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Lucie Koldova in ihrem Prager Atelier. Im Vordergrund die Lampe "Macaron", die sie für den tschechischen Leuchtenhersteller Brokis entworfen hat.

Ein Haus für das Licht

Die Designerin Lucie Koldova, deren skulpturale Glasleuchten in den letzten Jahren für Furore gesorgt haben, gestaltet "Das Haus" auf der imm cologne 2018. Und natürlich steht das Thema Licht im Mittelpunkt. In ihrer Heimatstadt Prag hat sie nun ihren Entwurf vorgestellt.
von Fabian Peters | 20.10.2017

Würde man sich ein Atelier für die junge, erfolgreiche Lichtdesignerin Lucie Koldova ausdenken müssen, das Ergebnis käme der Wirklichkeit wahrscheinlich nahe. Das modernistische ehemalige Werkstattgebäude mit seinen weißen Wänden, seiner hohen Decke und seinen großen Fenstern liegt ein wenig verwunschen im Hinterhof eines Prager Mietshauses aus den 1920er Jahren. Vielleicht war es ihre Liebe zu Paris, die die 34-jährige Designerin diesen Ort für ihr Studio wählen ließ, denn ein wenig erinnert das alles an die französische Hauptstadt. 

In ihr Atelier hat Lucie Koldova nun zur Vorstellung ihres Projektes für "Das Haus" auf der imm cologne eingeladen. "Das Haus" – das ist stets einer der Höhepunkte der imm cologne, für den ein ausgewählter Designer eingeladen wird, seine Vision für das Leben, Wohnen und Arbeiten zu entwickeln. Diese wird dann im Maßstab 1:1 in den Messehallen realisiert. Im Jahr 2018 ist Licht ein zentrales Thema auf der imm cologne – bei den Ausstellern, aber auch beim "Haus".

Lucie Koldova gibt bereits mit ihren Atelierräumen einen Hinweis darauf, wie sie sich das vorstellt: Im Sommer, wenn es warm ist, so berichtet sie, zögen sie und ihre Mitarbeiter sich in die Tiefe der Werkstatt zurück, wo das Sonnenlicht nur gedämpft hindringt. Im Winter aber arbeiten alle auf der hohen Empore in der Mitte des Ateliers, wo die großen geneigten Glasbänder im Dach des Gebäudes noch den letzten Strahl Sonne einfangen. "Man kann auf alles verzichten, außer auf Licht", sagt Lucie Koldova – ein Satz der programmatisch ist für die Designerin, die ihre Erfolge bislang hauptsächlich mit Leuchten gefeiert hat. Und diese Erfolge sind in ihrer noch jungen Karriere bereits zahlreich. Nach dem Abschluss ihres Studiums in Prag ging sie 2009 zunächst ins Ausland – nach Paris natürlich. Dort entwarf sie in Kooperation mit Dan Yeffet die Lampe "Muffin" für den tschechischen Leuchtenhersteller Brokis – ihr Durchbruch. Mit diesem Meisterstück im Gepäck ging Lucie Koldova zurück nach Prag und eröffnete ihr eigenes Studio. Brokis ist sie bis heute treu geblieben. Mit der böhmischen Manufaktur hat sie inzwischen zahlreiche weitere Leuchtenmodelle entwickelt, auch wenn längst andere Auftraggeber wie Poliform oder Poltrona Frau hinzugekommen sind.

Im Modell deutlich zu erkennen: Bei Lucie Koldovas Entwurf für "Das Haus" sind fünf Kabinette sternförmig um einen zentralen Mittelraum angeordnet.

Kein Wunder also, dass Licht im Mittelpunkt von Lucie Koldovas Entwurf für "Das Haus" steht. Und wie in ihrem Atelier geht es auch dort um Zonen mit bestimmten Lichtwirkungen – "Light Levels", wie sie die Designerin bezeichnet. Sternförmig ordnen sich bei ihrem Entwurf kleinere Kabinette um einen zentralen Mittelraum, der als Gemeinschaftsort dient. Jedes der Zimmer hat eine Funktion, die Lucie Koldova in Materialien und Lichtstimmungen übersetzt. Den Mittelraum, als Ort zum Essen, für Gäste und Geselligkeit, taucht sie in dunkle, anheimelnde Farben und kostbare Materialien. Große Deckenleuchter unterstützen diesen Eindruck noch. Das Spa gestaltet Lucie Koldova dagegen als Ort der Ruhe und Erholung. Ein besonderer Lichtwasserfall wird zu diesem Eindruck beitragen. Den sogenannten "Inspiration Room" werden transparente und transluzide Materialien bestimmen. Das Ankleidezimmer ist als eine Symphonie in Rot entworfen. Den "Spirit Room" schließlich hat Lucie Koldova als Ort der Kontemplation gestaltet, dessen völlig zurückgenommene Wirkung ganz bewusst Assoziationen an Sakralräume wecken soll.

Für die Designerin ist es eine Premiere, dass sie ein gesamtes Wohninterior gestaltet. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein. In ihrem Atelier in Prag konnte man sich davon überzeugen, dass sie das Zusammenspiel von Licht und Architektur bereits hervorragend beherrscht.

Skizze von Lucie Koldova für den "Spirit Room": Betonoberflächen sowie Leucht- und Sitzelemente in Grau- und Schwarztönen schaffen einen Ort der Stille und Kontemplation.
Lucie Koldovas Atelier in Prag ist eine umgebaute ehemalige Werkstatt.
Video der Pressekonferenz