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Klempner aller Länder, greift zum Smartphone! Künftig werden wir alle wohl nicht nur zu Usern, sondern auch zu Digitalarbeitern. Am Stand von Junkers war schon ein Exemplar zu bestaunen.

ISH 2017
Smart sollt ihr werden

Die ISH ist wahrlich eine Messe, auf der es um die Zukunft geht. Hier dreht sich alles ganz praktisch um Wasser, Energie und Klima. Über allem erhebt sich das Bild des Digitalarbeiters.
von Thomas Wagner | 20.03.2017

Wer sich in den vergangenen Tagen auf der ISH in Frankfurt am Main umgesehen hat, der bewegte sich auf einer wahrlich vielseitigen Messe, die sich zurecht als „weltgrößte Leistungsschau für innovatives Baddesign, energieeffiziente Heizungs- und Klimatechnik und erneuerbare Energien“ bezeichnet. Ob Wellness und Gesundheitsvorsorge im heimischen Bad, ob digital gesteuerte und verbrauchsoptimierte Heizungs- und Klimaanlagen, ob smarte Ventile oder neueste Pumpentechnik, ob Wasseraufbereitung, Pellet-Öfen, Heizkamine oder Solaranlagen – hier werden veränderte Verhaltensweisen in Sachen Hygiene und Umwelt nicht nur diskutiert, sie sind bereits praktisch in Produkte und Systeme umgesetzt.

In Bad und Heizung wird investiert

Wie eine im Auftrag des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) Ende Februar durchgeführte repräsentative Umfrage unter eintausend Hausbesitzern in Deutschland belegt, ist deren Bereitschaft hoch, weiterhin in die Wertsteigerung ihrer Immobilie zu investieren. Gefragt nach ihren Renovierungsplänen erklärten 21 Prozent, sie beabsichtigten, sich in den nächsten fünf Jahren ein neues Bad oder eine neue Heizung anzuschaffen. 12 Prozent favorisieren eine Badmodernisierung, fünf Prozent wollen ihre Heizungsanlage erneuern, und vier Prozent streben beide Maßnahmen an. Nach Angaben des ZVSHK konnte das Sanitär, Heizungs- und Klimahandwerk im Jahr 2016 mit 41,7 Milliarden Euro einen neuen Rekordumsatz erwirtschaften, wobei die Modernisierung von Bädern und Heizungen im Altbau mit einem Anteil von 72 Prozent im Vordergrund stand.

Etwas Kunst muss sein: Wo es um Wasser und Schaum geht, werden gern berühmte Gemälde nachgestellt. Hier ist es Sandro Botticellis "Geburt der Venus" von 1485/86.

Hier ist Zukunft nichts Abstraktes

Klar ist also: Auf der ISH bedeutet Zukunft nichts Abstraktes. Die Bereitschaft, ins eigene Bahagen, effiziente Technik und – auch das – gutes Design zu investieren, besteht und eine große Zahl von Produkten ist im Angebot. Entsprechend selbstbewusst tritt die Branche auf, auch wenn man nicht all den routiniert vorgetragenen Parolen und Versprechen von Synergien zwischen Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit glauben muss, die an den Ständen plakatiert werden. Der Markt, auch das ließ sich in den sehr gut besuchten Hallen beobachten, ist freilich hart umkämpft. Die konkurrierenden Systeme und Designs sind auch für den Fachmann kaum noch zu überblicken, wobei die Entwicklung hin zu einer enormen Vielfalt und Ausdifferenzierung längst nicht abgeschlossen ist. Also muss heftig getrommelt, müssen Handel, Handwerk und Endkunde überzeugt werden.

Emotionen wecken

Die Oper, so hat Alexander Kluge festgestellt, sei ein „Kraftwerk der Gefühle“. Heute entgeht keiner mehr Gefühlen, weder eigenen, noch fremden. Es bedarf keiner besonderen Kunstform mehr und es muss auch nicht mehr gesungen werden, damit permanent „Emotionen“ geweckt werden. Überall, wo es um Konsum geht, werden sie beschworen. Die Mär, die Werbung und Marketing erzählen, ist so simpel wie erfolgreich: Wer emotional affiziert wird, schaut hin, merkt auf – und kauft. Das gilt auch auf der ISH. Da sich jeder gern wohlfühlt, muss nur an den Wunsch danach appelliert werden, und schon verbindet sich das Nützliche mit dem Wunderbaren. Mögen uns, die wir keine Distanz zum aktuellen Geschehen haben, dessen zeitgenössische Schwundformen manchmal auch noch so banal oder rein strategisch vorkommen.

Madame und ihr Double: Beliebt als Motiv ist auch das Doppelporträt der Gabrielle d'Estrées und einer ihrer Schwestern, gemalt um 1594 von einem unbekannten Maler aus der Schule von Fontainebleau.

Smart und digital

Was das Wunderbare angeht, so hat sich aber doch so einiges verändert: Auf die „Herrschaft der Mechanisierung“ (Sigfried Giedion), deren Kennzeichen Fließband und Standardisierung waren, folgt nun unweigerlich die „Herrschaft des Digitalen“. Also rufen auch die Anbieter der Sanitär-, Heizungs- und Energiebranche im Chor aus : In hoc signo vinces – in diesem Zeichen wirst du siegen. Verwandelt in eine Gestalt, die der Asservatenkammer des sozialistischen Realismus entstammen könnte, erhebt sich am Stand von Junkers denn auch der Arbeiter des Digitalzeitalters über die mechanisierte Vergangenheit. Statt früher Hammer und Sichel, hält er nun freilich ein Steuergerät in der Hand. Das Sinnbild trifft die Gegenwart recht genau: Der Arbeiter könnte ebenso gut ein Smartphone als Universalwerkzeug in Händen halten, wird – im Bad nicht anderes als im Heizraum – die smarte Steuerung doch mehr und mehr zu Standard. Ob die Kunden das vernetzte Internet der Dinge wirklich wollen, scheint in vielen Bereichen keine offene Frage mehr zu sein. Wer eine neue Heizung ordert, bekommt es unweigerlich mitgeliefert. Ob sich hingegen Gimmicks wie ein „Smart Mirror“ mit einer Freisprecheinrichtung, die einen auch im Bad „online“ hält, oder eine Steuerung der WC-Spülung per App durchsetzen werden, bleibt dahingestellt.

Regeneration und Gesundheit

Angesichts der demografischen Entwicklung vielversprechender erscheint da die Verbindung aus Wellness und Gesundheitsvorsorge, wie sie zunehmend für das heimische Bad oder den privaten Spa-Bereich angeboten wird. Wobei man sich, was individuelle Regeneration, Fitness, Wohlbefinden und Gesundheit angeht, bisweilen doch etwas wundert und an die Zeiten des alten Rom erinnert fühlt, als die Regeneration untrennbar mit dem täglichen Leben verknüpft war. Mit dem Unterschied, dass damals kein Strom verbraucht wurde und die Thermen, anders als das heimische Badezimmer, öffentliche Räume und soziale Treffpunkte waren. Ohne Smartphone und App.