Holz in jeder Spielart
Fisher Island ist das teuerste Stückchen Land in den Vereinigten Staaten. Die handtuchgroße Insel vor Miami besteht aus einem Golfplatz im Zentrum und einem Dutzend Apartmentgebäude drumherum. Die Wohnungen dort kosten so viel wie an der 5th Avenue in New York. Wo jeder reich ist, entwickelt sich natürlich ein enormer Konkurrenzdruck, auch in Bezug auf die Einrichtung. "Alle wollen höchste Qualität & perfekte Handwerkskunst" sagt Sven Petzold, "da ist es natürlich nicht schlecht zu sagen: "My apartment is made in Germany by Holzrausch". Keine Frage – das Unternehmen für Innenausbau, dass Sven Petzold und sein Kompagnon Tobias Petri vor 20 Jahren gegründet haben, spielt heute in der Champions League der Interieurszene. Das Apartment auf Fisher Island, das Holzrausch gerade fertiggestellt hat, zeigt, dass sich der Ruf der Unternehmer inzwischen bis nach Übersee herumgesprochen hat.
In Florida konnte Holzrausch auf höchstem Niveau ein Interieurkonzept verwirklichen, das die beiden Münchener als geradezu idealtypisch für ihre Firma: "Uns geht es nie darum, Einzelstücke zu entwerfen, die laut schreien. Wir wollen selbstverständliche Interieurs schaffen, die eine klare, reduzierte Formensprache sprechen." In dem Apartment auf Fisher Island spielen wie bei vielen Innenausbauten von Holzrausch großflächige, hochpräzise gearbeitete Vertäfelungen eine Schlüsselrolle. Sie gliedern die Fläche und strukturieren die Wohnzonen, binden aber gleichzeitig auch die verschiedenen Bereiche des Apartments gestalterisch zusammen. Vor allen Dingen verbergen sie all die Stauflächen und Wirtschaftsräume, die jede Wohnung und jedes Haus benötigt. Dadurch wird jenes unaufgeregte Erscheinungsbild der Räume möglich, dass den Bewohnern die ideale Bühne für Lieblingsstücke und Sammlerschätze schafft. "Wir betrachten unsere Einbauten nicht als Einrichtung, denn eingerichtet soll das Haus oder die Wohnung erst werden, wenn wir fertig sind", sagt Petri. "Uns geht es nicht darum, jedes Kissen und jede Stehlampe auszusuchen. Wir wollen gute Innenarchitektur entwerfen und realisieren – mit einem guten Lichtkonzept, ausgeklügelten Aufbewahrungsmöglichkeiten, schönen und funktionalen Bädern – schlicht mit allem, was fest verbaut und montiert werden muss." "Architekturmöbel" nennt man bei Holzrausch die eigenen Innenausbauten – ein Begriff, der die Zwitterstellung zwischen Bauwerk und Mobiliar verdeutlichen soll. Im nächsten Schritt möblieren die Eigentümer, oft gemeinsam mit einem Interior Designer ihr neues Zuhause. Sven Petzold findet diese Individualisierung sehr wichtig: "Die Perfektion, die wir bei unseren Einbauten anstreben, schreit geradezu danach, durch Möbel und Kunstwerke ein wenig gebrochen zu werden." Wenn das fehle, entstehe sehr schnell ein Eindruck, in einem Hotel zu wohnen.
Das Appartment auf Fisher Island bildet nun einen idealen Rahmen für die Kunstsammlung der Eigentümer. Eine großflächige Täfelung aus geweißter Eiche und der Boden aus römischem Travertin sorgen dafür, dass Gemälde, Plastiken und Fotokunst optimal zur Geltung kommen. Die neutrale Farbpalette in hellen Tönen, die Holzrausch in Florida verwendet hat, wurde wie alle Entwürfe des Unternehmens in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt. Oftmals arbeitet das Team von Holzrausch auch eng mit den Architekten der Auftraggeber zusammen. "Wir verstehen uns als einen Art Fachplaner für Innenausbau dessen Expertise natürlich im Bereich Holz liegt, aber auch in Themen wie Licht-, Bad- und Küchenplanung", erläutert Petri. Küchen sind überhaupt ein großes Thema bei Holzrausch. Durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber bekommt dieser eine genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Küche, die selbst mit den teuersten Markenprodukten nicht viel gemein hat. Holz spielt dann nicht zwingend die Hauptrolle: Für eine Villa in der Schweiz etwa fertigte Holzrausch einen gesamten Küchenblock aus einem einzigen Stück warmgewalzten Edelstahl. Und für eine Villa in Erlangen arbeitete das Team mit Beton, verbaute eigens entworfenen handgeschmiedete Griffe und lackierte die Innenflächen der Schränke in Pink. Viele der Kunden von Holzrausch seien extrem ambitionierte Köche und bereits bestens informiert, wenn sie zu ihnen kämen, berichtet Tobias Petri. Und er stellt klar: "Es ist ein Mythos, das Leute, die sich eine exklusive Küche leisten, das allein zu Showzwecken tun. Unsere Kunden nutzen ihre Küchen Tag für Tag."Ein Projekt, in das Tobias Petri im vergangenen Jahr viel Herzblut gesteckt hat, ist die Casa Morelli im Chianti nahe Siena. Holzrausch hat es für einen Klienten gestaltet, der mittlerweile ein echter Stammkunde ist. Zuvor hat man schon gemeinsam Projekte in Mallorca, Kitzbühel und München realisiert.
Tobias Petri kennt die malerische Hügellandschaft des Chianti seid seiner Kindheit von zahllosen Aufenthalten. Ihm war es wichtig, die lokalen Bautraditionen zu bewahren und ihnen trotzdem einen eigenen Spin zu geben. Der neue Fußboden der Casa Morelli ist dafür ein Beispiel: Mit einer Ziegelbrennerei in Impruneta entwickelte er eine Methode, Terrakottasteine anstatt in Rot in Anthrazit zu produzieren. Mit Ziegeln aus diesem Material wurden dann nicht nur die kompletten Böden einschließlich der Terrassen belegt – auch die Küchenzeile, der offene Kamin und die Außenküche wurden daraus gemauert. Die Duschen sind mit Wandfliesen aus dem dunkeln Terrakotta ausgekleidet. In den Bädern bildet er einen spannenden Kontrast zu den Waschbecken und Wannen, die speziell für dieses Projekt aus jeweils einem einzigen Stück Travertin gefertigt wurden. Bei der Möblierung und Beleuchtung konnte Holzrausch auf ein Netzwerk aus befreundeten Künstlern und Designern zurückgreifen: Zahlreiche Möbel entwarf der österreichische Künstler und Handwerker Klaus Lichtenegger, der selbst lange Jahre in einem Nachbardorf gewohnt hat. Die Leuchten stammen dagegen von den Designern Jan Heinzelmann und Sami Ayadi vom Studio OHA in München, zwei langjährigen Mitarbeitern von Konstantin Grcic. Die Umbauten nach den Plänen von Holzrausch verleihen dem Bruchsteinhaus eine völlig neue Anmutung: Obgleich es nichts von seinem authentischen Charme verloren hat, ist die einstmalige Rustikalität einem diskreten Glamour gewichen. Wer möchte, der kann sich davon übrigens selbst überzeugen: Die Casa Morelli lässt sich neben einigen anderen eigenen Projekten über Holzrausch als Feriendomizil mieten.
Ein Projekt das Tobias Petri ganz auf die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Geschmack zugeschnitten hat, ist das Turmhaus, das er gemeinsam mit Grünecker Reichelt Architekten für sich und seine Familie in den Zillertaler Alpen errichtet hat. Anders als bei den meisten Kundenprojekten, wo luxuriöse Handwerklichkeit im Vordergrund steht, demonstriert das Turmhaus den Designern eignen Begeisterung für natürliche Materialien, in diesem Fall die Kombination von Holz und rohem Beton. Im Zillertal besteht das gesamte Gebäude aus diesen beiden Materialien: Auf einen dreistöckigen Betonsockel wurden drei Geschosse in Holzbauweise gesetzt. Außen ist der Bau vollständig mit Lärchenholz verkleidet. Es wurde zweimal abgeflämmt, um auf Holzschutzmittel verzichten zu können. Aber auch um ins Landschaftsbild zu passen. "Es sollte kein helles Haus sein, sondern wie die Heustadel ringsum aussehen, bei denen die Sonne das Holz in Jahrzehnten und Jahrhunderten verbrannt hat", erläutert Tobias Petri.
Im Inneren verwendete Holzrausch Weißtanne, deren feine Struktur einen starken Kontrast zu den Betonwänden bildet: "Wir haben absichtlich keinen Sichtbeton verwendet", erklärt Petri, "sondern wollten die Spuren der Schalung offen zeigen.“ Auch der unregelmäßige Natursteinboden ist nur grob behauen und nicht geglättet. Er wurde, wie auch die Arbeitsplatte in der Küche, aus Findlingen gefertigt, die bei den Ausschachtungen für das Fundament ans Tageslicht kamen. Auch wenn das Turmhaus im Zillertal und das Apartment auf Fisher Island die reduzierte Formelsprache und Qualität der Ausführung gemein haben – ästhetisch liegen Welten zwischen den beiden Projekten: Wo in Miami an die zeitlos moderne Innenarchitektur Ludwig Mies van der Rohes angeknüpft wurde, ist der Neubau in Österreich Avantgarde. Gemeinsam ist beiden Entwürfen die Stilsicherheit, mit der sie entworfen wurden. Die ist neben der handwerklichen Qualität das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens.