JUNGE TALENTE
In den Geschäftsmodus
Elisabeth Bohnet: Was ist Ihre berufliche Ausbildung?
Octavio Asensio: Ich habe in Valencia Design studiert. Im Jahr 2010 kam ich nach Madrid, um an der Universität Antonio de Nebrija einen Master-Abschluss in ACAD zu machen. Ich studierte die verschiedenen Softwareprogramme für Design, Gestaltung und digitales Prototyping.
Welchen Einfluss hat Madrid als Stadt auf Ihr Design?
Octavio Asensio: Für mich ist Madrid pure Energie. Es verleiht allem, was man entwirft, seine Vitalität. Madrid als Hauptstadt Spaniens ist eine große Stadt mit vielen Gegensätzen und hat eine Menge zu bieten: Sie ist sowohl für mein Studio als auch für mich persönlich sehr inspirierend.
"Chamberi" ist Ihr neuester Hocker, den Sie dieses Jahr auf dem SaloneSatellite vorgestellt haben. Was ist die Idee dahinter?
Octavio Asensio: "Chamberi" ist für mich das beste Stück, das ich bis jetzt entworfen habe. Es ist mein persönliches Highlight. Der Name leitet sich von dem Namen meines Viertels in Madrid ab. "Chamberi" ist zunächst einmal ein elegantes Möbelstück, das man als Hocker oder Tisch verwenden kann. Die Beine und der weiche Übergang der Platte sind von der Natur inspiriert. Die Idee ist ein sehr einfaches Stück, das mit den Beinen einen großen Bogen, eine große Silhouette formt. Die glatte hölzerne Oberfläche funktioniert wie ein Handschmeichler.
Sein Aussehen variiert sehr stark mit der Perspektive: Von der einen Seite wirkt der Hocker wie ein Würfel, weil die Beine wie ein Brett aussehen. Von der anderen Seite sieht er viel leichter aus.
Octavio Asensio: Im Gespräch mit den Gästen in Mailand stellte sich heraus, dass viele von ihnen diese dynamische Wahrnehmung von "Chamberi" haben. Er ist statisch, aber er hat wegen der Beine eine dynamische Seite. Im Moment suche ich nach einem Partnerunternehmen, um "Chamberi" in die Produktion zu bringen.
Sie haben dieses Jahr zum dritten Mal in Folge am SaloneSatellite teilgenommen. Wie würden Sie die Entwicklung von Ihrer ersten zu Ihrer dritten Teilnahme beschreiben?
Octavio Asensio: Der SaloneSatellite ist die beste Plattform für junge DesignerInnen. Im ersten Jahr war alles aufregend und neu, ich habe gerne teilgenommen und verschiedene Prototypen vorgestellt. Im zweiten Jahr hatte ich sehr wenig Zeit, um meine Ideen zu verwirklichen. Jetzt, im Jahr 2024, konnte ich alle meine Exponate rechtzeitig entwickeln und meine Prototypen in drei verschiedenen Farben und Materialien vorbereiten. Ich hatte eine gut durchdachte Präsentation und habe sie mit meinen Lampen zu einem schönen Konzept kombiniert. Ein tolles Finale!
Lassen Sie uns über Licht sprechen. Können Sie erklären, wie Sie bei der Gestaltung von Leuchten vorgehen, vielleicht am Beispiel Ihrer Tischleuchte "Scraps"?
Octavio Asensio: Für mich ist Design auf zwei Arten möglich. Die eine Möglichkeit ist, aus der Perspektive des Nutzers zu denken. Die andere besteht darin, die Möglichkeiten zu nutzen, die das Material einem bietet. Im Fall von "Scraps", Englisch für "Abfälle", habe ich buchstäblich die verschiedenen Abfälle verwendet, die ich bei der Produktion von Standardstahlprofilen für den Bau gefunden habe. Diese Stahlprofile werden nur in zwei Größen von sechs oder zwölf Metern verkauft. Wenn man sie kleiner braucht, muss man sie zuschneiden und hat eine Menge Reste. Das war meine Chance: Das Standardprofil ist sehr gerade und sehr wirtschaftlich. Sechs Meter des Standardstahlprofils kosten nur achtzehn Euro. Meine Idee war es dann, diesen Industrieabfall zu verwenden und eine große Lampenfamilie zu schaffen, die nur aus einer Kombination von zwei Profilen für jedes Modell besteht. Das Ergebnis ist ein nachhaltiges und sehr wirtschaftliches Produkt. Aber es sollte auch schön sein, deshalb habe ich die verschiedenen Farben ausgewählt und das Licht hinzugefügt. Um mein Design zu verstehen, muss der Kunde die Geschichte kennen, die es erzählt.
Wo produzieren Sie "Scraps"?
Octavio Asensio: Bisher habe ich sie selbst hergestellt, aber ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Hersteller. Als ich aus Mailand zurückkam, meldeten sich viele Leute bei mir, weil sie diese Leuchten weiterverkaufen wollten. Bis ich eine Marke gefunden habe, mit der ich zusammenarbeiten kann, müssen sie sich noch gedulden. Ich denke, dass es von der Produktion bis zur Markteinführung ein paar Monate dauern wird.
Sie haben eine weitere Leuchte mit dem Namen "Weldy" entworfen, die mit den verschiedenen Variationen von Licht spielt. Einerseits gibt sie ihr Licht ab, wie es eine Leuchte tun sollte. Aber "Weldy" reflektiert auch das Licht, und sie beleuchtet sich selbst als Objekt.
Octavio Asensio: Ich denke, "Weldy" ist eine architektonische Silhouette. Es geht um die Essenz von Licht. Die Lichtquelle ist nicht sichtbar, aber das Licht strahlt auf das Objekt darüber. Sie kann nicht die Hauptlichtquelle im Raum sein, vielmehr ist sie ein Objekt mit Licht. Licht ist ein schönes Element in einem Raum und die Schatten betonen das Objekt. Mit ihren monochromen Farben funktioniert sie aber auch als Skultpur, wenn das Licht ausgeschaltet ist.
Sie sagen, Sie konzentrieren sich bei Ihrem Design auf vier Dinge: die Beziehung zwischen Benutzer und Objekt, Nachhaltigkeit, Produktion und räumliche Balance. Welche dieser vier Aspekte waren ausschlaggebend für den Entwurf Ihres "Bruta"-Tisches?
Octavio Asensio: "Bruta" ist definitiv von Nachhaltigkeit geprägt. Ich habe die gleichen Profile wie bei den "Scraps"-Lampen verwendet, da ich von der Verfügbarkeit dieser Profile sehr beeindruckt war. "Brutal" ist sehr einfach und besteht aus drei Teilen: den beiden Stahlprofilen und einer massiven Holztischplatte. Für mich ist der Beistelltisch auch eine Möglichkeit, Farbe in verschiedene Bereiche der Wohnung zu bringen.
Sie arbeiten auch als Tutor am IED in Madrid. Können Sie sagen, wie das Unterrichten Ihre Art zu gestalten verändert hat?
Octavio Asensio: Die Lehre ist für meine Arbeit sehr wichtig. Im Gespräch mit den StudentInnen kann ich ihre unterschiedlichen Perspektiven kennenlernen und gelegentlich meine Meinung ändern. Ich versuche, ihnen zu helfen, ihre eigene Art der Gestaltung zu finden, denn ich glaube, dass junge DesignerInnen die Welt von morgen verändern können. Deshalb ermutige ich sie, neue Denkansätze zu finden und ein Team zu werden, in dem gute Gespräche stattfinden.
Mit welchen Herstellern haben Sie zusammengearbeitet?
Octavio Asensio: Ich habe zwei Tische und eine Garderobe für die italienische Marke Opificioitalia963 entworfen. Sie hat im Januar letzten Jahres auf der MaisonObjet in Paris vier neue Kollektionen vorgestellt. EQ3 ist eine kanadische Marke, die mehrere Produkte herstellen wird, die in den vergangenen Ausgaben des SaloneSatellite vorgestellt wurden, und die, wenn alles gut geht, später in diesem Jahr neue Kollektionen auf den Markt bringen wird. Ich bin sehr gespannt darauf!
Können Sie mir sagen, woran Sie derzeit arbeiten und was als Nächstes ansteht?
Octavio Asensio: Im Moment arbeite ich an einem Stuhl für ein italienisches Unternehmen. Gleichzeitig bin ich nach dem Salone del Mobile mit verschiedenen Herstellern im Gespräch. Ich befinde mich in einer neuen Phase meiner Karriere. Nachdem ich in den letzten Jahren viel Erfahrung gesammelt habe, liegt mein Fokus auf der Sichtbarkeit meines Studios und darauf, mit meinen Entwürfen in Produktion zu gehen. Ich möchte dieses Wissen nutzen und mich auf die Zusammenarbeit mit Herstellern konzentrieren. Das Atelier geht in den Geschäftsmodus über.