Wie die Architekten der Moderne zu baden bevorzugten, das ist wenig bekannt. Allein von Le Corbusier weiß man, dass er das Meer mochte: So hat er sich an der französischen Riviera ein Strandhäuschen – „Le Cabanon“– gebaut und ein Foto zeigt ihn gar in Badehose am Strand. Doch Wasserflächen, wenn auch nicht unbedingt zum Baden geeignet, sind oft ein Gestaltungselement modernistischer Architektur. Man denke nur an das Wasserbecken in Mies’ „Barcelona Pavillon“, an die kleine, nicht besonders tiefe Fläche in Luis Barragáns Villa in Mexiko-Stadt und natürlich an das Becken zur Leibesertüchtigung auf dem Dach der „Cité Radieuse“ in Marseille von Le Corbusier.
Wer aber wirklich genüsslich in der Moderne baden gehen will, dem seien Álvaro Sizas Meerwasserpools im portugiesischen Leça da Palmeira, das sich wenige Autominuten von der Hafenstadt Porto entfernt befindet, ans Herz gelegt. Wie an vielen Badeorten im nördlichen Teil des Landes macht das felsige Ufer das Baden hier nicht immer zu einem Kinderspiel. Zudem ist der kühle Atlantik zuweilen sehr rau und auch die starken Strömungen können gefährlich sein. Damit man sich aber trotzdem ohne Sorge abkühlen kann, entwarf Siza vor über 50 Jahren die „Piscinas de Marés“. Die Anlage besteht aus zwei Meerwasserpools, Umkleidekabinen, Duschen sowie Toiletten und folgt der natürlichen Topografie des Küstenabschnitts. So wird die Anlage durch eine Rampe erschlossen, die Wände der Versorgungseinrichtungen säumen den Eingang. Der Farbton der Wände aus grobem Beton gleicht jenem der Felsen am Strand. Erreicht hat das Siza, indem er dem Beton das Felsgestein beigemischt hat. Die beiden Becken sind in die Felsenlandschaft eingehauen. Das Größere für Schwimmer ist an drei Seiten von Felsen umschlossen, die vierte Seite begrenzt eine gerade Betonwand. Die Wand am Nichtschwimmerbecken ist geschwungen und auch breiter, sodass eine große, ebene Fläche zum Toben entsteht. Wer sich zum Sonnenbaden hinlegen möchte, der findet Platz auf den unterschiedlichen Ebenen dieser künstlichen und zugleich natürlichen Landschaft.
Wasserrutschen, gar noch solche mit halsbrecherischen Windungen, um den Adrenalinpegel nach oben schnellen zu lassen, findet man hier ebenso wenig wie Whirlpools, Wassertheken und bunte Fliesen. Nein, damit hatte Siza nichts am Hut und auch nachträglich blieb die Anlage glücklicherweise von solchem Klimbim verschont. Aufregend genug sind neben der Architektur die Momente, wenn die Brandung frisches Meerwasser in die Becken drückt und die Gischt der Wellen über die Felsen spritzt. Mehr braucht es wirklich nicht.
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