Der Verwandlungskünstler
Benjamin Hubert ist einer der Shooting Stars der Design Szene. Mit seinem Atelier „Layer“ hat er sich vor allen Dingen dem „social design“ verschrieben. Doch er hat in den letzen Jahren auch immer wieder aufsehenerregende Entwürfe für Sitzmöbel geliefert, unter anderem für Moroso und ClassiCon. Jetzt haben Hubert und der dänische Möberhersteller Fritz Hansen auf der Orgatec den Stapelstuhl „Pair“ vorgestellt. Er ist modular ausgelegt, so dass der Kunde zwischen unterschiedlichen Sitzflächen, Rückenlehnen und Beinen wählen kann. Drei Jahre hat die Entwicklung gedauert. „Pair“ lässt zwar seine Herkunft aus dem Hause Fritz Hansen sofort erkennen, wirkt aber überhaupt nicht wie ein Aufguss alter Formen. Fabian Peters hat Benjamin Hubert am Fritz Hansen-Stand auf der Orgatec getroffen und sich über die Entwicklung von „Pair“ berichten lassen.
Fabian Peters: Wie begann Ihre Partnerschaft mit Fritz Hansen?
Benjamin Hubert: Wie die meisten Partnerschaften beginnen: wir haben lange zusammengesessen und Kaffee getrunken und irgendwann hat Fritz Hansen dann gesagt: Lass es uns einfach machen!
Was genau war denn Ihr Auftrag?
Benjamin Hubert: Wir sollten einen Stapelstuhl entwickeln. Mit den typischen Fritz Hansen Sperrholz-Sitzflächen und den typischen Fritz-Hansen-Metallbeinen. Und er durfte nicht teuer sein. Nachdem wir mit der Entwicklung begonnen hatten, kamen wir dann schnell auf eine modulare Lösung.
Wie sind Sie denn die Entwicklung von „Pair“ angegangen?
Benjamin Hubert: Wir haben versucht einen wirklich intelligenten Stapelstuhl zu schaffen. Es ist ein enger Markt mit vielen Anbietern und Produkten und mit wenig Möglichkeiten, sich abzuheben. Wenn man nur auf die Form setzt, kann das Produkt schnell außer Mode geraten. Deshalb haben wir bei der Funktion angesetzt und einen modularen Stuhl entwickelt.
Bleiben wir kurz bei der Form des Stuhles: wie haben Sie die gefunden?
Benjamin Hubert: Die Form ist Hommage an Fritz Hansen. Ihre Produkte haben eine sehr ausgeprägte Formensprache. Auch wenn es bei Fritz Hansen natürlich moderne Entwürfe gibt, so ist doch das Mid century-Design prägend geblieben. Es ist eine Verneigung vor diesen Formen, für die Fritz Hansen berühmt ist. Und die wollten wir mithilfe eines intelligenten Systembaukastens und der intelligenten Kombination von Materialien ins Heute transportieren.
Die Entwicklung des Stuhles hat drei Jahre gedauert. Warum so lange?
Benjamin Hubert: Das liegt an der Arbeitsweise von Fritz Hansen: Sie überstürzen nichts – anders als andere Firmen, die einen Stuhl nach dem nächsten auf den Markt werfen, 10, 20 im Jahr. Bei Fritz Hansen ist es einer! Weil sie ein qualitativ hochwertiges Produkt wollen – und ein marktreifes. Anderswo werden halbfertige Prototypen präsentiert. Unser Stuhl ist produktionsbereit. Er ist zum Beispiel bereits ausgiebig getestet worden. Auch deshalb dauert eine Entwicklung dann drei Jahre.
Welche Fritz Hansen Produkte haben Sie beim Entwurf von „Pair“ beeinflusst?
Benjamin Hubert: Die Herausforderung bei diesem Projekt war es nicht zuletzt, mit einem Auge nach allen klassischen Fritz Hansen Produkten zu schielen ohne sie zu kopieren. Sie haben uns inspiriert, aber man findet keine einzige Form an „Pair“, die wir einfach übernommen hätten. Wir haben sozusagen versucht, Fritz Hansens DNA auf unseren Stuhl zu übertragen.
Wie groß ist die Herausforderung einen Stuhl für eine Firma zu entwickeln, für die ein Jahrhundertdesigner wie Arne Jacobsen Stühle geschaffen hat?
Benjamin Hubert: Es ist nie einfach, für eine Firma mit einer solch bedeutenden Vergangenheit zu arbeiten. Für uns war das aber eine Herausforderung, der wir uns aber gern gestellt haben.