Stylepark ISH 2021
Smarte Trends
Momentan ist vieles anders. Das gilt auch mit Blick auf die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima ISH, die 2021 zum ersten Mal in digitaler Form stattfindet. Dank intelligentem Matchmaking, das eine Vernetzung deutscher wie internationaler Hersteller mit ihren Kunden ermöglicht, besteht die Möglichkeit Kontakte zu pflegen und Neuheiten zu zeigen. Führende Hersteller aus der deutschen und internationalen Sanitärbranche präsentieren sich im Bereich "ISH Water". Im begleitenden Event-Programm wird es unter anderem um die Themen "Smart Home-Lösungen" und "Hygiene im Bad" gehen. Zusätzlich präsentiert die Sonderschau "Pop up my Bathroom" in Anlehnung daran die langfristigen Trends "Green Bathroom", "Living Bathroom" und "Smart Bathroom".
Alexander Russ: Welche neuen Entwicklungen gibt es bei "Smart Home-Lösungen" im Sanitärbereich?
Jens Wischmann: Den Begriff "Smart Home" gibt es ja schon länger. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass das Implementieren dieser neuen Technologie nicht so schnell geht wie gedacht. Trends sind aber nun mal Veränderungsbewegungen, die man zwar analysieren und beschreiben kann, die aber mitunter etwas Zeit brauchen, um sich durchzusetzen. Manchmal geht es dann ganz schnell. So wie jetzt, wo berührungslose Armaturen, vernetzte digitale Systeme der Trinkwassertechnik oder Sensoren zum Schutz im Bad plötzlich Standard werden.
Architektur ist aber eine langsame Disziplin und ein Gebäude sollte im Idealfall einen langen Lebenszyklus haben. Im Gegensatz dazu ist die IT-Technologie sehr schnelllebig. Wie bringt man beides in Einklang?
Jens Wischmann: Man muss darauf achten, dass die Systeme abwärtskompatibel und über einen längeren Zeitraum sowohl funktional als auch verständlich bedienbar sind. Dieser Punkt ist aus meiner Sicht noch nicht richtig geklärt und stellt eine Herausforderung dar. Trotzdem werden wir in Zukunft mehr Anwendungsbereiche sehen, in denen Smart Technology zum Einsatz kommt, weil die Lösungen für die Schnittstellen besser geworden sind und sich das Ganze dadurch besser integrieren lässt.
Können Sie ein Beispiel für einen Anwendungsbereich nennen?
Jens Wischmann: Ein Beispiel wäre der Bereich "Gesundheit". Smart Technology kann beim sogenannten "Ambient Assisted Living" eingesetzt werden und ältere oder behinderte Menschen in ihrem Alltag unterstützten. Sie kann zum Beispiel in ein Notrufsystem integriert werden, das es ermöglicht, einen Panikschalter zu nutzen, wenn ich gestürzt bin. Gerade im Bad ist dieses Risiko ja besonders groß. Bestimmte Lichtszenarien, die über Smart Technology gesteuert werden, können zudem bei der Orientierung im Bad behilflich sein. Die Digitalisierung in der Trinkwasserinstallation schließlich erlaubt die automatische Absperrung von Leitungen.
Das Thema Licht spielt beim Smart Home auch unabhängig vom "Ambient Assisted Living" eine große Rolle. Welche Entwicklungen gibt es im Badbereich?
Jens Wischmann: Mit dem Bad werden ja mittlerweile nicht nur funktionale, sondern auch ästhetische Ansprüche verbunden. Deshalb ist die Lichtplanung, die sich bislang vor allem auf die Wohnräume konzentriert hat, mittlerweile auch dort angekommen. Ich kann zum Beispiel meine LED-Lampen dimmen oder verschiedene Farbstimmungen erzeugen und so den Raum auf vielfältige Weise inszenieren. Da sich Smart Technology auch in den heutigen Spiegelschränken wiederfindet, sollte sie ein fester Bestandteil jeder neuen Badplanung sein. Dort sind bereits Lichtsysteme integriert, die verschiedene Szenarien ermöglichen.
Wie sieht es mit dem Thema Wasser aus?
Jens Wischmann: Dort kommt Smart Technology häufig hinter der Wand zum Einsatz. Das ist ein Bereich, der oft vergessen wird. Sie kann zum Beispiel verhindern, dass es zur Stagnation in Leitungen kommt. Trinkwasser muss ja immer fließen. Das spielt besonders im öffentlichen Bereich eine Rolle, wie etwa in Krankenhäusern. Wenn dort bestimmte Abschnitte nicht ausgelastet sind, und das Wasser deshalb steht, kann es hygienische Probleme geben. Moderne Spülsysteme, basierend auf Smart Technology, können Abhilfe schaffen und die Leitungen regelmäßig durchspülen. Gleichzeitig bieten sie auch einen Leckageschutz, der verhindert, dass Wasser irgendwo austritt, wo es nicht soll.
Sie haben gerade das Thema Hygiene erwähnt. Wie verhält es sich bei Armaturen und berührungslosen Systemen?
Jens Wischmann: Das Thema hat durch die Pandemie stark an Bedeutung gewonnen, gerade im öffentlichen Bereich. Dort gibt es verschiedene Technologien wie Infrarot, Ultraschall oder Bewegungsmelder. Die mit dieser Technik ausgestatteten Armaturen haben mittlerweile auch ein filigranes und ansprechendes Design. Es wird zukünftig generell mehr Strom im Bad geben, um zum Beispiel ein Dusch-WC betreiben zu können. Das Dusch-WC ist im Übrigen ein Trend, von dem ich dachte, dass er sich in Deutschland viel schneller durchsetzen würde – aber nun scheint dies der Fall zu sein.
Das Thema "Trinkwasserhygiene" und der Trend zum "Smart Bathroom" werden auch auf der diesjährigen ISH eine Rolle spielen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Jens Wischmann: Wir haben eine Sonderschau, die sich "Pop up my Bathroom" nennt, die in ihrem täglichen Live-Magazin die jeweiligen Themen aufgreift. Dort setzen wir uns auch mit aktuellen Trends auseinander. Neben den Trends "Green Bathroom" und "Living Bathroom" beschäftigen wir uns mit dem Trend "Smart Bathroom" und dem damit verknüpften Thema der "Trinkwasserhygiene". Beides wird jeweils am 23. und 24. März in Form von Präsentationen und Diskussionen mit der Industrie aufgegriffen, die zeigen sollen, wie die aktuellen Entwicklungen aussehen. Darüber hinaus gibt es ein "Forum der Gebäudetechnik", das die technischen Aspekte dahinter erklärt.