Raum für Halluzination
Holzrausch ist bekannt dafür, mit spannenden PartnerInnen zu kooperieren. 1998 von Sven Petzold und Tobias Petri in München gegründet, ist Qualität ihre Prämisse Nummer eins in Sachen Entwurf, Planung und Fertigung der Maßarbeiten. Gemeinsam mit Jan Heinzelmann von OHA, Gerhardt Kellermann und Ana Relvão arbeiten Petzold und Petri als Kollektiv J*Gast, das sich der Weiterentwicklung von Küchendesign verschrieben hat. Ihr Interesse am "nie Dagewesenen" war es wohl, welches sie auf das Allgäuer Unternehmen Out for Space aufmerksam werden ließ. Dieses hat einen neuen Werkstoff aus Rattan zur Marktreife entwickelt: Bekannt für seine Kapillarstruktur, Robustheit, Flexibilität und Leichtigkeit wird die Kletterpflanze für "Karuun" in den Regenwäldern Südostasiens von lokalen Partnern geerntet. Die getrockneten Rattan-Stangen werden von ihrer äußeren Rinde befreit. Aus den Stangen werden sodann Kanthölzer geschnitten und zu Blöcken verleimt, um eine homogene Qualität zu erzielen.
Dieser faire wie natürliche Werkstoff trifft das Interesse von Holzrausch. J*Gast hat nun eine Küche vorgestellt, die ihn zur Anwendung bringt, passend zu ihrem eigenen nachhaltigen, Material reduzierenden Ansatz. Dafür nutzten die DesignerInnen drei unterschiedliche Produkte: als Blockware, als Furnier und in einer transluzenten Version. Die lineare Maserung des Rattans im Zusammenklang mit der gewählten Farbigkeit verleiht der Küche eine skulpturale Optik. Die Modernität der Farben und Formen steht dabei im vitalen Kontrast zur Natürlichkeit des Materials und generiert eine lässige Eleganz. Damit entspricht der neue Wurf von J*Gast ihrem Konzept, anstatt Massenfertigung Maßkonfektion zu generieren. Im individuellen Umfeld ihrer NutzerInnen sollen die Küchen weder Kulisse noch Statussymbol sein, sondern zum lebendigen Mittelpunkt werden. Für "J*GAST made of karuun®" trifft hierfür die Expertise der unterschiedlichen AkteurInnen aufeinander. Das eindrückliche Ergebnis ihrer Zusammenarbeit kann als Prototyp im Showroom von J*Gast in der Blumenstraße in München betrachtet werden.
Inspiration für ihr neuartiges Design hat sich J*Gast auf rein assoziative Weise bei der künstlichen Intelligenz geholt. Ana Relvão erläutert: "Angesichts zunehmender ethischer Bedenken wird generativen KI-Modellen vorgeworfen, dass sie auf die Arbeit von AutorInnen und DesignerInnen trainiert werden und deren 'Signaturen' auf fragwürdige Weise verwenden. Als wir diese Küche entwarfen, dachten wir daran, das Szenario umzukehren und den halluzinativen Charakter der generativen KI zu 'stehlen', obwohl keine KI an diesem Prozess beteiligt war. Indem wir eine Küche schaffen, die wie eine 'Halluzination' aussieht, stellen wir die üblichen Erwartungen in Frage und laden die BetrachterInnen ein, die Rolle und Definition einer Küche zu überdenken. 'J*GAST made of karuun®' verwandelt den Raum in ein Gesprächsthema und regt zu Diskussionen über die Natur des Designs und die Rolle von Räumen in unserem Zuhause an."