FEATURED STORY
Ein Stuhl für alle
Rüdiger Schaack: Wir wollten einen Stuhl entwerfen, der für alle passt – und zwar nicht nur aus ergonomischer Sicht, sondern auch im Hinblick auf die Gestaltung. Das heißt, er sollte nicht zu auffällig sein und sich in unterschiedliche Interieurs problemlos einfügen.
Gilt das nur für die Büroumgebung oder auch für das Homeoffice?
Rüdiger Schaack: Das Thema Homeoffice hat natürlich eine Rolle gespielt, was sich vor allem bei der Materialität von "Indeed" zeigt. Es gibt zum Beispiel zwei unterschiedliche Rückenvarianten – mit einem Netzstoff bespannt oder mit einer geschlossenen Kunststoffschale, die wir "Operator" nennen. Hinzu kommt eine große Auswahl an Bezugsmaterialien, die von reiner Wolle über Kavallerietuch bis zu filzartigen Stoffen reichen. Außerdem bietet "Indeed" eine große Farbauswahl. Zusammengenommen ermöglicht das sowohl im Büro als auch im Homeoffice einen großen gestalterischen Spielraum.
Können Sie uns noch mehr über die gestalterischen Details erzählen?
Rüdiger Schaack: "Indeed" ist für den Einstiegsbereich gedacht, weshalb viele Teile aus Kunststoff sind. Das Stuhldesign reagiert darauf mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen, die auf den Kunststoff aufgebracht wurden. Dadurch wirken die einzelnen Elemente sehr weich und samtig, was den Stuhl zusätzlich aufwertet. Generell ging es beim Design vor allem darum, funktionale Elemente in gestalterische Details zu verwandeln. Mir war es als Designer besonders wichtig, dass der Stuhl eine einheitliche gestalterische Sprache aufweist. Ein Beispiel dafür ist der Übergang vom Rückenlehnenstab zum Rückenlehnenrahmen, der formschlüssig gelöst ist, dem Stuhl aber auch eine gewisse Dynamik verleiht, die trotzdem nicht zu expressiv ist. Außerdem weisen sowohl der Netzrücken als auch der Kunststoffrücken familiäre Gemeinsamkeiten auf, indem die Textur des Netzstoffs auch auf die geschlossene Kunststoffschale eingeprägt ist. Zudem gibt es von mir entworfene Piktogramme, die auf den Stuhl aufgedruckt sind und bei der Bedienung helfen.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit war ein zentraler Faktor im Designkonzept. Wie bringen Sie das mit der Verwendung von Kunststoff in Einklang?
Rüdiger Schaack: Alle Bauteile von "Indeed" sind sortenrein und somit recyclingfähig. Zudem wird der Großteil der Komponenten aus der Region eingekauft. Die sortenreine Trennbarkeit ist zum Beispiel dadurch gegeben, dass nichts geklebt wird. Stattdessen ist alles gesteckt und kann dementsprechend leicht zerlegt werden. Der Stuhl kann auch teilzerlegt verschickt werden. Beim Aufbau ist dann keinerlei Werkzeug erforderlich, da die Montage durch formschlüssige Verbindungen und Steckverbindungen erfolgt. Außerdem werden die verwendeten Kunststoffteile so ausgeformt, dass möglichst wenig Material verbraucht wird. Das führt im Übrigen auch dazu, dass der Stuhl relativ leicht ist. Das war die Herausforderung: einen leichten, ressourcenschonenden Drehstuhl zu entwerfen, der trotzdem stabil ist und dabei den funktionalen Anforderungen gerecht wird.
"Indeed" ist im Durchschnitt 20 Prozent leichter als vergleichbare Stühle. Wie haben Sie das erreicht?
Rüdiger Schaack: Indem man experimentiert, Prototypen baut und diese dann in einem Testlabor prüft. Gleichzeitig machen wir im Vorfeld auch immer Analysen bezüglich des Kräfteverlaufs. Sie illustrieren, ob eine Konstruktion funktioniert oder nicht, und zeigen auf, wo nachgebessert werden muss. Im Fall von "Indeed" führte das zu einer Verrippung der Rückenlehne, die den Stuhl aussteift und dabei hilft, Material einzusparen.
Wie schwierig war es, den Stuhl konstruktiv umzusetzen?
Rüdiger Schaack: Wir arbeiten bei Dauphin in Projektteams, die sich aus den Bereichen Produktdesign, Engineering und Projektmanagement zusammensetzen. Dadurch, dass wir alles interdisziplinär und hausintern abwickeln, sind die Wege sehr kurz, was zu einem engen und konstruktiven Austausch führt. Machbarkeitsfragen können so schnell geklärt werden. Das war auch bei "Indeed" der Fall, weshalb die technische Umsetzung am Ende problemlos war.