STYLEPARK MAGIS – FOCUS ON HOSPITALITY
Hinter jedem unserer Produkte verbirgt sich eine starke Idee
Thomas Wagner: Magis steht einerseits für eine ausgeprägte Verbundenheit mit Italien und dem Veneto und anderseits für überraschend junges und frisches Design. Wie bringen Sie beides zusammen? Und welche Rolle spielen Gastfreundschaft und Freundschaft dabei?
Alberto Perazza: Ja, das stimmt, wir haben eine starke Verbindung zu dieser Region. Mein Vater kommt von hier, ich auch, wir sind hier sehr verwurzelt, die Familie lebt hier und unser Firmensitz ist an diesem Ort. Wir sind stolz Italiener zu sein und wir sind stolz, dass wir aus dieser Region kommen. Als Venezianer bringen wir gerne und wie selbstverständlich Menschen zusammen, nicht nur die, die unsere Produkte vertreiben. Wir unterhalten mit allen Designern, mit denen wir zusammenarbeiten, großartige Beziehungen.
Die Venezianer waren immer schon weltoffen, sie waren die ersten, die ihren Handel bis nach China ausgedehnt haben. Liegt Ihnen das im Blut?
Alberto Perazza: Richtig, sie waren die Ersten und wir tun sicher nicht das Gegenteil. Wir mögen den Gedanken, möglichst viele Leute in diese Ecke des Veneto zu locken – und es scheint ihnen hier zu gefallen. Es ist eine besondere Erfahrung für sie. Und damit meine ich nicht nur, dass sie hierher kommen und die Produkte von Magis sehen, auch wenn diese für uns natürlich entscheidend sind, sie sind der Ausgangspunkt. Es geht aber auch um die Art und Weise, wie sie diese Produkte erleben und zusätzliche Dinge über sie erfahren. Wer zu uns kommt, erlangt ein tieferes Verständnis, hört Geschichten und kann selbst Geschichten erzählen, wenn er zurück in seiner Heimat ist. Diese Art von Informationen empfinden Besucher offensichtlich als sehr hilfreich.
Information ist sicher ein Aspekt. Sie bieten aber Produkte und Ideen an, die besonders von jungen, weltoffenen und gut vernetzten Menschen geschätzt werden, von Leuten, die sich für Kultur interessieren. Ist es typisch venezianischer Unternehmergeist, der hier zum Ausdruck kommt?
Alberto Perazza: Da bin ich mir nicht so sicher. Ich kann zumindest so viel sagen: Jedes Design, jedes Produkt von Magis beginnt mit einer Idee, hinter jedem Produkt steht eine Idee – und all diese Ideen nehmen häufig in der Technologie oder im Produktionsprozess ihren Anfang auch in der Region, wie beispielsweise im Falle der „Officina Collection“ von den Gebrüdern Bouroullec oder der „Brut Collection“ von Konstantin Grcic. Das hat viel mit den speziellen Technologien und Materialien zu tun, aber eben auch mit Tradition. Alte bewährte Herstellungstechniken und Materialien, aber ein moderner und zeitgemäßer Gestaltungsansatz – in diesem Sinne geht es uns auch um die Zielgruppe, die Sie beschrieben haben: jung, gebildet, kosmopolitisch.
Das ist die Sicht auf das Produkt, auf seine Herstellung und das verwendete Material. Mich interessiert auch der Aspekt der Nutzung. Wie werden die Produkte letztlich benutzt? Was strahlen sie aus? Für mich kommt in der Nutzung durchaus eine besondere Verbindung mit bestimmten Werten zum Tragen, von denen sie gesprochen haben: Gastlichkeit, Freundschaft und Dialog. Ist das für Sie Teil des unternehmerischen Geistes, der Magis auszeichnet?
Alberto Perazza: Es ist schön, dass die Leute diesen Unterschied verspüren, wenn sie ein Produkt von Magis besitzen oder benutzen. Die Produkte bewirken in der Tat eine subtile Veränderung ihrer Umgebung. Es sind kleine, aber wirksame Hinzufügungen. Wir wollen keine ganzen Häuser ausstatten, das könnten wir vielleicht, aber das Ergebnis wäre zu homogen und wahrscheinlich etwas langweilig. Vielmehr geht es uns um ein Produkt, das diesen feinen Unterschied spürbar werden lässt – und der ergibt sich auch aus der Mischung. Wir wollen, dass die Nutzer unserer Produkte ihre Umgebung selbst gestalten und möchten uns daher gar nicht zu sehr einmischen.
Hat es nicht auch etwas mit Gastfreundlichkeit zu tun, wenn wir sagen, „Du bist mein Gast, fühl dich wie zuhause und tue, wonach dir der Sinn steht“?
Alberto Perazza: Ja, genau. Ich weiß nicht warum, aber das ergibt sich von ganz allein. Bevor Sie den Bezug zur typisch venezianischen Geisteshaltung hergestellt haben, war mir das gar nicht so klar, aber wenn ich an die Serenissima denke, ja, es ist die Geschichte, die Spuren hinterlässt. Wenn man hier lebt und hier seine Wurzeln hat, ist einem das mitunter gar nicht bewusst. Es ist selbstverständlich.
Venedig war ja schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Republik und ungemein weltoffen. In Venedig wurde schon global gedacht, als von Globalisierung noch nicht die Rede war. Prägt das Ihre Geisteshaltung insgeheim noch immer?
Alberto Perazza: Wahrscheinlich, aber das erkennt man erst, wenn man von außen auf das eigene Tun und auf die eigene Geschichte blickt.
Wenn wir Geschichte und Tradition einmal beiseite lassen – was bedeutet Gastfreundschaft für Sie ganz persönlich?
Alberto Perazza: Für mich bedeutet sie, mit jemandem eine nette Beziehung einzugehen, Zeit miteinander zu verbringen, ein schönes Gespräch führen, ob Zuhause, im Büro oder an irgendeinem anderen Ort. Man redet, tauscht sich aus, erlebt gemeinsam etwas und verbringt eine gute Zeit miteinander. Es würde mich auch sehr freuen, wenn die betreffenden Personen, die Gäste, nach ihrer Rückkehr noch über ihre Erlebnisse reden, darüber, was sie gesehen haben, wem sie begegnet sind – und natürlich über das Essen und den Wein. Für unser Unternehmen ist es wichtig, dass die Leute verstehen, was sich hinter Magis verbirgt, wer die Menschen dahinter sind und all die Personen, die in den Prozess eingebunden sind, aus dem unsere Produkte hervorgehen.
Und jenseits von Design und Geschäft?
Alberto Perazza: Auf der persönlichen Ebene geht es vor allem darum, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen. Selbst wenn eine Begegnung nur eine halbe Stunde währt, so bleibt man in gewisser Weise einander doch freundschaftlich verbunden, wenn man sich zehn Jahre später wieder trifft, weil man eine gemeinsame Erinnerung an das Treffen hat.
Für Designer ist ein Tisch nicht nur ein Tisch – und für Sie als Hersteller, als Inhaber einer Designfirma, ist es wahrscheinlich genauso. Ist der eine Tisch für Sie gastfreundlicher als der andere? Entsteht eine andere Form der Gastlichkeit, wenn man an einem Officina-Tisch sitzt?
Alberto Perazza: Die Unterschiede ergeben sich, glaube ich, vor allem durch die jeweilige Umgebung, die durch Möbel gestaltet wird, aber nicht nur durch sie. Alles, was sich in einem Raum oder an einem Ort, ob drinnen oder draußen, befindet, spielt eine Rolle. Insofern kommt den Tischen und Stühlen in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Im besten Fall laden sie dazu ein, sich frei und offen zusammenzusetzen.
Wir kennen wohl alle das Gefühl, wenn man zu einem wunderbaren Abendessen eingeladen ist, aber der Tisch zu groß ist oder die Stühle zu klein oder zu unbequem sind.
Alberto Perazza: Oh ja. Nehmen wir das Beispiel eines mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants. Teil der besonderen Erfahrung beim Essen ist doch auch, wie man sitzt – und das sage ich nicht, weil wir Stühle herstellen und 24 Stunden am Tag über Stühle nachdenken. Meines Erachtens wird heute mehr über das Gesamterlebnis nachgedacht. Das ist mir in verschiedenen Situationen aufgefallen und es ist absolut wesentlich.
Nehmen wir Stühle und Tische, die Designer für Magis entwickelt haben.
Alberto Perazza: Officina, Brut, Chair One ...
Zum Beispiel. Alle drei schaffen für mich als Gast eine eigene Atmosphäre. Es macht einen Unterschied, ob ich inmitten duftender Blumen in einem schönen Garten auf einem Chair One sitze oder an einen Officina-Tisch. Es vermittelt ein anderes Gefühl, auf einer Bank an Konstantin Grcics Brut-Tisch mit einer Glasplatte zu sitzen oder an einem Officina-Tisch mit Holzplatte. Gestalten Sie zusammen mit den Designern am Ende auch verschiedene Formen von Gastlichkeit und Gastfreundschaft?
Alberto Perazza: Im Ergebnis kann das so sein. Am Anfang haben wir das eigentlich nicht in Betracht gezogen. Wir dachten eher an Materialien und die Technologien, da es bei jedem neuen Produkt auch immer wieder diesen Fokus auf Technologie gibt. Wir wissen exakt, was wir wollen, und als wir Konstantin die Idee unterbreitet haben und über das Thema Gusseisen sprachen, hatten wir ein klares Bild vor Augen. Wir haben nicht das Design entwickelt; wir hatten lediglich Ideen und haben darüber gesprochen. Das Resultat ermuntert aber tatsächlich zu einer anderen Form des Sitzens, fordert dazu auf, das Produkt anders zu nutzen. Auf diese Weise können verschiedenartige Umgebungen geschaffen werden.
Wo haben solche Ideen Ihrer Meinung nach ihren Ursprung? Entstehen die Ideen bei Ihnen im Ohr, in der Nase, im Kopf, im Bauch oder in den Füßen?
Alberto Perazza: (lacht) Eher im Bauch als im Kopf, schließlich geht es in diesem Moment nicht um Benchmarking und solche Dinge, insofern ist der Bauch wohl der Ausgangspunkt. Es beginnt mit vagen Ideen und Konzepten, dann überlegen wir, welcher Designer eine bestimmte Idee am besten umsetzen kann. Dabei gilt es natürlich, das Gleichgewicht zu halten. Wir brauchen also den Bauch.
Erörtern Sie im Gespräch mit den Designern sämtliche Aspekte des Entwurfs oder geht es dabei mehr um Materialien und Technologien?
Alberto Perazza: Die Beziehung zu den Designern, mit denen wir zusammenarbeiten, ist sehr intensiv. Wir tauschen uns über Telefon, E-Mail oder in Besprechungen oft mehrmals täglich aus.
Bei einem Entwicklungsprozess, der zwei oder drei Jahre in Anspruch nimmt, telefonieren sie mehrmals täglich miteinander?
Alberto Perazza: Ja, das machen wir. Das könnte aber den Eindruck erwecken, dass wir ziemlich langsam sind. Vor allem in der Frühphase und während des Entwicklungsprozesses wollen wir nichts überstürzen, vielmehr möchten wir verschiedene Möglichkeiten und Optionen offenhalten, vielleicht sogar parallel an unterschiedlichen Ideen arbeiten und diese dann umsetzen. Deshalb muss über vieles geredet werden. Erst wenn wir alle übereinstimmen, treiben wir die Dinge voran. Viele Gespräche und Diskussionen führen auf den ersten Blick ins Leere, das heißt aber nicht, dass sie unwichtig wären und wir Zeit oder Geld verloren hätten.
Ich habe ganz und gar nicht den Eindruck, dass Sie bei diesen Gesprächen Zeit verlieren.
Alberto Perazza: Aber vielleicht denken Sie, wir sind nicht gerade die Schnellsten.
Absolut nicht. Auch bei anderen Firmen dauert der Entwicklungsprozess ein, zwei oder drei Jahre, das ist normal.
Alberto Perazza: Ja, das ist wohl normal. Es ist ein langer Weg von der ersten Idee über die Entwicklung und Gestaltung bis zum eigentlichen Produktionsprozess. Die Gespräche beginnen häufig wie im Falle von Officina: Wir haben eine bestimmte Vorstellung und wir wissen, wie sie technologisch umzusetzen ist. Wir kontaktieren daraufhin ein bestimmtes Unternehmen – möglichst in der Region – und schauen, ob es Interesse an einer Zusammenarbeit gibt. Dabei denke ich primär an junge Firmen, neue Produktionsstandorte. Wenn ein entsprechendes Interesse vorhanden ist, beginnen wir mit den Designern zu sprechen und bringen sie mit den Leuten von der Produktionsfirma zusammen. Wir versuchen zunächst konzeptionell die Grenzen des Machbaren auszuloten, dann folgen – das Projekt, neue Ideen, die Weiterentwicklung.
Sind die Designer, mit denen Sie arbeiten, am Ende auch Freunde? Schließlich verbringen Sie sehr viel Zeit damit, miteinander zu reden.
Alberto Perazza: Ja, ich würde schon sagen, dass wir wunderbare und freundschaftliche Beziehungen zu ihnen pflegen. Das heißt nicht, dass wir am Wochenende zusammen ausgehen, denn wir leben an unterschiedlichen Orten, aber wir sind sicherlich Freunde. Es ist meist ein sehr zwangloses und offenes Verhältnis, das sich durch Unvoreingenommenheit auszeichnet. Manchmal kämpft aber auch jeder für seine Ideen. Dieser enge, positive und konstruktive Austausch und die Beziehungen, die daraus entstehen, sind auf jeden Fall eine Bereicherung. Es ist letztlich auch von Vorteil für das Projekt, wenn man sich für seine Ideen einsetzt.
Abgesehen von all den Stühlen und Tischen, über die wir sprachen, haben Sie auch Tellertrockner, Flaschenregale, Küchenuhren und ähnliche Dinge für den Haushalt, für die Familie und mit „Me too“ auch für Kinder im Programm. Spielt in der Produktpalette von Magis der soziale Aspekt des alltäglichen Lebens eine Rolle?
Alberto Perazza: Das ist richtig. In der Vergangenheit, in den 1980er- und 1990er-Jahren, haben wir viele Accessoires und Objekte entwickelt. Wir wollten damals die einfachen Haushaltsobjekte würdevoller gestalten. Diesen Anspruch haben wir heute natürlich auch noch. Das waren Dinge wie ein Abtropfgestell für Teller, ein Besen usw. Der erste Gegenstand in dieser Kategorie war eine Trittleiter. Ich glaube, es hat vor Magis keinen Möbelhersteller gegeben, der sich diesem banalen Haushaltsobjekt so leidenschaftlich gewidmet hat. Dasselbe gilt für kleine Accessoires und Gegenstände, deren Benutzung einfach Freude bereitet. Hinter allen von uns entwickelten Produkten verbirgt sich eine Idee und die Vorstellung, die Idee vielleicht in kleiner Stückzahl umsetzen zu können. Die Produktion von Accessoires macht uns immer noch sehr viel Spaß. Lediglich der Vertrieb solcher Produkte hat sich verändert und ist etwas komplexer geworden.
Sie unterhalten also nicht nur freundschaftliche Beziehungen zu Menschen und Designern, sondern auch zu Objekten?
Alberto Perazza: Ja natürlich.
Bei „Officina“ und bei „Brut“ setzen sie auf Materialien, die aus vergangenen Jahrhunderten stammen und unmittelbar mit der industriellen Produktion und in gewisser Weise sogar mit der Schwerindustrie in Verbindung stehen. Ist das Zufall? Hat das seinen Grund darin, dass es in dieser Gegend Firmen gibt, die sich mit solchen Materialien auskennen? Oder war es angesichts der Allgegenwart von virtuellen Realitäten und elektronischen Geräten auch eine programmatische Entscheidung? Ein Tisch aus Schmiede- oder Gusseisen ist ja sehr stabil und langlebig.
Alberto Perazza: Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Leute materielle Dinge und Materialität ganz generell brauchen, heute vielleicht noch mehr als je zuvor, da inzwischen fast alles virtuell zu werden beginnt. Sie wollen etwas zum Anfassen und Anschauen haben – und das wird sich in der Zukunft sicherlich noch verstärken. Das Immaterielle ist in bestimmten Bereichen sehr hilfreich, aber wir möchten doch auch Produkte und Möbel haben, die wir berühren und an denen wir uns erfreuen können. Von dieser Strategie profitiert unsere Firma. Und was Officina betrifft, so hatten wir schon länger diese Vorgehensweise im Sinn. Schließlich befindet sich die Fabrik, in der die Kollektion gefertigt wird, in unmittelbarer Nähe unseres früheren Standorts. Auch wir haben geschmiedetes Eisen zuerst mit schnörkelhaften, barocken und schweren Produkten assoziiert, aber schon länger mit dem Gedanken gespielt, mit dieser Firma und dieser Technik etwas ganz anderes umzusetzen. Und ich glaube, es war der richtige Zeitpunkt dafür. Außerdem waren wir in diesem Fall wirklich schnell. Von dem Moment an, als wir bei den Bouroullecs angerufen haben bis zur ersten Vorstellung in Mailand im April 2014 hat die Produktentwicklung weniger als ein Jahr in Anspruch genommen, also wesentlich weniger als die zwei oder drei Jahre, die wir gewöhnlich brauchen.
Geschmiedetes Eisen oder Guss sind aber auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bemerkenswert. Wenn Sie einem jungen Studenten zwei Tischböcke aus Gusseisen aus der Brut-Serie schenken, kann er sie doch später einmal seinen Kindern vermachen.
Alberto Perazza: Das ist wirklich nachhaltig, oder?
Heißt das, auch wenn das jetzt etwas poetisch klingen mag, dass Sie auch ein freundschaftliches Verhältnis zur Erde, zur Zukunft und zur Umwelt pflegen?
Alberto Perazza: Wir sind uns bewusst, dass wir es als Unternehmen nicht allen recht machen können. Aber ich glaube, die Leute merken, dass sich hinter jedem unserer Produkte eine starke Idee verbirgt. Bei der Brut-Kollektion – und auch bei vielen anderen Projekten – geht es uns nicht um einen Trend. Wir folgen ohnehin nicht vielen Trends, vielmehr beginnt alles im Kopf und im Bauch. So ist das.
Geht es bei dem, was sie machen, am Ende um mehr als ein gutes Produkt aus beständigem Material? Geht es nicht immer auch um das Vergnügen, das es Ihnen bereitet, anderen Menschen zu begegnen und gemeinsam etwas zu schaffen?
Alberto Perazza: Das könnte sein. Ganz sicher sollten Langlebigkeit und Nachhaltigkeit Grundvoraussetzung sein für das, was man tut, und das gilt nicht nur für die Produktion von Möbeln. Der Aspekt des Vergnügens, der bei der Verwendung eines Alltagsobjektes hinzukommt, macht in der Tat den Unterschied. Man vermisst diese Produkte, wenn man sie nicht mehr hat. Zuhause sitzt man zehn Jahre am selben Tisch und im selben Stuhl, ohne es sich bewusst zu machen. Aber wenn etwas verändert wird, dann heißt es ...
... wo ist mein Stuhl?
Alberto Perazza: Genau. Man spürt den Unterschied und sitzt plötzlich nicht mehr mit dem gleichen Vergnügen am Tisch. So ist es doch – ein Objekt wird Teil des Lebens und der Familie. Es entwickelt sich mit der Familie und vielleicht bleibt es lange in ihrem Besitz und wird an die jüngere Generation weitergereicht. Insofern trifft es absolut zu, dass wir alle ein freundschaftliches Verhältnis zu den Dingen entwickeln – gern auch zu Produkten von Magis.
Meine letzte Frage – ich habe Sie auch Ihrem Vater gestellt: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, sich Ihre eigene Welt einzurichten, was würden Sie auswählen? Einen großen Tisch, ein paar Stühle, ein Sofa, ein Bett?
Alberto Perazza: Keine Sofas, ich mag sie nicht.
Okay, wie Konstantin Grcic, keine Sofas!
Alberto Perazza: Lassen Sie mich erklären wieso: Ich fahre gern Fahrrad und bin gern draußen. Drinnen auf dem Sofa faulenzen ist nicht meine Sache. Sofas sind okay, wir haben zuhause auch eines, aber ich benutze sie aus persönlichen Gründen nicht.
Was würde es stattdessen in Ihrem kleinen persönlichen Universum geben?
Alberto Perazza: Stühle und Tische. Unterschiedliche Tische.
Und was fasziniert Sie, wenn sie draußen sind?
Alberto Perazza: Ich liebe es, mit dem Mountainbike zu fahren, auch hoch in die Berge, in die Dolomiten.
Wann wird es den ersten Berg in der Produktpalette von Magis geben?
Alberto Perazza: Keine Ahnung. Darüber muss ich mit meinem Vater reden. Wir sollten uns der Sache annehmen.