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Il motore a dodici cilindri: Die Scuderia Ferrari und ihr 312
von Thomas Wagner | 27.06.2015
Letzter Formel 1-Ferrari-Einbaum ohne aerodynamischen Schnickschnack: der Ferrari „312". Foto © Ferrari

„La macchina“ – das klingt verheißungsvoller, explosiver, erotischer in den Ohren als das deutsche Wort „Maschine“. Was wären die „macchine belle“ auch ohne die Kraft und Energie, die ihnen einst die Mailänder Futuristen angedichtet haben, als sie das Automobil und seine Geschwindigkeit vergötterten, um den Geist eines neuen Zeitalters zu beschwören. Am besten verstehen lässt sich die Erotik der Geschwindigkeit und die Faszination der mechanischen Junggesellenmaschinen, hat das Automobil unter der Haube einen Verbrennungsmotor mit zwölf Zylindern – von Ferrari.

Als erster „echter“ Ferrari gilt gemeinhin der „125 C Sport“ mit einem 1,5-Liter-V12-Motor. Ferrari baute damals hauptsächlich Rennwagen für Sportwagenrennen wie die „Mille Miglia“, die auch an Kunden verkauft wurden. Man musste schließlich Geld verdienen. Also lancierte man Anfang 1947 als erstes Modell des noch jungen Unternehmens den „125 C“ (das „C“ steht für „competizione“, also Sportwettbewerb) mit einem von dem früheren Alfa Romeo-Ingenieur Gioacchino Colombo konstruierten V12-Motor, der offiziell zwischen 72 und 118 PS leistete. Die Konstruktion besaß einen Gabelwinkel von 60 Grad, eine obenliegenden Nockenwelle pro Zylinderbank und eine Einfachzündung.

Eindrucksvoll füllt, um nur ein Beispiel herauszugreifen, ein V12 mit 3 Liter Hubraum, 300 PS und sechs Weber-Doppelvergasern auch den Motorraum des legendären „250 GTO“, der Anfang der 1960er Jahre in nur wenigen Exemplaren gebaut wurde und nach wie vor als eines der elegantesten Modelle aus Maranello gilt. Und auch wenn persönliche Vorlieben hier nicht ausgeschlossen werden können, mit zu den schönsten Exemplaren eines Ferrari V12 gehört das Aggregat des „Ferrari 312“. Allein den Motor „schön“ zu nennen, wäre freilich ein Frevel, verkörpert der 312 in seiner schlanken, langgestreckten Karosserie doch als letzter Formel 1-Ferrari die Ära des klassischen „Einbaums“ ohne allen aerodynamischen Schnickschnack. Vollends in Schwärmen kann man geraten, betrachtet man das schlangengleiche Gewirr der Auspuffrohre, das sich über Motor und Heckpartie erhebt, als säße Laokoon hinterm Lenkrad. Nicht zu vergessen der Sound, der jedes rennbegeisterte Herz sofort höherschlagen lässt.

Als „Ferrari 312“ wurden von 1966 an, als die Formel 1-Regeln geändert wurden, bis 1980 alle jene Ferrari-Rennwagen bezeichnet, die 3 Liter Hubraum und einen 12-Zylinder-Motor hatten. 1970 hat man den Zylinder-Winkel des V12 von 60 auf 180 Grad vergrößert, um einen niedrigeren Schwerpunkt zu erzielen. Diese Variante wurde mit „B“ bezeichnet, wobei es sich jedoch nicht um einen echten Boxermotor handelte. 1971 wurde der „312 B“ dann zum „312 B2“ weiterentwickelt. Den „312 B2“ setzte die Scuderia Ferrari von 1971 bis 1973 in der Formel 1-Weltmeisterschaft mit den Werksfahrern Jacky Ickx, Clay Ragazzoni und Mario Andretti ein. Der Bolide hatte glattere Linien als sein Vorgänger und eine innenliegende hintere Aufhängung. Der 12-Zylinder leistete jetzt 485 PS. Sein Renndebüt gab der „312 B2“, der letzte in der Reihe der „Einbäume“, beim Großen Preis von Monaco.

Seitdem sind bei Ferrari viele 12-Zylinder gebaut worden, oft mit den charakteristischen „testa rossa“, was so viel wie „roter Kopf“ bedeutet und von den rot lackierten Ventildeckeln des 12-Zylindermotors kommt. Schwarz steht dieser „bella macchina“ aber zweifellos auch sehr gut.

www.ferrari.com

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Als säße Laokoon hinterm Lenkrad: das schlangengleiche Gewirr der Auspuffrohre, das sich über Motor und Heckpartie des „312"erhebt. Foto © Ferrari
1970 hat man den Zylinder-Winkel des V12 von 60 auf 180 Grad vergrößert, um einen niedrigeren Schwerpunkt zu erzielen: der Ferrari „312B". Foto © Ferrari
Den „312 B2“ setzte Ferrari von 1971 bis 1973 ein: Der Bolide hatte glattere Linien und eine innenliegende hintere Aufhängung. Foto © Ferrari
Video © Shell