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Olaf Schmidt, Vice President Textiles and Textile Technologies bei der Messe Frankfurt

STYLEPARK HEIMTEXTIL
Mehr als eine Plattform

Vom 21. bis zum 24. Juni 2022 findet im Frankfurt am Main das Heimtextil Summer Special statt, parallel zu den Messen Techtextil und Texprocess. Was AusstellerInnen und BesucherInnen von dem Sonderformat erwarten können, sagt uns der Vice President Textiles and Textile Technologies, Olaf Schmidt, im Interview.
25.05.2022

Anna Moldenhauer: Herr Schmidt, Sie kennen beide Perspektiven der Textilbranche – zum einen sind Sie Vice President Textiles and Textile Technologies bei der Messe Frankfurt Exhibition GmbH, zum anderen Textilingenieur und haben viele Jahre als Geschäftsführer und Vorstand von Textilunternehmen gearbeitet. Was sollten Textilmessen Ihrer Meinung nach heute bieten?

Olaf Schmidt: Eine Messe sollte nicht nur ein Flächenvermieter sein. Neben der Möglichkeit der Netzwerkpflege und NeukundInnenakquise bieten wir mit unseren Veranstaltungen auch Konzepte für branchenrelevante Themen an, die für AusstellerInnen wie BesucherInnen attraktiv sind – wie Vorträge, Showcases oder Konferenzformate. Parallel zur Ausstellung der finalen Interieurprodukte geben wir die Möglichkeit zur Weiterbildung, beispielsweise über Themen wie Produktion und Recycling. Das vielfältige Angebot schafft zudem Synergien zwischen den unterschiedlichen Produktgruppen.

Die Heimtextil wird in diesem Jahr parallel zur Techtextil und Texprocess stattfinden. Welche Synergien möchten Sie hier schaffen?

Olaf Schmidt: Zwar hat jede der drei Veranstaltungen eigene Zielgruppen, aber es gibt Schnittmengen – sowohl thematisch, als auch auf Seiten der AusstellerInnen und BesucherInnen. Und diese wollen wir auf dem Heimtextil Summer Special vermehrt herausstellen. Beispiel: Eine Kundin/ ein Kunde der Heimtextil möchte die Ware konfektionieren. Die Cuttingmaschinen, Nähmaschinen oder Stickmaschinen hierfür finden sie auf der Texprocess. Ebenso gibt es für AnbieterInnen von funktionalen Textilien auf der Techtextil Synergien zur nachhaltigen Mode, wie in Form des Neonyt-Lab vom 24. bis 26. Juni in der Union Halle. Diese Verbindungen sichtbar werden zu lassen, um die Wertschöpfungskette besser nachvollziehen zu können, ist für alle Seiten spannend.

Nach dem Summer Special vom 21. bis zum 24. Juni 2022 findet die nächste Heimtextil wieder regulär im Januar 2023 statt. Setzt die kurze Zeitspanne die HerstellerInnen nicht etwas zu sehr unter Druck?

Olaf Schmidt: Nachdem klar wurde, dass wir im Januar 2022 aufgrund der Pandemie erneut keine Heimtextil anbieten können, haben wir bei unseren KundInnen eine Befragung durchgeführt, ob es eine Option wäre im Sommer auszustellen. Das Feedback war sehr positiv, auch wenn ein Summer Special nicht den gleichen Umfang bieten kann wie der reguläre Messeauftakt im Januar. Nach zwei Jahren Zwangspause ist die internationale Nachfrage wieder in Kontakt zu treten auf allen Seiten der Branche sehr hoch – und das bestätigt auch das Angebot des Messeprodukts an sich. Daher haben wir uns entschlossen, etwa 800 AusstellerInnen in einem kleineren Rahmen die Möglichkeit zu geben ihre Produkte zu präsentieren. Zusammen mit der Techtextil und Texprocess kommen wir auf über 2.000 AusstellerInnen.

Gibt es Veränderungen in der Struktur der Textilmessen auf der Messe Frankfurt, die im Zuge der Pandemie entstanden sind und die Sie gerne beibehalten würden?

Olaf Schmidt: Schon vor der Pandemie war in aller Munde, wie sehr die Digitalisierung auch im Messebereich voranschreitet – da gab es im Zuge der Pandemie sicher einen Schub. Digitale Elemente werden das Messewesen weiterhin ergänzen, je nach Branche unterschiedlich umfangreich. Parallel dazu haben wir in den letzten zwei Jahren erlebt, dass die digitalen Werkzeuge und Plattformen eine physische Messe nicht ersetzen können. Wir brauchen den persönlichen Kontakt, wollen die Kollektionen real statt über einen Bildschirm sehen und die Haptik der Stoffe im wahrsten Sinne begreifen können. Zudem bietet eine Messe auch eine unkomplizierte Möglichkeit, sich auf einem neutralen Boden mit WettbewerberInnen austauschen zu können.

Welche Regularien werden MessebesucherInnen des Heimtextil Summer Specials beachten müssen?

Olaf Schmidt: Mit dem Wegfall der Zugangsbeschränkungen können sich die BesucherInnen auf der Messe wieder frei bewegen, was für alle Seiten eine enorme Entlastung bedeutet.

Inwiefern können die Textilmessen der Messe Frankfurt ein nachhaltiges Angebot bieten?

Olaf Schmidt: Die Messe Frankfurt engagiert sich seit Jahren auf allen Ebenen für ein nachhaltiges und umweltfreundliches Angebot: Von der Nutzung erneuerbarer Energien für die Stromversorgung über eine hohe Recyclingquote der Auf- und Abbauten bis zu einer engen Zusammenarbeit mit dem UN Office for Partnerships und dem Conscious Fashion and Lifestyle Network. Wir arbeiten daran, die Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen, indem wir den Textil- und Modesektor informieren und dazu anregen, Lösungen für einen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Wandel umzusetzen. Die Textilindustrie hat sich viele Jahre nicht optimal aufgestellt und aktuell findet eine große und wichtige Transformation statt. Diese Entwicklung möchten wir auf unseren Messen aufzeigen und unterstützen.

Auf der Heimtextil gibt es zudem seit gut zehn Jahren das "Green Village", eine Plattform für Siegelgeber und Zertifizierer. Das "Green Directory" bietet ein Online-Verzeichnis aller AnbieterInnen nachhaltig produzierter Textilien und die "Green Tours" führen auf der Messe die BesucherInnen direkt zu den nachhaltig produzierenden Unternehmen. Auch in der Heimtextil Conference "Sleep & More" wird unter anderem thematisiert, wie ein nachhaltiges Hotelzimmer aussehen kann oder Matratzen Teil der Kreislauftwirtschaft werden können. Wir stoßen Veränderungsprozesse an und bilden diese auf der Plattform der Messe ab. Natürlich bleibt neben der umweltbewussten Präsentation die Eigenverantwortung bei den AusstellerInnen, ihre Produktion möglichst nachhaltig durchzuführen. Das Thema der Nachhaltigkeit ist hochkomplex und oft auch eine Frage der Definition. So gibt es Stimmen, die sagen, dass es nicht nachhaltig ist, wenn internationale BesucherInnen jedes Jahr zu den Fachmessen reisen – dabei stellt sich aber die Frage, ob das Reiseverhalten nicht an anderer Stelle mehr wird, wenn die regelmäßige Möglichkeit des Branchentreffs wegfällt.

Was erwartet die BesucherInnen im Trend Space des Heimtextil Summer Specials 2022?

Olaf Schmidt: Der Trend Space in Halle 4.0 wird unter dem Titel "Next Horizons" von SPOTT trends & business unter der Leitung von Anja Bisgaard Gaede realisiert. Der Fokus liegt klar auf den Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Für das Standdesign werden ausschließlich lokale Ressourcen, umweltfreundliche oder geliehene Materialen verwendet. Die BesucherInnen erwartet eine Inszenierung von Farben, Materialien, kuratierte Exponate sowie Vorträge und DIY-Aktionen. Online bieten wir schon vorab einen Heimtextil-Podcast an, in dem Anja Bisgard Gaede die aktuellen Themen beleuchtet und praktische Vorbereitungsgrundlagen für den Besuch der Trendfläche gibt.

Worauf freuen Sie sich im Rahmen des Heimtextil Summer Specials 2022 besonders?

Olaf Schmidt: Das ganze Team freut sich darauf, die KundInnen und BesucherInnen wiederzusehen. Der persönliche Austausch hat uns in den letzten Monaten sehr gefehlt und das Heimtextil Summer Special 2022 bietet dafür endlich wieder eine tolle Gelegenheit.


Heimtextil Summer Special

21. bis 24. Juni 2022

Messe Frankfurt GmbH
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main