STYLEPARK ZUMTOBEL - Active Light
Modular durch die Nacht
Straßen, Plätze, Fassaden, große Flächen und architektonische Details – die Beleuchtungsaufgaben im urbanen Außenraum sind vielfältig. Licht inszeniert Gebäude und Orte, erzeugt Atmosphären und Stimmungen, gibt Orientierung. Es verschafft uns das Gefühl von Sicherheit oder Unbehagen, versetzt uns in Erstaunen. Es ist aber auch – im überbeleuchteten Zeitalter lichtverschmutzter 24-Stunden-Metropolen – Anlass zum Ärgernis, oder vielmehr: zum Umdenken. Längst rufen Initiativen zur Vermeidung von Lichtverschmutzung auf. Es gilt, Streuverluste zu vermeiden, Beleuchtungsintensitäten an die Anforderungen des Ortes und der Tages- beziehungsweise Nachtzeit anzupassen. Weniger ist (auch hier) mitunter mehr.
Auch schon vor zweihundert Jahren, als in den Großstädten Europas zunehmend flächendeckend Straßenlaternen eingeführt wurden, traf das Licht nicht nur auf Fans. Jede Straßenbeleuchtung sei verwerflich, wurde noch 1819 in der Kölnischen Zeitung gewettert. „Die Sittlichkeit wird durch Gassenbeleuchtung verschlimmert“, hieß es in dem Artikel. Die künstliche Helle verscheuche in den Gemütern das Grauen vor der Finsternis, das wiederum die Schwachen vor so mancher Sünde abhielte.
Dabei argumentierte man hier noch gegen die Einführung von ölbetriebener Straßenbeleuchtung, die im Vergleich zur gleißend hellen Beleuchtung der strombetriebenen Bogenlampe, die Ende des 19. Jahrhunderts in der städtischen Beleuchtung Einzug hielt, ein kleines Funzellicht produzierte. „Unsere Beleuchtung ist prachtvoll, schön und absolut ruhig, doch zu hell trotz matter Scheiben in den Laternen“, bedauerte Technikpionier und Innovationsfreund Werner von Siemens bereits 1882 beim Anblick der elektrisch erleuchteten Leipziger Straße in Berlin.
Choreografie des Lichts
Einfach nur Hell, das war damals und ist auch heute ungenügend. Eine Beleuchtung muss mehr können: Sie sollte sich auf die wechselnden Bedürfnisse seiner Nutzer und auf deren Bio-Rhythmus einstellen, die unterschiedlichen Zusammensetzungen von Lichtstärke und Lichtfarbe je nach Tageszeit anpassen. Ein künstliches Licht also, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt: „Human Scale Lighting“. Unter diesem Schlagwort richtet österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel sein Produktportfolio zunehmend aus und bietet adaptive sowie interagierende Lösungen, die sich an der Dynamik des natürlichen Lichtes orientieren.
Für den Innenraum hat Zumtobel hier in jüngster Zeit immer wieder neue Lösungen präsentiert: Von der mittlerweile in sechster Generation weiterentwickelten Büroleuchte „Mildes Licht“ bis zum zielgruppenspezifischen Shop-Beleuchtungssystem „Limbic Lighting“. „Active Light“, also aktives Licht abgestimmt auf die sich je nach Anwendungsgebiet und Tageszeit verändernden Bedürfnisse des Menschen, nennt das Unternehmen diesen Entwicklungspfad, den es mit neuen Systemen wie „Nightsight“ oder bereits etablierten Werkzeugen wie „Supersystem Outdoor“ nun auch für Außenbeleuchtungen beschreitet.
Denn heute lässt sich mit neuen adaptiven LED-Systemen nicht nur die Helligkeit regulieren, sondern eine Vielzahl von Beleuchtungsaufgaben erfüllen. Mit „Supersystem“ und „Nightsight“ etwa haben Planer die Möglichkeit für unterschiedlichste Außenraumsituation individuelle Licht-Choreografien zu erstellen, die sich mit den Lichtanforderungen und Frequentierungen eines Ortes von der Abenddämmerung über die tiefe Nacht bis zum Sonnenaufgang verändern können. Das Zumtobel Portfolio beruht dabei auf intelligenten Modulen, die sich einzeln steuern, anpassen und kontrollieren lassen.
Wo etwa herkömmliche Mastleuchtensysteme Wege und Straßen nur horizontal mit einheitlicher Lichtstärke ausleuchten, bieten die Modullösungen weitaus mehr Variationsmöglichkeiten. Sie lassen sich an Fassaden montieren, individuell ausrichten und in Lichtfarbe und Intensität individuell regulieren. Beispielhaft umgesetzt hat Zumtobel das etwa für die Schweizer Gemeinde Bürchen (Link) oder im österreichischen Lech mit Sonderlösungen, aus denen mittlerweile das Standard-Produkt „Supersystem outdoor“ hervorgegangen ist.
Ein super System
In Lech am Arlberg wurde in Kooperation mit Lichtplaner Dieter Bartenbach für die neue Straßenbeleuchtung ein Baukastensystem entwickelt und von Zumtobel realisiert, mit dem die Lichtintensität der LEDs auf 6 bis zu 34 LED-Punkte verteilt wird. Licht kann so deutlich präziser und zielgerichteter platziert und Blendung vermieden werden. In jeder Leuchte ist zudem ein Funksensor integriert, über den das Licht gedimmt und geschaltet werden kann.
Die Beleuchtung kann zudem durch die flexible Ausrichtung stärker raumbildend eingesetzt werden. So ist der Fluss durch die Anstrahlung von Ufer und Mauerflächen nun ein prägender Part der nächtlichen Kulisse, die Touristen wie Anwohner zum Flanieren einlädt. Zudem lassen sich einzelne Gebäude in Szene setzen, da sich die Module nicht nur an Masten, sondern auch an Fassaden anbringen lassen. Diese Möglichkeit wiederum überzeugte die ko-finanzierenden Hoteliers vor Ort.
Ganz anders die Anforderungen in Dornbirn: Hier sorgt „Supersystem outdoor“ mit einer minimalistischen Lichtlösung für die großflächig homogene Ausleuchtung einer neuen Brücke. Entwickelt wurde das Beleuchtungssystem gemeinsam mit dem Architekten Hugo Dowrzak und dem Stadtplaner Stefan Burtscher.
Mit nur zwei Leuchtmasten wird die vierspurige, 37,5 Meter breite und 32,5 Meter lange Brücke samt Geh- und Fahrradwegen gleichmäßig ausgeleuchtet. In den Masten sind je 13 Leuchten integriert, die jeweils aus 18 LED-Lichttuben bestehen. Diese können gezielt auf bestimmte Brückenbereiche ausgerichtet werden. So entsteht maximaler Sehkomfort ohne Blendung für alle Verkehrsteilnehmer und ist darüber hinaus – mit 43 Watt pro Leuchte beziehungsweise 560 Watt pro Lichtmast– sehr energieeffizient.
Mit UN Studio die Nacht gestalten
Die neueste Lichtlösung für den städtischen Außenraum von Zumtobel heißt „Nightsight“. Entwickelt und gestaltet wurde das System gemeinsam mit UN Studio. Mit einer anpassungsfähigen und einheitlich designten Lichtlösung verschiedenste orts- und nutzerspezifische Beleuchtungskonzepte zu realisieren – darum ging es den Zumtobel-Entwicklern und Designern rund um Ben van Berkel.
Sowohl vertikale als auch horizontale Flächen können mit „Nightsight“ ausgeleuchtet oder kleinste Details akzentuiert werden. Räume werden mit dem gezielten Einsatz von Licht und Schatten modelliert. „Leere Plätze werden in lebendige Orte verwandelt.“, so beschreiben Ben van Berkel und Zumtobel die Gestaltungsmöglichkeiten des Produktes.
Dafür bietet das System zwei verschiedene Leuchtentypen: Details lassen sich effektvoll mit der Projektor-Leuchte mit sogenannter „darkBeam“-Optik inszenieren. Durch die Wabenstruktur, in der die LEDs mit ihren Projektionslinsen zurückversetzt angeordnet sind, werden Blendungseffekte reduziert und seitliche Einblicke in die Lichtquelle vermieden. Die Area-Leuchte mit „softGlow-Optik“ wiederum ist besonders für die Beleuchtung von Plätzen und Gehwegen geeignet. Eine zusätzliche vertikale Lichtkomponente bietet hier optische Orientierung und erleichtert dem Auge die Anpassung an das Helligkeitsniveau. Das System steht in unterschiedlichen Ausführungen mit 3000 Kelvin und 4000 Kelvin zur Verfügung und bietet verschiedenste Dimm- und Regulierungsmöglichkeiten. Vielfältige Optionen und Gestaltungsspielräume also, der sicher auch Werner von Siemens gefallen hätten.