Schmuckschatulle im Gewerbegebiet
In Eching bei München hat Holzrausch ein altes Industriegebäude für Eurolub umgebaut, ein weltweit tätiges Unternehmen für Schmierstoffe. Was von außen wie ein gewöhnlicher Industriebau mit Wellblechfassade aussieht, entpuppt sich im Innern als hölzerne Schmuckschatulle: Die PlanerInnen transformierten das Bestandsgebäude und ergänzten den Bürobau um informative Begegnungsflächen mit großem Konferenzbereich. Wichtig war ein repräsentatives Erscheinungsbild, um die internationale Kundschaft gebührend zu empfangen. Dazu wurde das Innere von Holzrausch komplett umgebaut. Hinzu kam eine neue Haustechnik mit modernem Akustik- und Lichtkonzept. Beim Grundriss blieb nur das tragende Mauerwerk erhalten, ansonsten wurden die neuen Räume in aufwendiger Detailarbeit umgestaltet.
Das Konzept von Holzrausch verbindet die einzelnen Bereiche auf gelungene Weise: Vom einstigen Bürobau ist im Innern nichts mehr zu sehen. Stattdessen wirkt das neue Interior wie eine Mischung aus hochwertiger Wohnarchitektur und elegantem Club. Eine erdige Farbgebung und natürliche Materialen schaffen eine hochwertige und gleichzeitig behagliche Atmosphäre. Der Boden besteht aus dunklem Gussasphalt, während die Wände und Decken mit gedämpfter oder geseifter Eiche vertäfelt sind. Hinzu kommen verschiebbare Holzlamellen als Sicht- und Sonnenschutz an den Fenstern. Neben dem Konferenzbereich umfasst das Raumprogramm im Erdgeschoss nun auch ein Café mit Bibliothek und Lounge. Es bietet nicht nur eine Anlaufstelle für die KundInnen des Unternehmens, sondern dient auch als Treffpunkt für die MitarbeiterInnen. Hier finden zum Beispiel informelle Teammeetings, Vorträge oder Feiern statt. Zudem kann das Café als Co-Working-Space oder für ein für Get-Together nach der Arbeit genutzt werden. Eine zusätzliche Öffnung in der Fassade schafft einen Zugang zur neu angelegten Terrasse. Im oberen Geschoss befinden sich die Bürobereiche und ein Mikro-Apartment, das als Holzkubus mit Oberlicht hinter der vertäfelten Wand im Chefbüro versteckt ist. Eine weitere Detaillösung ist die ebenfalls nicht sichtbare Medientechnik in den Einbauten, die das Café bei Bedarf in einen Vortragsraum verwandelt.
Ein Blickfang ist der große, mit grünem Linoleum und chrompoliertem Metall verkleidete Tisch im Konferenzbereich mit seinen abgerundeten Ecken. Er bildet einen gelungenen Kontrast zum ansonsten zurückhaltenden Ambiente. Gleiches gilt für die Bar aus gebürstetem Edelstahl, ein Material, das sich auch am Geländer des großzügigen Treppenaufgangs wiederfindet. Beide Bereiche wurden von Holzrausch mit einem ausdrucksstarken Lichtkonzept versehen. Beispiele sind die skulpturale Leuchte "Simbiosi" von Davide Groppi über der Bar oder die "Classico"-Leuchten und die eigens entwickelten Hängeleuchten "AES" im Treppenhaus. Letztere wurden von OHA – Office Heinzelman Ayadi entworfen. Die Liebe zum gestalterischen Detail reicht bis in die Sanitärräume hinein, wo zitronengelbe Fließen für zusätzliche Frische sorgen. Gleiches gilt für das Mobiliar im selben Farbton, das auf verschiedene Bereiche im Gebäude verteilt ist. Für einen Übergang zwischen Innen und Außen sorgt die von Holzrausch editierte "Föppl Collection" die vom Büro Relvāokellermann entworfen wurde. Die Bänke, Barhocker und Beistelltische aus massiver Eiche finden sich als deckend lackierte Version im Café und als geölte Variante auf der neuen Terrasse. Sie fügen sich nicht nur harmonisch ins Interior ein, sondern lassen auch den gestalterischen Reichtum erahnen, der sich hinter den Wellblechfassaden verbirgt.
