PORTRAIT
Intuitive Vermittlung
Der Weg zum Design begann für Hemmo Honkonen mit Gitarren: Statt wie viele seiner KlassenkameradInnen nach der weiterführenden Schule in ein Studium der Wirtschaft zu wechseln, entschied er sich am finnischen Ikaalinen College of Crafts and Design mit dem Saiteninstrumentenbau zu beschäftigen. "Das war für mich damals die ideale Verbindung, um ein Handwerk zu erlernen und gleichzeitig weiter Musik zu machen", sagt er. 2014 schloss er die Ausbildung ab und es folgte das Bachelorstudium im Möbeldesign an der Carl Malmstens – Linköping University. In diesem Jahr absolvierte er seinen Master in Innenarchitektur an der Aalto-Universität.
Parallel dazu wurde vor kurzem seine Abschlussarbeit "Embossing Wood" im Rahmen der Lost Graduation Show auf dem supersalone in Mailand ausgestellt. Bestehend aus Stühlen, einem Schrank und einem Wandabschnitt zeigt das Forschungsprojekt eine erhabene Oberflächentextur, für die Hemmo Honkonen auf einen Zimmermannstrick zurückgreift: "'Embossing wood' erforscht eine Massivholz-Prägemethode, die auf einem Phänomen beruht, auf das ich 2011 zum ersten Mal stieß, als ich mich mit dem Bau von Saiteninstrumenten beschäftigte. Sie wird normalerweise verwendet, um kleine Vertiefungen auf Holzoberflächen zu reparieren, indem man sie mit Hilfe von Feuchtigkeit und Hitze anhebt. Ich hatte die Idee, sie für Reliefs zu verwenden, anstatt damit Vertiefungen zu glätten.", sagt er dazu.
Klangvolle Balance
Eine saubere Konstruktion, Holz als Material und ein Sinn für das besondere Detail sind Merkmale, die sich bei Hemmo Honkonen als roter Faden durch seine Arbeiten ziehen – sei es für "Embossing Wood" oder auch "Plateau", aus Massivholz. Formal aus unterschiedlichen Geometrien kombiniert, lässt sich Letzterer mit Holzverbindungen und Inbusschrauben schnell zu einem Beistelltisch zusammenbauen. Auch das Regalsystem aus Buchenholz "Beak" ist einfach auf- und abzubauen: die Schürzen werden an den Seiten eingeklickt und mit Flügelmuttern befestigt. Für den Beistelltisch "Notko" kombinierte er in Zusammenarbeit mit Artek und Forbo sowohl Holz wie Linoleum. Als Schlaufe geformt, bietet dieser einen Stauraum für Magazine. Gleichzeitig prägen die formalen Voraussetzungen für die Schlaufe die Konstruktion des Rahmens.
Das skulpturale, künstlerische Element, das seine Entwürfe prägt, zeigt sich zudem in humorvoller Weise in seiner Kollektion "Möbler som låter" – "Hörbare Möbel", die gleichzeitig eine Studie über mechanisch erzeugten Klang und seine Anwendung auf Möbeln ist. 2018 auf der Stockholm Furniture & Light Fair das erste Mal präsentiert, besteht sie aus einem wandmontierten Schrank, einem Schaukelstuhl und einem niedrigen Stuhl, die alle eigene Klänge erzeugen, wenn sie benutzt werden. In der Kombination aus Kunst und Design zählt für Hemmo Honkonen die Balance: "Man darf diese nicht zu weit treiben, sonst wird das Ergebnis zum Gimmick", sagt er. Den NutzerInnen bietet er in vielfältiger Weise eine intuitive Interaktion über die Gestaltung an, der ein Moment der Überraschung innewohnt. In Zukunft würde Hemmo Honkonnen gerne seinen Arbeiten eine weitere Ebene hinzufügen: "Lichtdesign interessiert mich, ich würde gerne mehr damit arbeiten", sagt er.