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Stefan Waldenmaier am Stand von Leicht Küchen bei der Living Kitchen 2017

Living Kitchen 2017
Maître Corbu in der Küche

Le Corbusier, der vielleicht bedeutendste Architekt des 20. Jahrhunderts, und schwäbische Qualität begegnen sich beim Küchenhersteller Leicht. Wieso, das haben Daniel von Bernstorff und Fabian Peters den Vorstand Stefan Waldenmaier gefragt.
01.02.2017

Das Unternehmen Leicht aus dem schwäbischen Waldstetten hat sich in den letzten Jahren zum Branchenprimus im Bereich der Premiumküchen entwickelt. Das ist vor allen Dingen das Verdienst des Vorstandes Stefan Waldenmaier. Er hat das Unternehmen mit einer mutigen Neuausrichtung auf Erfolgskurs gebracht. Sein jüngster Streich: Leicht bietet seine Küchen jetzt in der Farbpalette Le Corbusiers an. Darüber hinaus ist der 54 Jahre alte Manager Vorsitzender des Verbandes der deutschen Küchenmöbelindustrie. Daniel von Bernstorff und Fabian Peters haben auf der Living Kitchen 2017 mit Stefan Waldenmaier gesprochen.

Die Le Corbusier-Farben, in denen Leicht seine Küchen nun präsentiert, sind der Blickfang an Ihrem diesjährigen Stand auf der Living Kitchen. Warum haben Sie beschlossen, diese Farbtöne zu verwenden?

Stefan Waldenmaier: Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen haben wir eine hohe Lackkompetenz. Leicht arbeitet schon seit langem etwa mit den RAL-Farbtönen und wir haben Händler, die damit umgehen können. Der zweite Grund ist, dass wir Architektur als ganz wichtigen Bestandteil des Raumes Küche sehen. Wir haben schon vor zehn Jahren angefangen, Konzepte für offene Küchen zu entwickeln. Die Küche sollte sich zum angrenzenden Lebensraum öffnen und nicht mehr die Anmutung eines reinen Funktionsraums haben. Dafür haben wir Planungsoptionen wie Einschubtürenschränke und längere Türen, die bis zum Boden herabreichen, entwickelt, damit unsere Einbauten nicht mehr nach Küchen-, sondern nach Wohnmöbel aussehen. Unser Stil, unsere klare Linienführung, die auch mit Reduktion zu tun hat, passt gut zu Le Corbusiers Ansatz. Auch er hat seine Farben sorgfältig ausgewählt und ist am Ende auf eine Palette von 60 Tönen gekommen.

Und aus diesen 60 Farben haben Sie dann nochmal eine Auswahl getroffen. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Stefan Waldenmaier: Bei unserer Farbwahl stand die Überlegung im Mittelpunkt, dass die Le Corbusier-Töne mit unseren Materialien, unseren Hölzern, auch unseren Betonoberflächen, harmonieren sollen. Denn bei den Leicht-Küchen werden die Lackoberflächen ja häufig mit einem zweiten Material kombiniert. Davon ausgehend haben wir dann unsere Auswahl getroffen. So kamen wir in einem ersten Schritt auf etwa neun Farben. Wir haben uns dann aber entschieden, von fünf der Grundfarben, die Le Corbusier entwickelt hat, jeweils drei Abstufungen anzubieten, so dass wir jetzt insgesamt fünfzehn Farben im Programm haben.

Auf der Wand die ganze Palette: Die Le Corbusier-Farben standen im Mittelpunkt des diesjährigen Auftritts von Leicht in Köln.

Viele dieser Farben werden ja zurzeit kaum im Küchenbereich verwendet, etwa Eierschal- oder Türkistöne. Rechnen Sie da mit einer Marktakzeptanz? Wie „massenkompatibel“ sind die Le Corbusier-Farben?

Stefan Waldenmaier: Wir erwarten gar nicht, dass wir den Massengeschmack treffen. Das wollen wir auch gar nicht. Wir wollen einfach genau diejenigen ansprechen, die diese Farbwirkung begeistert. Viele dieser Farben sind sicher für den einen mutig, aber andere wollen eben genau das haben. Zudem ist die Farbe ja als eine Applikation gedacht und soll nicht alles überstrahlen. Wir haben uns ja auch primär für die gedeckten Farben entschieden, die alle sehr sachlich in der Ausstrahlung sind – und diese Sachlichkeit hat auch das, was eine Küche braucht, nämlich Langlebigkeit und Zeitlosigkeit.

Wird Le Corbusiers Werk jetzt auch weitere Küchenentwicklungen bei Leicht inspirieren?

Stefan Waldenmaier: Für uns war das jetzt der Einstieg. Vielleicht entwickeln wir ja demnächst Formen, die sich auch in anderer Weise mit Le Corbusier auseinandersetzen. Das ist durchaus vorstellbar!

Wo, würden Sie sagen, ist der spezielle Ansatz von Leicht – etwa im Vergleich zu anderen Herstellern im Premiumbereich?

Stefan Waldenmaier: Ich sage immer: Wenn einer von etwas spricht, muss er auch etwas anbieten. Wie haben bei Leicht seit langem von der offenen Küche gesprochen, und deshalb sahen wir uns auch in der Pflicht, den Küchenplanern die Möglichkeiten an die Hand zu geben, offene Küchen zu verwirklichen. Deshalb haben wir gezielt begonnen, Vorschläge zu entwickeln, damit der Übergang von unseren Küchen in den Wohn- und Essbereich wohnlich wirkt und dafür Regal- und Schranksysteme auf den Markt gebracht, die gerade nicht aussehen sollen, als hätte jemand einen Küchenschrank ins Wohnzimmer gestellt. Unser Credo: Wir sind extrem flexibel und bieten auf Kundenwunsch auch Maßlösungen für das Umfeld der Küche an. Diese Flexibilität in der Fertigung bietet natürlich auch dem Planer die Freiheit, die ihm erlaubt, die ausgefallensten Kundenwünsche zu realisieren.  

Wie bereiten Sie denn Ihre Küchenplaner, sprich die Küchenverkäufer, auf die neue Aufgabe vor? Die Planer sind ja jetzt, da Küchen immer stärker in den Wohnraum integriert werden, regelrechte Innenarchitekten, die auf weit mehr zu achten haben, als nur auf Ergonomie. Das ist ja eigentlich ein ganz neues Berufsbild.

Stefan Waldenmaier: Wir bieten bereits Seminare zum kreativen Planen an. Dabei konzentrieren wir uns bisher auf den Umgang mit unseren Produkten. Wir werden jedoch zukünftig noch viel mehr machen: Wir sind dabei ein Konzept zu entwickeln, das Raumlehre, Farb- und Materiallehre vermittelt. Die gründliche Schulung unserer Planer – das ist unser besonderes Anliegen.

Zart, aber verwegen: Eine architekturaffine Käuferschaft, die Mut zur ungewöhnlichen Küchengestaltung hat, wird den Ton „céruléen moyen“ mögen.

Wer ist eigentlich der typische Leicht-Kunde?

Stefan Waldenmaier: Früher war der typische Leicht-Kunde in erster Linie qualitätsorientiert. Er wollte eine sachliche Lösung für seine Küche und war wahrscheinlich schon Anfang, Mitte Fünfzig – der klassische Zweiteinrichter. Aber unser Image hat sich inzwischen stark gewandelt. Das wissen wir, weil wir seit sieben Jahren immer im Januar eine Studie zur Markenbekanntheit durchführen. Qualität steht bei den Antworten zwar immer noch ganz oben, aber immer häufiger werden mittlerweile die Schlagworte Architektur, Zeitlosigkeit, Innovation genannt. Diese Begriffe verbindet man mittlerweile mit Leicht. Und wir sprechen immer jüngere Leute an. Wir haben heute bereits eine steigende Bekanntheit in der Altersgruppe der End-Dreißigjährigen. Das liegt auch an der Aufmerksamkeit, die wir inzwischen den sozialen Netzwerken schenken. Wir sehen, dass einige Mitbewerber hauptsächlich in der Gruppe der Sechzigjährigen hohe Bekanntheit genießen. Wir sind stattdessen zunehmend bei den Vierzigjährigen populär.

Sie haben ja in den letzten zehn Jahren Ihre Produkte und Ihr Image radikal verändert. Wie kam es dazu und was war die Idee dahinter?

Stefan Waldenmaier: Die Neuausrichtung ist eigentlich zwölf Jahre alt. 2002 wurde ich Vorstand bei Leicht und 2003 stand ich hier auf der Messe und mir war klar, wenn es so weitergeht wie bisher, dann geht es früher oder später den Bach runter.

Können sie den Status quo beschreiben, den sie vorgefunden haben?

Stefan Waldenmaier: Leicht hatte nichts, wodurch man sich von anderen Marken unterschied, außer durch den viel höheren Preis. Der Markenkern war schwäbische Qualität. Das Produkt war bieder. Die neue Idee war: Ich wollte eine Marke aufbauen, die zeitlos modern ist, die weder konservativ noch allzu zeitgeistig ist. Eine ehrliche, nahbare Marke mit hoher Innovationskraft und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sie sind ja nicht nur der Vorstand von Leicht, sondern auch der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie, VdDK. Was können Sie mir über die Situation der gesamten Branche zum jetzigen Zeitpunkt erzählen?

Stefan Waldenmaier: Die Branche hat sehr gute Jahre hinter sich. Sie ist um etwa vier bis fünf Prozent gewachsen – gerade im Ausland, wo das Wachstum sogar zehn Prozent betragen hat. Wir gehen auch davon aus, dass die Küchenkonjunktur weitergeht. Denn zum einen zwingt die Situation auf den Finanzmärkten zur Sachanlage, zum anderen hat die Küche als Statussymbol stark gewonnen.

Nah am Produkt: Stefan Waldenmaier im Gespräch mit Fabian Peters

Wenn Sie nach vorne schauen: Wo wird die Entwicklung der Küche in den nächsten Jahren hingehen?

Stefan Waldenmaier: Die „vernetzte Küche“ wird sicherlich ein wichtiges Thema der nächsten Jahre sein. Die Frage dabei ist sicherlich: Wer entwickelt die Expertise, all die WLAN- und KNX-fähigen Geräte einzubauen und zu verbinden. Hier müssen die Haushaltsgerätehersteller die Fachhändler und Handwerker noch ebenso schulen, wie wir das mit unseren Planen in Bezug auf Raum und Farbe tun werden.

Wird die „Smart Kitchen“ das Küchendesign verändern?

Stefan Waldenmaier: Ich denke, dass in den nächsten Jahren Materialien auf den Markt kommen, die es möglich machen, dass die Oberflächen in der Küche zu Monitoren werden. Meine Küche wird dann zur Kommandozentrale des Hauses. Es gibt bereits jetzt Patentanmeldungen für solche Oberflächen. Und eine solche Entwicklung wird die Küche gewiss auch architektonisch völlig verändern!