu bieten wir ja gemeinsam mit Stylepark den Designplus Award by ISH an, in dessen Rahmen es auch eine Kategorie für nachhaltigen Standbau geben wird. Diese "Best Practice"-Beispiele dienen dann sicher auch als Inspiration für Andere.

Zu den Sonderkategorien des Designplus Award 2025, den die ISH gemeinsam mit Stylepark auslobt, gehört zudem "Young Innovators+". Welche Fragestellungen sind aktuell für die junge Generation in der Branche von Bedeutung?

Stefan Seitz: Die jüngere Generation ist mit Blick auf das Digitale und das Thema KI ganz anders aufgestellt und hat ein anderes Informationsbedürfnis. Um gezielt auf die Bedürfnisse und Interessen der jungen Generation im Handwerk einzugehen, wurde das ISH Festival ins Leben gerufen – ein besonderes Highlight in Halle 6.1. Dieses Sonderareal richtet sich an die Fachkräfte von morgen und verbindet Inspiration, Austausch und Erlebnis. Auf der Creator Stage teilen bekannte Content Creator aus dem SHK-Handwerk ihre Leidenschaft und geben Einblicke in die spannende Verbindung von Handwerk und Social Media. Gleichzeitig lädt ein interaktiver Erlebnisparcours der Aussteller dazu ein, sich in praxisnahen Challenges auszuprobieren und das Handwerk auf innovative Weise zu erleben. Digital durchdachte Gesamtlösungen werden sicher ein wichtiges Thema sein, um Abläufe zu optimieren, diese zu überwachen und zusammenzuführen. Auf dem Start-up Areal in Halle 11.1 haben diese zudem eine tolle Möglichkeit ihre Ideen und Produkte zu kommunizieren, vor allem mit Blick auf Themen wie Energieeffizienz, Systeme zur CO2-Minimierung oder aktuelle Software. Die beste Idee erhält zudem den Designplus Award, das ist auch nochmal ein Ansporn.

Für die Vermittlung der ISH wurde der KI-Handwerker "Manni" erstellt, das Team nutzt KI-generierte Fotos und hat bereits begonnen, erste Prozesse mit KI zu optimieren – in welchen Bereichen kann die KI für die ISH noch nützlich werden?

Stefan Seitz: "Manni" ist als KI-generierter Sprecher für uns vielseitig einsetzbar und wir haben zudem begonnen auch grafische Elemente, Key Visuals oder andere Formen der Marketingkommunikation mit Hilfe einer KI zu generieren. Die Messe Frankfurt wird zudem einen Chatbot starten, der die vielen Informationen, die auf der Webseite zu finden sind, gezielter zur Verfügung stellen kann und für eine bessere Orientierung sorgt. Ebenso nutzen wir die KI für unsere tägliche Arbeit, um Daten zu sammeln, zu strukturieren und auszuwerten oder für kleinere Texte zur Kommunikation. Natürlich alles konform mit der Datenschutz-Grundverordnung.

Was erwartet die Gäste bei der Value of Water Conference und der Building Future Conference?

Stefan Seitz: Die Value of Water Conference findet in Kooperation mit der Handelsblatt Media Group am 17. und 18. März 2025 statt und bietet eine internationale Plattform rund um die Themen globale Wasserwirtschaft, Hygiene und Sanitärversorgung. Als unabhängiges Forum wird die Konferenz führende Köpfe wie seitens der Weltgesundheitsorganisation oder der Bill Gates Stiftung zusammenbringen. Gemeinsam gilt es, Lösungen für die globale Wasserkrise zu entwickeln und das UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 6 zu erreichen, dass für sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen für jeden Menschen steht. Die Building Future Conference ist das Pendant dazu, da steht die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor im Vordergrund und wie die Gewerke Wärme, Klimatisierung und Automation zusammenarbeiten. Die Angebote werden für die Zielgruppen jeweils strukturiert. An einem Tag geht es eher um das politische europäische Gesamtbild, um die Rahmenbedingungen und Vorzeigebeispiele. Einen anderen Slot haben wir den Kommunen gewidmet, mit Schwerpunkten im Bereich kommunale Wärmeplanung und Umsetzung. Dazu wird es Angebote für ArchitektInnen und PlanerInnen geben, für das Thema Immobilien und Bauwirtschaft sowie für Wohnungsbaugesellschaften. Über diese umfassende Konferenz möchten wir auch BesucherInnen ansprechen, die primär an den Veranstaltungen interessiert sind, und die Messe dann im Nachgang anschauen. Wir haben bereits internationale Anmeldungen erhalten, die wir mit dem klassischen Angebot kaum erreicht hätten.

Das Rahmenprogramm und Erlebnis bekommt somit auf der ISH einen viel höheren Stellenwert als bisher?

Stefan Seitz: Die internationalen Gäste investieren viel, um zur Messe zu reisen, da muss es einen Mehrwert geben – wie zielgruppengerechte Wissensvermittlung und die Möglichkeit zum Netzwerken. Das Angebot bauen wir stetig aus.

Etwa 70 Prozent der Austeller kommen aus dem Ausland – was ist diesen besonders wichtig auf der ISH geboten zu bekommen?

Stefan Seitz: Die ISH ist ein internationaler Marktplatz, dieses ganzheitliche Angebot findet weltweit nur auf der Messe Frankfurt statt. Es gibt daher für die BesucherInnen sowohl die Möglichkeit mit anderen internationalen Ausstellern eine Zusammenarbeit zu starten, wie einen Zugang zum deutschen Markt zu finden. Auch die Unternehmen, die die Vorstufen der Produkteabbilden, wie Komponenten und Zubehör, sind auf der Messe vertreten und können so mit der Industrie in das Gespräch kommen. Wir haben mit sechs Prozent ausländischen Ausstellern im Jahr 1960 begonnen, heute kommen wir auf 74 Prozent. 1960 hatten wir 520 Aussteller, heute sind wir bei 2000. Die Internationalisierung ist enorm gewachsen und hat für uns einen hohen Stellenwert, dafür haben wir bereits Maßnahmen ergriffen. Wir möchten idealerweise jeweils 50 Prozent internationale und 50 Prozent nationale Gäste begrüßen können.

Können Sie die Maßnahmen für mehr Internationalisierung etwas erläutern?

Stefan Seitz: Zum einen haben wir uns mit Blick auf die thematischen Angebote mehr an internationalen Fragestellungen orientiert, zum anderen auch eine neue Kommunikation gestartet – früher wurde ein Thema für das internationale Publikum nur übersetzt. Heute schauen wir auch in die einzelnen Märkte, um Bedarfe zu identifizieren, die vielleicht national keine große Priorität haben, aber international von Bedeutung sind, wie der Mangel an Wasser beispielsweise.

Es wird auf der ISH Sonderareale für Schwerpunktthemen geben, wie für den Bereich begrünte Dächer und Fassaden, öffentliche Sanitärräume und Pflegebäder, SPAs, Pools und Wellness. Was ist Ihnen mit diesem Angebot wichtig zu vermitteln?

Stefan Seitz: Die Sonderareale unterstützen die acht Lösungsfelder und heben die Bedeutung der einzelnen Anwendungen hervor. Parallel gibt es uns die Möglichkeit neue Zielgruppen zu erreichen, in dem wir ausgewählten Themen mehr Bedeutung zumessen. Das zentrale Areal auf der Messe soll auch für kleinere AusstellerInnen attraktiv sein. Jede Sonderfläche wird darüber hinaus für den Diskurs eine Speakers Corner bieten, in der Vorträge speziell zu dem jeweiligen Thema angeboten werden.

Sie arbeiten seit 23 Jahren für die Messe Frankfurt – aktuell finden viele unterschiedliche Experimente statt, was eine Fachmesse in Zukunft sein kann und muss, um für die ausstellenden Unternehmen und Gäste relevant zu sein. Was ist da Ihr Standpunkt?

Stefan Seitz: Das A und O ist die beständige Relevanz der eigenen Themen. Wenn ein Markt wegbricht, verschwinden auch die dazugehörigen Messen. Für das Streben nach Klimaneutralität braucht es die entsprechenden Technologien, und dafür steht die ISH. Der Markt geht uns nicht aus, aber wir dürfen trotzdem nicht versäumen, auf die Wünsche der Aussteller und Besucher zu hören. Mit Blick auf neue Anforderungen braucht es neue Konzepte und Themen. Es geht darum ein offenes Ohr zu haben und das Produkt stetig weiterzuentwickeln. Als Messeveranstalter muss ich darauf achten, mit den diversen Zielgruppen im Gespräch zu bleiben, um die richtigen Botschaften in den Markt zu setzen und ein Angebot zu entwickeln, dass sich positiv abhebt. Das ist die Kunst.

ISH 2025 Lösungsfelder